Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle
Autoren: Deborah Hale
Vom Netzwerk:
Hundertblütenzauber uns in einer Menge verschwinden lassen, wenn hier meilenweit keine anderen Umbrianer zu sehen sind?”, fragte er, während er im weiten Bogen um eine Furt herumritt, von der er vermutete, dass sie bewacht wurde.
    Sie kamen an einigen verstreut liegenden Bauernhöfen und zwei kleinen Dörfern vorbei. Doch Rath bestand darauf, unter freiem Himmel zu übernachten. “Es ist warm genug, um draußen zu schlafen, und unser Proviant reicht aus, bis wir die Küste erreichen. Ich möchte keine unnötige Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Außerdem, falls doch irgendein Widerling unserer Spur folgen sollte, wird ihm niemand etwas über uns erzählen können.”
    “Nun, hier ist es”, sagte er schließlich, als sie auf dem höchsten Punkt einer kleinen Steigung angekommen waren.
    “Hier ist was?” Maura spähte den weiten Hang hinunter bis zu einer dicken, dunklen Nebelbank. Wenn sie sich anstrengte, glaubte sie in dem Dunst eine Anzahl dicht gedrängter Dachfirste erkennen zu können.
    “Duskport. Das restliche Jahr über ist es hier viel wärmer als in anderen Städten des hohen Nordens. Doch im Sommer wird alles von dieser grauen Nebelsuppe überrollt. Kennst du nicht das Sprichwort: 'Besser ein Winter in Bagno als ein Sommer in Duskport'?”
    “Es ist also kalt, nicht wahr?”
    “Aye.” Rath gab seinem Pferd einen kleinen Stoß mit den Fersen und Maura und er hielten auf den Nebel zu. “Das ist die Art von Nebel, die sich nach einer Weile so richtig in deinen Knochen festsetzt. Aber die Schmuggler und Taschendiebe mögen ihn, weil er ihre Taten verbirgt … oder
sie
verbirgt, falls sie sich verstecken müssen. Was immer du tust, bleib dicht bei mir. Und vielleicht nimmst du ein klein wenig von dem Zeug aus dem Schultergurt da, damit du es zur Hand hast, falls wir Ärger bekommen.”
    Maura fühlte einen Kloß im Hals. Aber sie schluckte ihn tapfer hinunter und lenkte ihr Pferd so nahe an das von Rath heran, wie sie es wagen konnte, ohne dass sich die Hufe der Tiere trafen und ihre Reiter Gefahr liefen, abgeworfen zu werden. Nachdem sie die Vorzüge einiger Zaubermittel, die sie in ihrem Schultergurt mit sich führte, gegeneinander abgewogen hatte, entschied sie sich für eine gute Portion Irrsinnsfarn, den sie in der Faust bereithielt.
    Der Allgeber segne die Twariths aus Westborne, die Mauras leere Taschen ihres Gurts wieder gefüllt hatten! Zu schade nur, dass sie keine Sturmvogelfedern mehr vorrätig gehabt hatten. Dort, wo sie und Rath jetzt hingingen, wäre es wahrscheinlich sehr nützlich, beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten einfach verschwinden zu können. Doch wie die Umstände nun einmal waren, musste sie sich damit zufriedengeben, die Feinde nur zu verwirren, die ihnen über den Weg liefen. Wenn der Irrsinnsfarn noch frisch war, hatte der Zauber eine sehr starke Wirkung und konnte eine ziemlich große Menge von Leuten ganz schön durcheinanderbringen.
    Als sie den Stadtrand erreicht hatten, machte Rath Maura ein Zeichen, aus dem Sattel zu steigen und das Pferd zu führen. “So lenken wir weniger die Aufmerksamkeit auf uns. Außerdem sind die meisten Straßen eng und verwinkelt – zu Fuß kommt man leichter voran.”
    Sie trafen auf nur eine Han-Patrouille – drei Soldaten mit einem Hund, die wachsam die Blicke umherschweifen ließen, gerade so, als befürchteten sie jeden Augenblick einen Hinterhalt. Dank des Hundertblütenzaubers, den Maura über sie beide gelegt hatte, nahmen die Soldaten trotz ihrer erhöhten Wachsamkeit keine Notiz von ihnen. Nur der Hund schien sie zu bemerken, zerrte an seiner kurzen Kette und knurrte drohend in ihre Richtung.
    Als die Patrouille an ihnen vorbeigezogen war, war Maura erleichtert – aber nicht lange. Die nächste Zeit verbrachten sie und Rath damit, sich einigen der weniger bedrohlich wirkenden Einwohner von Duskport zu nähern. Jedem flüsterte Maura einen Satz auf Altumbrisch zu, den die Anhänger des Allgebers verstehen und auf den sie antworten konnten.
    Doch die Leute, die sie ansprach, schenkten ihr nur ängstlich erstaunte Blicke und eilten ihres Weges.
    “Das bringt nichts”, murmelte Rath schließlich. “Wir sollten die Pferde in dem Stall lassen, an dem wir auf dem Weg in die Stadt vorbeigekommen sind. Er sah halbwegs anständig aus – als würden sie die Tiere nicht an jemand anderen verkaufen, kaum dass wir aus der Tür sind.”
    So gingen sie zu dem Stall zurück und verirrten sich dabei fast im kalten Nebel. Als sie den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher