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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen
Autoren: Zin meister Deana
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Mannes belustigte.
    »Bist du von Sinnen?«, fragte der Amtmann entrüstet. »Ich kann nicht das Siegel des Kurfürsten aufbrechen. Das darf nur der Graf von Nassau-Saarbrücken«, erklärte er ernst.
    »Mir soll es recht sein«, sagte Bendicht gereizt. »Bringt uns zum Grafen, damit ich meinen Neffen endlich aus diesem Loch freibekomme.«
    Kesselstadt verschwand im Innern des Hauses, um kurz darauf in einen schwarzen Umhang gekleidet herauszukommen.
    »Wir müssen ein Stück an der Saar entlang bis zum Schloss gehen«, erklärte der Amtmann mürrisch und zischte: »Folgt mir!«
    Sie gingen längs der Mauer, die zur Saarseite gelegen war, und mussten an der Brücke nach Sankt Johann links abbiegen. Schon bald erreichten sie einen Torbogen, der der Zugang zum Schloss war. Wenige Schritte hinter dem Tor befanden sich rechts und links des Weges Wachhäuser. Davor standen zwei ernst dreinblickende Waffenträger in Uniform, die sich ihnen in den Weg stellten.
    »Welches Begehr?«, fragte einer und stellte seine Lanze gut sichtbar vor sich, als er den Amtmann erkannte. »Kesselstadt«, sagte er hochnäsig. »Was führt dich hierher?«
    »Halt’s Maul, Friedrich. Auch wenn du mein Stiefbruder bist, erwarte ich die nötige Ehrerbietung für mein Amt und meine Person. Ich muss den Grafen in einer dringlichen Angelegenheit sprechen.«
    Als der Wachmann etwas sagen wollte, zischte der Amtmann: »Wage nicht, mir die Lüge aufzutischen, dass der Graf nicht da sei. Ich weiß, dass er im Schloss weilt. Sonst kannst du dich das nächste Mal, wenn bei dir etwas im Argen liegt, selbst beraten. Jetzt lass mich nicht länger draußen stehen.«
    Bendicht konnte am Mienenspiel des Wachmanns erkennen, dass er mit sich kämpfte.
    »Sie bleibt mit den Pferden hier stehen«, forderte der Mann und zeigte mit seiner Lanze auf Susanna.
    »Wenn du es so befiehlst«, höhnte der Amtmann und schritt auf die kleine Brücke über den Burggraben, der die Festung von der Stadt trennte. »Beeil dich«, hielt er Bendicht an, der Susanna aufmunternd zulächelte.
    Im Eilschritt folgte er Kesselstadt durch einen langen breiten Gewölbegang, der durch das viereckige höchste Gebäude des Schlosses führte. Von dort gelangten sie in den Innenbereich der Schlossanlage, wo sich ein großer Platz öffnete, der von mächtigen Gebäuden umgeben war.
    »Du wartest hier«, wies Kesselstadt im Befehlston Bendicht an. Ohne seine Antwort abzuwarten, verschwand er in dem herrschaftlichen Bau. Es dauerte nicht lange, da kam der Amtmann zurück und sagte: »Ich werde mit euch nach Gersweiler kommen und dafür Sorge tragen, dass euer Neffe sofort freikommt.«
    Erleichtert schloss Bendicht für einen kurzen Augenblick die Augen. Der Amtmann blickte ihn mit seinen kleinen dunklen Augen durchdringend an. »Ich würde zu gerne wissen, warum sich der Kurfürst von Trier für euch Fremde einsetzt.«
    Bendicht lächelte und schwieg.
    Urs trat aus der Wirtsstube auf die Treppe und sog die frische Luft in seine Lunge ein. Er konnte nicht fassen, dass er ein freier Mann war und man ihn nicht länger eines Verbrechens beschuldigte, das er nicht begangen hatte. Gemeinsam mit Susanna und seinem Oheim ging er zur Koppel.
    »Was hat in dem Brief des Kurfürsten gestanden?«, wollte Urs wissen, der von der Tatsache, dass Karl Kaspar von der Leyen ihm geholfen hatte, beeindruckt war.
    »Das, mein Junge, soll dir dein Vater verraten«, sagte Bendicht verschmitzt lächelnd. Dann wandte er sich Susanna zu.
    »Was wirst du jetzt machen?«, fragte er sie.
    »Ich hadere mit mir, ob ich noch einmal zu der Kirche reiten soll. Vielleicht hat Jeremias den Schatz gefunden und gibt mir ein paar Münzen ab«, sagte sie leise. Susanna glaubte eine leichte Bewegung auszumachen, ganz so, als ob Urs ihre Hand berühren wollte. Doch anscheinend verließ ihn der Mut …
    »Du weißt, dass Jeremias ein Schurke ist. Glaubst du wirklich, dass er den Schatz mit dir teilen wird?«, fragte Urs ungläubig. Während er ihr fest in die Augen blickte, glaubte er einen besonderen Schimmer darin zu erkennen.
    »Natürlich weiß ich das, aber ich habe keine Wahl«, antwortete Susanna und erwiderte Urs’ Blick, während sie verlegen erklärte: »Nur mit dem Schatz kann ich mit meinem Vetter Arthur ein besseres Leben führen.«
    Bendicht waren die Blicke der beiden jungen Menschen nicht entgangen, die anscheinend zueinander wollten, aber nicht konnten. Keiner der beiden wagte seine Gefühle ehrlich auszusprechen.
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