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Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Titel: Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)
Autoren: Tom Egeland
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Antiquitates Judaicae , dass der Nil einer der vier Ströme des Paradieses ist. Der erste, Pischon, ist schwer zu identifizieren. Flavius Josephus meinte, dass der Pischon der Ganges in Indien ist, während der französische Rabbi Rashi – bekannt für seine Auslegungen der Tora und des Talmud – meinte, der Pischon müsse der Nil sein. Das Land Hawila, wo es Gold gibt, duftende Harze und Onyxe, wird von den meisten in Äthiopien platziert. Das Land Kusch ist das Gebiet des heutigen Sudans und Äthiopiens. Folglich behaupten die Äthiopier hartnäckig, dass Gihon der Blaue Nil sein muss, der in Khartoum im Sudan auf den Weißen Nil trifft. Kurz und gut – ziemlich verwirrend, das Ganze.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass diese Wüste einstmals der Garten Eden war?«, fragte Professor Moretti amüsiert.
    »Ganz und gar nicht«, antwortete Nick Carver.
    »Zumindest nicht im wörtlichen oder biblischen Sinne«, übernahm William Blackmore. »Was uns interessiert, ist, wie die Idee vom Garten Eden entstanden ist. Wie kann eine Geschichte, die von Generation zu Generation weitergegeben wird, sich nach und nach zu einem Mythos entwickeln, der schließlich Eingang in die Bibel findet?«
    »Kurzum: Wir glauben, dass die Darstellung des Gartens Eden in der Bibel von den Nachkommen derer entworfen wurde, die das einst so fruchtbare Paradies verlassen mussten«, sagte Nick. »Der Mythos vom Garten Eden ist ihre idyllisierte Version des Paradieses, die in den Erzählungen der vertriebenen Stämme an den Lagerfeuern entlang des Nils immer und immer wieder neu erschaffen wurde.«
    »Nicht unähnlich der Geschichte der Sintflut«, fuhr William Blackmore fort. »Der Mythos der Sintflut basiert vermutlich auf einem Ereignis, das vor 7600 Jahren stattfand, als das Mittelmeer sich ausdehnte und das Schwarze Meer füllte. Die Stämme, die an den fruchtbaren Ufern des Schwarzen Meeres lebten, sahen mit an, wie das Wasser immer weiter stieg. Zuerst einen Meter, dann zwei, drei Meter – am Ende waren es ungefähr dreißig Meter. Die Geschichte des steigenden Wassers nahmen die Stämme mit, als sie ihre Sachen packten und flüchteten. Im Laufe der Jahrtausende ist aus dieser Geschichte der Mythos um die Sintflut entstanden. Erstmals schriftlich wiedergegeben im mesopotamischen Gilgamesch-Epos, später veredelt im Alten Testament.«
    »Es ist natürlich kein Zufall, dass wir uns genau an dieser Stelle befinden«, sagte Nick. »Der Grund ist ein dramatisches Ereignis, das sich vor fünftausend Jahren hier abspielte. Wie Sie vom Helikopter aus sehen konnten, gibt es in der Nähe einen Krater. Den Kamil-Krater. Der wurde erst 2008 von einem Kurator des Naturkundemuseums in Mailand entdeckt. Mit Hilfe von Google Earth. 2010 bestätigte eine italienisch-ägyptische Forschungsexpedition, dass es sich um einen fünftausend Jahre alten Meteoritenkrater handelt. Ich weiß, dass es heiß dort draußen ist, aber wollen wir es uns trotzdem anschauen?«
    Ich hätte gerne protestiert, war aber viel zu neugierig. Folgsam zog ich den Sonnenhut tief in die Stirn und setzte die Sonnenbrille auf meine bereits verbrannte Nase.
    Auch wenn ich diesmal darauf eingestellt war, war es nicht schön, die kühle Baracke zu verlassen und nach draußen in die gleißende Sonne zu treten. In die Verbrennungsanlage, wo die Cherubim ihr flammendes Schwert schwangen. Selbst die Skorpione hatten sich verdrückt.
    Von der Baracke waren es vielleicht fünfzehn, zwanzig Meter bis zum Rand des Kamil-Kraters. Angelica und der Professor gingen Hand in Hand. Ein romantischer Spaziergang bei fünfzig Grad Hitze. Ich taumelte mit wenigen Metern Abstand hinter ihnen her. Ich war fast sicher, dass die Gummisohlen meiner Schuhe bereits schmolzen.
    Der Krater maß etwa vierzig, fünfzig Meter im Durchmesser. Ein großer, runder Sandkasten. Der ausgefranste Rand bestand aus Schotter und riesigen Steinbrocken, die beim Einschlag des Meteoriten vor fünftausend Jahren hochkatapultiert worden waren. Die Jahrtausende und der Wüstenwind hatten den Krater mit Sand gefüllt. Um den Krater herum, unter schützenden, an vier Stangen befestigten Stoffdächern, saßen Forscher in weißen Overalls und arbeiteten im Sand und Schotter. Zwischen den Erhebungen um den Kraterrand hatten sie dünne weiße Schnüre gespannt, die ein Schachbrettmuster aus gleich großen Quadraten bildeten. Nicht unähnlich einer archäologischen Ausgrabungsstätte.
    Nick Carver führte uns am äußeren Kraterrand
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