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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen
Autoren: Zin meister Deana
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schüttelte den Kopf. »Alles war umsonst«, flüsterte sie.
    Urs streckte bereits die Hand aus, um sie zu streicheln, zog sie dann aber rasch wieder zurück.
    Susanna war die Bewegung nicht entgangen. Ihr war, als ob ein Schwert durch ihr Herz raste. Nur mit Mühe konnte sie die Tränen zurückhalten. Sie tat, als ob sie die Geste nicht bemerkt hätte.
    »Darf ich die Karte sehen?«, fragte Bendicht, der die Szene beobachtet hatte und beide ablenken wollte. Nachdenklich studierte er die Zeichen, Namen und Markierungen und blickte sich grübelnd um. Er schaute zur Sonne und zum Boden und ging einige Schritte hin und her.
    »Wir müssen warten, bis die Dämmerung einsetzt«, sagte er schließlich. Fragend zog Susanna die Augenbrauen zusammen, und auch Urs blickte seinen Oheim fragend an.
    »Deine Karte, Susanna, zeigt den genauen Standpunkt, wo der Mönch seinen Schatz vergraben hat.«
    »Das weiß ich. Aber wir haben keine magische Beschwörungsformel, um den Schatzgeist zu bannen. Wir haben keine Wünschelrute, keinen Bergspiegel und keine Kräuter – wir haben nichts, außer dieser Karte.«
    »Du vergisst, mein Kind: Ihr habt mich«, verkündete Bendicht und gab sich Mühe, nicht allzu belustigt auszusehen.
    »Ich verstehe dich nicht«, flüsterte Susanna erschöpft.
    »Paracelsus sagt …«, begann Bendicht, als er von Urs unterbrochen wurde: »Wir wissen, was der Gelehrte sagt, denn ich habe es in seinem Buch gelesen.«
    »Er lehnt Schatzsuchen ab«, erklärte Susanna leise.
    Bendicht schmunzelte. »Da ist nur zum Teil richtig. Paracelsus lehnte die Suche nach Schätzen der Naturgeister ab. Wir hingegen suchen keinen Schatz der Naturgeister, sondern folgen den Markierungen, die auf der Karte eingezeichnet sind. Dieser Schatz wurde nämlich von einem Menschen verscharrt, der wegen seiner Geldgier nun in der Zwischenwelt wandelt und erlöst werden muss.«
    Der Mond ging auf, und Bendicht blickte zufrieden um sich. Bereits bei Tageslicht hatte er die Stelle nahe der Aschbacher Kirche gesucht, die er bei Nacht beschwören wollte. »Es ist soweit«, sagte er zu Susanna und Urs, die aufgeregt neben ihm saßen. Er nahm die Schatzkarte zur Hand und schritt neben der Kirche über eine Wiese, auf der ein kleiner Findling lag.
    Bendicht hielt sich an einen Plan, den er sich Stunden zuvor in Gedanken zurechtgelegt hatte. Zuerst umrundete er den Stein drei Mal und murmelte dabei: »Nimm eine schwarze Katze, begrabe sie und sieben schwarze Bohnen in der Erde. Wenn die Bohnen wachsen, so nimm sie heraus und trage sie bei dir, dann siehst du alle Schätze.« Bendicht streute Körner über den Findling und schritt weiter zu einem Buchenhain. Dort berührte er zwölf Bäume, die rechts von ihm standen, und blickte zu Boden. Leise murmelte er: »Ich beschwöre euch, ihr Geister, gebt den Schatz frei!«
    Bendicht blickte suchend umher und erblickte mehrere helle Steine, die fest in den Boden gestampft schienen und vom Mond angestrahlt wurden. Er gab Urs ein Zeichen, und der reichte ihm den Spaten. Während Bendicht schaufelte, flüsterte er den Psalm 13, Vers 44, des Matthäus-Evangeliums: »Abermals ist gleich das Himmelreich einem verborgenen Schatz im Acker, welchen ein Mensch fand und verbarg ihn und ging hin vor Freuden über denselben und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker.«
    Susanna hatte eiskalte Hände und Füße. Sie konnte ihr Zittern kaum unterdrücken. Besorgt schaute sie sich nach allen Seiten um. Nicht nur die Angst vor der Seuche beherrschte sie. Nun kam die Furcht vor den Schatzgeistern noch hinzu. Zitternd griff sie nach der Münze in ihrer Rocktasche und flehte erneut den Heiligen Christophorus an, ihr beizustehen.
    Plötzlich war ein klingender Ton zu hören, als die Schaufel auf etwas Metallenes stieß. Susanna glaubte, ihr Herz würde aufhören zu schlagen, und schlug sich mit der Hand vor den Mund, um nicht aufzuschreien. Urs schaute aufgeregt zu ihr.
    Vorsichtig legte Bendicht einen goldenen Krug frei, der mit kleinen Edelsteinen verziert war. Er zog das Gefäß aus seinem Versteck und hielt es hoch, sodass Susanna und Urs es betrachten konnten. Der Krug war mit einem Stück Leinen verschlossen, das Bendicht behutsam entfernte. Er schüttete den Inhalt des Gefäßes vor Susanna auf den Boden. Silber- und Goldmünzen kullerten vor ihr in den Staub.
    »Du bist reich!«, sagte Bendicht zu Susanna, die fassungslos auf die Münzen starrte.
    »Aber der Schatzgeist«, wisperte Susanna voller
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