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Das Nibelungenlied

Das Nibelungenlied

Titel: Das Nibelungenlied
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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ihn hin erschlagen · wo ihn der König sah.
König Etzels Mannen · wohl nimmer leider geschah.
    Da sie den Markgrafen · tot sahn vor sich tragen,
Da vermocht' euch kein Schreiber · zu schildern noch zu sagen,
Die ungebärd'ge Klage · so von Weib als Mann,
Die sich aus Herzensjammer · da zu erzeigen begann.
    König Etzels Jammern · war so stark und voll,
Wie eines Löwen Stimme · dem reichen König scholl
Der Wehruf der Klage · auch ihr schuf's große Not;
Sie weinten übermäßig · um des guten Rüdger Tod.

Achtunddreißigstes Abenteuer
Wie Dietrichens Recken alle erschlagen wurden
    Der Jammer allenthalben · zu solchem Maße schwoll,
Daß von der Wehklage · Pallas und Turm erscholl.
Da vernahm es auch ein Berner · Dietrichs Untertan:
Der schweren Botschaft willen · wie eilends kam er heran!
    Da sprach er zu dem Fürsten · »Hört mich, Herr Dieterich,
Was ich noch je erlebte · so herzensjämmerlich
Hört' ich noch niemals klagen · als ich jetzt vernahm.
Ich glaube, daß der König · selber nun zu Schaden kam.
    »Wie wären sonst die Leute · all' in solcher Not?
Der König oder Kriemhild · eins ward dem Tod
Von den kühnen Gästen · in ihrem Zorn gesellt.
Es weint übermäßig · mancher auserwählte Held.«
    Da sprach der Vogt von Berne · »Ihr Getreun in meinem Lehn,
Seid nicht allzu eilig · was hier auch ist geschehn
Von den Heimatlosen · sie zwang dazu die Not:
Nun laßt sie des genießen · daß ich ihnen Frieden bot.«
    Da sprach der kühne Wolf hart · »Ich will zum Saale gehn,
Der Mare nachzufragen · was da sei geschehn,
Und will euch dann berichten · viel lieber Herre mein,
Wenn ich es dort erkunde · worum die Klage möge sein.«
    Da sprach der edle Dietrich · »Wenn man sich Zorns versieht
Und ungestümes Fragen · zur Unzeit dann geschieht,
Das betrübt den Recken · allzuleicht den Mut:
Drum will ich nicht, Wolfhart · daß ihr die Frage da tut.«
    Da bat er Helfrichen · hin zu gehn geschwind,
Ob er erkunden möge · bei Etzels Ingesind
Oder bei den Gästen · was da war' geschehn.
Da wurde nie bei Leuten · so großer Jammer gesehn.
    Der Bote kam und fragte · »Was ist hier geschehn?«
Da ward ihm zum Bescheide · »Nun mußt' uns auch zergehn
Der Trost, der uns geblieben · noch war in Heunenland:
Hier liegt erschlagen Rüdiger · von der Burgunden Hand.
    »Nicht einer ist entkommen · der mit ihm ging hinein.«
Das konnte Helfrichen · nimmer leider sein.
Fürwahr er mochte Märe · noch nie so ungern sagen:
Er kam zu Dietrichen · zurück mit Weinen und Klagen.
    »Was bringt ihr uns für Kunde?« · sprach da Dieterich,
»Wie weint ihr so heftig · Degen Helferich?«
Da sprach der edle Recke · »Wohl hab' ich Grund zu klagen:
Den guten Rüdger haben · die Burgunden erschlagen.«
    Da sprach der Held von Berne · »Das wolle nimmer Gott!
Eine starke Rache wär' es · und des Teufels Spott.
Wie hätt' an ihnen Rüdiger · verdient solchen Sold?
Ich weiß wohl die Kunde · er ist den Fremdlingen hold.«
    Da sprach der kühne Wolfhart · »Und wär' es geschehn,
So sollt' es ihnen allen · an Leib und Leben gehn.
Wenn wir's ertragen wollten · es brächt' uns Spott und Schand',
Uns bot so große Dienste · des guten Rüdiger Hand.«
    Der Vogt von Amelungen · erfragt' es gern noch mehr.
In ein Fenster setzt' er sich · ihm war das Herz so schwer.
Da hieß er Hildebranden · zu den Gästen gehn,
Bei ihnen zu erforschen · was da wäre geschehn.
    Der sturmkühne Recke · Meister Hildebrand,
Weder Schild noch Waffen · trug er an der Hand.
Er wollt' in seinen Züchten · zu den Gästen gehn;
Von seiner Schwester Kinde · mußt' er sich gescholten sehn.
    Da sprach der grimme Wolfhan: · »Geht ihr dahin so bloß,
So kommt ihr ungescholten · nimmer wieder los:
So müßt ihr dann mit Schanden · tun die Wiederfahrt;
Geht ihr dahin in Waffen · so weiß ich, daß es mancher spart.«
    Da rüstete der Alte · sich nach des Jungen Rat.
Eh' er es inne wurde · standen in ihrem Staat
Die Recken Dietrichs alle · die Schwerter in der Hand.
Leid war das dem Helden · er hätt' es gern noch abgewandt.
    Er frag, wohin sie wollten · »Wir wollen mit euch hin.
Ob von Tronje Hagen · wohl dann noch ist so kühn,
Mit Spott zu euch zu reden · wie ihm zu tun gefällt?«
Als er dieses hörte · erlaubt' es ihnen der Held.
    Da sah der kühne Volker · wohlgewaffnet gehn
Die Recken von Berne · in Dietrichens Lehn,
Die Schwerter umgegürtet · die Schilde vor der Hand:
Er sagt es seinen Herren
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