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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara
Autoren: Gabriel Galen
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und als am Morgen bei den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne die Hörner von den Zinnen des Schlosses erklangen, war bereits ganz Parisaadh auf den Beinen.
    Draußen vor der Stadt waren eine Menge bunter Zelte aufgeschlagen. Nach den Feierlic hkeiten im Schloss sollten sich die Krönungspaare dem Volke zeigen, und danach war das große Fest vor den Toren der Stadt für die Bevölkerung geplant, da die Plätze in der Stadt für die Menge Menschen nicht ausreichten.
    Der große Thronsaal im Schloss war festlich geschmückt mit Blumen und Fahnen in den Farben der beiden Nationen: weiß und blau für Antara, rot und gelb für Moradon. In ihre schönsten Gewänder gehüllt warteten die Edlen auf das Erscheinen ihrer Herrscher.
     
    Und dann wurde die breite Flügeltür geöffnet, und Lagor trat ein, in der Hand den geschnitzten Stab seiner neuen Würde als Haushofmeister. Dreimal stieß er den Stab auf den Boden.
     
    „Höret, höret, höret!“ rief er. „Edelinge von Antara und Moradon! Höret und merket auf! Hier kommt Yorn von Niveda, der Sohn des Waskor und der Elia, mit Vanea, Tochter des Pelas und der Syra, Königin von Naminedia, dem Nebelreich im hohen Norden. Und es kommt Sabrete, Tochter des Xero und der Clia, Prinzessin von Moradon, mit Reven, Sohn des Loran und der Mara, Ziehbruder des zukünftigen Hochkönigs von Antara und Moradon. Höret und merket auf, und erweiset ihnen die Ehre!“
     
    Tief verneigten sich die Versammelten, als die Genannten nun hereinschritten. Vanea und Yorn waren gekleidet in prächtige, mit Silberfäden bestickte Gewänder in den Farben von Antara, und von ihren Schultern flossen lange Umhänge, weiß für Vanea, blau für Yorn. Die Schleppen wurden von je zwei kleinen Buben getragen, ebenfalls in blau-weißer Kleidung. Vaneas jetzt wieder schneeige Haarfülle war zum Teil in eine kunstvolle Haarkrone geflochten, die von einem schmalen Diadem zum Zeichen ihrer Würde als Königin gehalten wurde. Der Rest ihrer weichen Lockenpracht fiel lose auf den Umhang nieder und wetteiferte mit der weißen Seide im Glanz. Um ihren schlanken Hals lag ein prächtiges Geschmeide aus weißem Gold und tiefblauen Saphiren - ein Geschenk Sabretes. Yorn war barhäuptig, und in seinem blonden Haar ließen die durch die Fenster fallenden Sonnenstrahlen goldene Reflexe aufblitzen. Sein einziger Schmuck war das Schwertgehänge, das mit gehämmerten Goldplatten besetzt war.
     
    Als Yorn Vanea nun zu den Thronen am Kopfende des Saals führte, waren sowohl Moradonen als auch Antaren entzückt von der mädchenhaften Schönheit ihrer zukünftigen Hochkönigin.
     
    Nachdem Yorn und Vanea auf den beiden rechten Sesseln Platz genommen hatten und ihre Umhänge um sie herumdrapiert waren, traten Reven und Sabrete ein. Auch sie waren in die Farben ihres Landes gekleidet, rot mit goldener Stickerei war der Umhang Sabretes, gelb mit roten Verzierungen der von Reven. Sabretes nachtdunkle Flechten wurden durch goldene Nadeln gehalten, prächtige Rubine zierten ihren Hals. Die schmale Taille umschloss ein kostbarer Gürtel aus Gold, besetzt mit Rubinen und blassgelben Diamanten. Und so schön war auch Sabrete, dass die Anwesenden sich an ihr kaum satt sehen konnten.
    Yorn war freudig überrascht, als er dem Bruder nun entgegensah. War dieser stolze Prinz, der da mit so natürlicher Würde auf ihn zu schritt, wirklich der selbe Reven, mit dem er sich um die besten Bissen aus Mutters Fleischtopf gestritten hatte? Wer würde jetzt dieser Hand, die so elegant eine der schönsten Frauen des Reiches führte, noch den Pflug und die Axt ansehen?
    Dort kam ein König, kein Bauer! Lächelnd schaute Yorn zu Loran und Mara hinüber, die sich augenscheinlich u nter all den Edlen und in ihrer prächtigen Kleidung nicht sehr wohl fühlten. Aber er sah das Glück und den Stolz in ihren Augen, wenn sie vom einen ihrer Söhne zum anderen blickten.
    Er stand auf, ging Reven und Sabrete entgegen und geleitete sie zu den Sesseln auf der linken Seite.
    Nith trat ein, ganz in Weiß gekleidet, und an seiner Seite Kandon, der die Farben von Antara trug. Nith hielt eine kleine schwarze Holztruhe in den Händen. Zuletzt führte Schorangar Finia in den Saal. Yorn staunte, denn von Finia schien ein Teil ihres Alters abgefallen zu sein. Hoch aufgerichtet schritt die edle Frau an der Seite ihres Gatten, dem sie nun endlich nach so vielen Jahren angetraut worden war, auf die bereitgestellten Sitze zu. Ihre blinden Augen schienen sehend zu sein,
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