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Das Pesttuch

Das Pesttuch

Titel: Das Pesttuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brooks
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über mein Gespür dafür, was sich schickte und was nicht. Ich winkte Mister Viccars die Treppe hinunter, wo er auf mich warten sollte, und zog meine grobe Serge-Tunika aus. Erstmals seit Monaten fiel mir auf, wie verschmuddelt meine U n terwäsche war, vo l ler Schweiß - und Milchflecken. Da ich es unschicklich fand, das neue Kleid über di e se unsa u beren Teile anzuziehen, schlüpfte ich auch aus diesen. Einen Augenblick stand ich da und b e trachtete meinen Körper. Harte Arbeit und ein karger Winter hatten mir die weichen Polster g e raubt, die von Toms Geburt zurückgeblieben w a ren. Sam hatte es gemocht, wenn ich etwas auf den Rippen hatte. Was mochte wohl George Vi c cars? Der Gedanke erregte mich so, dass ich rot anlief und meine Kehle eng wurde. Ich hob das grüne Kleid auf. Weich glitt es über mein nacktes Fleisch. Mein Körper fühlte sich so lebendig wie schon lange nicht mehr, und ich wusste nur allzu genau, dass dies nur teilweise damit zu tun hatte, wie gut sich dieses Kleid anfühlte. Bei jeder B e wegung schwang der Rock mit, und ich hätte am liebsten getanzt wie ein Mädchen.
    George Viccars hatte mir den Rücken zugedreht und wärmte sich die Hände am Feuer. Als er meine Schritte auf der Treppe hörte, drehte er sich um und hielt die Luft an. Dann strahlte er übers ganze G e sicht. Ich drehte mich im Kreise, wodurch der Rock um mich herumwirbelte. Er klatschte in die Hände und breitete sie anschli e ßend weit aus. »Mistress, Ihnen würde i ch ein Dutzend solcher Gewänder m a chen, um I h re Schönheit zu unterstreichen!« Dann schwand der spielerische Ton aus seiner Stimme, sie wurde le i ser, belegt. »Ich wünschte, Sie würden mich für wert ha l ten, Sie in jeder Hinsicht zu versorgen.« Er kam durchs Zimmer auf mich zu, umfasste meine Taille, zog mich zärtlich an sich und küsste mich. Ich will nicht behaupten, dass ich wüsste, was passiert wäre, wenn sich seine Haut bei der leisesten Berü h rung nicht derart heiß angefühlt hätte, dass ich z u rückwich.
    »Aber Sie haben ja Fieber!«, rief ich und legte ihm mütterlich die Hand auf die Stirn. Damit war der Zauber dieses Augenblicks gebrochen.
    »Das ist wahr«, sagte er, wobei er mich losließ und sich erneut die Schläfen rieb. »Schon den ganzen Tag habe ich mich gefühlt, als ob eine Krankheit im Anzug sei. Jetzt ist sie wohl da, denn mein Kopf dröhnt, und ein schrecklicher Schmerz wühlt in me i nen Knochen.«
    »Gehen Sie zu Bett«, sagte ich zärtlich. »Ich we r de Ihnen ein kühles Getränk mit nach oben geben. Morgen, wenn Sie wieder ganz gesund sind, werden wir über diese Dinge sprechen.«
     
    Ich weiß nicht, wie George Viccars in jener Nacht schlief. Ich jedenfalls fand nur mühsam Ruhe. Meine Gedanken purzelten durcheinander und verwirrten mich, Gefühle erwachten wieder, die mir nicht gän z lich willkommen waren. Lange Zeit lag ich im Du n keln da und lauschte den le i sen weichen Atemzügen meiner Kleinen, die wie Tiere neben mir atmeten. Ich schloss die Augen und beschwor jenes Gefühl he r auf, das ich empfunden hatte, als sich George Vi c cars’ Hände zärtlich um meine Taille legten. Ich glich einer Frau, die den ganzen Tag das Essen ve r gisst, bis der Duft aus einer fremden Bratpfanne sie an ihren unbändigen Hunger erinnert. In der Dunke l heit umschloss meine ausgestreckte Hand Toms wi n zige Faust, die an e ine Knospe erinnerte. Dabei wu r de mir eines klar: Ich liebte die Berü h rung durch die Händchen meiner Kinder, und doch war da noch eine andere Art von Berühren, wonach mein Körper hu n gerte – hart und drä n gend.
    Am Morgen erhob ich mich noch vor dem er s ten Hahnenschrei, um meine Haushaltspflichten zu erl e digen, bevor George Viccars aus seiner Dachkammer herunterkam. Ich wollte ihm erst dann begegnen, nachdem ich mir über meine Wünsche klar geworden war. Die Kinder ließ ich schlafend in einem Knäuel zurück, den Winzling Tom, der sich wie eine Nuss in ihre Schale kuschelte, während Jamie die dünnen Armchen weit über die Pritsche breitete. So süß du f teten die beiden, wie sie da lagen, warm vom Nach t schlaf. Auf ihren Köpfchen spross das zarte blonde Flaumhaar ihres Vaters und schimmerte hell in der Dämmerung. Zwischen meinen dichten dunklen Ha a ren und ihren blassen Locken konnte es keinen gr ö ßeren Unterschied geben. Allerdings meinte jeder, ihre kleinen Gesichter würden eher meinem ähneln als dem ihres Vaters, falls man so etwas in derart u n

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