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Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Titel: Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)
Autoren: Tom Egeland
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verliere mitunter schnell den Halt in der Wirklichkeit.
    Nein, für Napoleon habe ich mich nie gehalten.

I

    _____________________________
    FLORENZ
SONNTAGABEND – MONTAGVORMITTAG
_____________________________

Wenn du in das Land kommst, das dir der HERR , dein Gott, geben wird, so sollst du nicht lernen tun die Gräuel dieser Völker, dass nicht jemand unter dir gefunden werde, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lasse, oder ein Weissager oder Tagewähler oder der auf Vogelgeschrei achte oder ein Zauberer oder Beschwörer oder Wahrsager oder Zeichendeuter oder der die Toten frage.
    5. BUCH MOSE
    Gott ist nicht zufrieden.
Wir haben Feinde des Glaubens im Königreich.

Dieu n’est pas content, nous avons
des ennemis de la foi dans le Royaume.
    AUS DER ARRESTORDER FÜR DIE TEMPELRITTER, AUSGESTELLT VOM FRANZÖSISCHEN KÖNIG PHILIPP IV., 1307

K APITEL 1 Die Bibliothek des Teufels
    F LORENZ,
S ONNTAGABEND
    I
    Die Zukunft ist eine Ahnung. Vielleicht ein Versprechen. Eine Hoffnung. Manchmal eine Bedrohung oder eine Angst. So richtig weiß man das nie.
    Als Professor Lorenzo Moretti die Bühne betrat, um seinen Vortrag über Codes und versteckte Botschaften in Manuskripten aus dem Spätmittelalter und der Renaissance zu beginnen, ahnten weder er noch wir, die wir im Saal saßen, dass das der Beginn einer Verkettung dramatischer Ereignisse sein würde, die das Leben aller, die mehr oder weniger freiwillig darin verstrickt waren, verändern sollten.
    Professor Moretti war ein gut aussehender Mann, das musste man ihm lassen. Italiener. Man kennt diesen Typ. Maskulin. Graue Schläfen. Wache Augen. Hornbrille. Jeans und Blazer. Immer ein Lächeln auf den Lippen. Und immer eine passende, schlagfertige Antwort. Laut Programm war er sechzig, er sah aber aus wie ein Vierzigjähriger mit Privattrainer. Mitten auf der Bühne blieb er mit einer Selbstsicherheit, um die man ihn nur beneiden konnte, stehen und blinzelte in das scharfe Licht. Ein paar Sekunden lang genoss er den Applaus, der die hingerissenen Seufzer des weiblichen Publikums übertönte. Dann verbeugte er sich erst nach rechts, dann nach links, bühnenerfahren wie ein Konzertpianist. Und selbstverliebt wie ein Rockstar.
    »Grazie. Grazie!«
    Mit eleganten Bewegungen ging er zum Rednerpult. Die Mahagonifront war mit dem Wappen der Medici-Familie geschmückt, darunter vergoldete Buchstaben:

    CASTELLO CATULLUS
    KULTURZENTRUM
    Er tippte mit dem Finger auf das Mikrofon und beugte sich vor.
    »Können Sie mich hören?«
    Seine tiefe Stimme hallte so laut, dass er nur ein höfliches Lachen als Antwort erhielt. Moretti rückte seinen Kragen zurecht und sah lächelnd ins Publikum. Wir waren ein paar hundert Teilnehmer. Forscher. Manch einer würde uns sicher als Nerds bezeichnen. Fachidioten. Experten für die obskursten Themen. Archäologen wie ich. Historiker, Ethnologen, Theologen und Religionshistoriker. Linguisten, Philologen, Semiotiker, Antiquare und Konservatoren. Und vielleicht auch ein paar codeknackende Kryptologen. Aus der ganzen Welt waren wir hierher in das Kulturzentrum des Castello Catullus gekommen, um an einem viertägigen wissenschaftlichen Symposium über die unzähligen Manuskripte des Mittelalters und der Renaissance teilzunehmen, die Codes, Chiffren, Rätsel, Anagramme und Prophezeiungen enthielten. Ich selbst war eingeladen worden, um den Abschlussvortrag zu halten. Über meine eigenen Funde. Mit den Jahren war da einiges zusammengekommen. Mein Hauptfokus sollte auf der altertümlichen Schrift liegen, die in den Medien als das Luzifer-Evangelium bekannt geworden war. Das ist eine lange Geschichte. Mir graute es bereits jetzt, denn ich hasse es, Vorträge zu halten. Diese intensive Aufmerksamkeit des Publikums. Der stockende Atem. Der trockene Mund, die am Gaumen klebende Zunge und das Herz, das hämmert, als wollte es den Brustkorb sprengen. Aber meine Stelle an der Universität in Oslo verlangte die Teilnahme an internationalen Kongressen. Dem konnte ich nicht entgehen.
    Außerdem war ich neugierig auf die Vorträge der anderen. Professor Lorenzo Moretti war einer der führenden Renaissanceforscher und ein renommierter Medici-Experte. Seine auf zwei Tage verteilten Vorträge gehörten zu den Höhepunkten des Symposiums. Ganz zu schweigen von der Podiumsdiskussion über die Herkunft des Voynich-Manuskripts – einem unverständlichen Text aus dem fünfzehnten Jahrhundert. Und am nächsten Nachmittag sollte sich ein französischer
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