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Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes
Autoren: John Maddox Roberts
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verrückten Gottheiten, die sich in den vergangenen Jahren in Italia breitgemacht hatten, durchaus respektabel. Obwohl die Römer zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse wahrlich über eine ausreichende Anzahl an Göttern verfügten, brachten sie und andere Italier eine übertriebene Begeisterung dafür auf, neue Götter aus aller Welt zu übernehmen, vor allem aus Asien, wo Götter wie Vieh gezüchtet werden. Viele dieser ausländischen Gottheiten waren so geschmacklos und ihre Riten so skandalös, dass die Censoren sie immer öfter aus Rom verbannten.
    „Ehrwürdiger Praetor“, begann der Anführer der Delegation, ein gewisser Simonides, „wir sind gekommen, um dich zu fragen, welche Maßnahmen nach dem scheußlichen Mord an unserem geliebten Kollegen Eugaeon ergriffen wurden.“
    „Die Ermittlungen gehen zügig voran“, versicherte ich ihm. „Eines kann ich schon jetzt sagen: Ich verdächtige gewisse Priester eures Gottes dieses Mordes.“
    „Das ist völlig ausgeschlossen!“, entgegnete er schockiert. „Ein Priester des Apollo würde niemals Gewalt gegen seinesgleichen anwenden!“
    „Wie bitte? Mir ist noch niemand begegnet, der vor einem Mord zurückgeschreckt wäre, wenn er ein Motiv hatte, und das gilt auch für Priester. Du hast nicht zufällig einen dieser flüchtigen Priester gesehen, oder? Meine Männer haben überall nach ihnen gesucht.“
    „In unseren Tempeln ist keiner von ihnen aufgetaucht“, erwiderte Simonides. „Wir fürchten, dass sie ebenfalls ermordet wurden.“
    „Tatsächlich? Vielleicht sollte ich noch einmal einen meiner Männer zu dem unterirdischen Fluss hinunterschicken und nachsehen lassen, ob sie tot auf dem Wasser treiben. Wer glaubst du denn, könnte es darauf abgesehen haben, die gesamte Priesterschaft eines Tempels umzubringen?“
    „Die verfluchten Anhänger der Hekate natürlich!“, knurrte ein anderer der Apollopriester.
    „Dabei sind ausgerechnet sie die Einzigen in der Umgebung, die ich nicht in Verdacht habe“, wandte ich ein. „Sie haben mich und mein Gefolge von dem Augenblick an begleitet, in dem wir uns von Eugaeon verabschiedet haben, und waren bis zu dem Moment bei uns, als seine Leiche an der Wasseroberfläche auftauchte. Ich wüsste nicht, wie sie sich des Verbrechens schuldig gemacht haben sollten.“
    „Bist du sicher, dass alle die ganze Zeit bei euch waren?“, fragte Simonides.
    „Nein. Aber sie werden zurzeit von einem meiner un-nachgiebigsten Ermittler verhört.“ Die Beschreibung traf ziemlich gut auf Julia zu.
    „Sie reden nur, wenn du rigide Methoden anwendest. Sie sind nicht besser als Sklaven. Ich empfehle dir, sie zu foltern.“
    „Das sind harte Worte für einen Priester, der im Dienste des Gottes des Lichtes steht“, stellte ich fest.
    „Sie sind Feinde der gesamten Menschheit!“, ereiferte sich ein anderer der Apollopriester. „Sie beschwören die Toten und praktizieren alle möglichen Arten von schwarzer Magie! Viele von uns haben ihre Flüche schon zu spüren bekommen.“
    „Dafür seht ihr aber alle noch ganz gesund aus. Gehe ich recht in der Annahme, dass eure Tempel schon seit langer Zeit miteinander verfeindet sind?“
    „Seit Jahrhunderten, Praetor“, bestätigte Simonides. „Früher gab es hier einmal viele Heiligtümer der Hekate, aber die Verehrung der rechtmäßigen Götter hat sich durchgesetzt, und so wurden die heiligen Stätten der Hekate eine nach der anderen ausgelöscht. Die Einzige, die noch übrig geblieben ist, ist die älteste von allen, das Heiligtum des Orakels der Toten. Aus dem stinkenden Tunnel speit die ausländische Göttin ihre niederträchtigen Lügen und versucht, die rechtschaffenen Menschen Italias auf Abwege zu bringen.“
    „ Ich stimme dir zu, dass sie in Rätseln spricht, aber ob sie lügt, weiß ich noch nicht. Du kannst dich darauf verlassen, dass der oder die Übeltäter schnellstmöglich zu mir gebracht, verhört und verurteilt werden.“ Nach dem Austausch einiger Höflichkeiten zogen sie davon, nicht im Geringsten beruhigt oder zufrieden gestellt. Ich hatte schon Über viele schwierige Fälle zu Gericht gesessen, aber noch nie erlebt, dass beide Parteien mit dem Urteil zufrieden waren. Oft war keine der Parteien zufrieden. So sind die Leute nun einmal.
    Angehörige sämtlicher Stände strömten zu dem Doppeltempel. Das passiert fast immer, wenn irgendwo ein merkwürdiges Verbrechen geschehen ist. Die Leute kommen zum Gaffen, dabei ist es mir ein Rätsel, was sie eigentlich zu
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