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Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)
Autoren: Heiko Rolfs
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Vertrag
aufgesetzt.“
    „Wovon du nichts wusstest?“, Conrad zog die Brauen hoch.
    „Nein. Darüber hat Vater nie mit mir gesprochen.“
    Sein Vater sollte also Zukunftspläne für Constance
geschmiedet haben, ohne sie darin einzuweihen. Das sah ihm nicht ähnlich. Auch
wenn dieser Herr von Nienkerken eine gute Partie sein sollte, hätte er mit
seiner Tochter sprechen können statt sie vor vollendete Tatsachen zu stellen.
    „Aber ich habe immer geglaubt, du und Hannes…“
    „Das waren Kinderträume, Conrad“, sagte sie bitter. Ihre
Augen verklärten sich und sie hing eine Weile ihren Gedanken nach.
    Schwärmte sie noch immer für Hannes von Uritz? Conrad sah
sie prüfend an. Mit zehn Jahren hatten er und Hannes einen Eid abgelegt, immer
Freunde zu sein und wenn nötig, einander beizustehen.
    Einmal beobachtete er zufällig, wie sich Hannes und Caroline
sich heimlich küssten. Wenn er heute daran dachte, musste er lächeln. Genau
genommen war das damals eher ein unbeholfener Zusammenstoß als ein Kuss. Die beiden
hatten sich bei den Händen gehalten und so weit vorgebeugt, bis sich ihre
Lippen berührten. Dabei wären sie fast umgefallen. 
    Damals hätte er seinen Freund beinahe verprügelt. Aber dann
hatte er es für besser gehalten, den Vorfall einfach zu ignorieren. Ein Kuss
war keine große Sache.
    Auch er hatte es damals schon in einem Heuschober mit einem
etwas älteren Mädchen probiert und er erinnerte sich schmunzelnd daran, dass er
es eklig gefunden hatte, als sie ihre Zunge in seinen Mund stecken wollte.
    Aber seitdem hatte seine Schwester nur noch von Hannes
geschwärmt. Und auch sein Freund hatte nur noch Augen für seine Constance.
Irgendwann störte es ihn nicht einmal mehr. Wer sonst sollte eines Tages Constance
vor den Traualtar führen, wenn nicht sein bester Freund?
    „Unser Vater hatte offenbar andere Pläne“, sagte Constance
in Conrads Gedanken hinein. „Er wird schon gewusst haben, warum er sich so
entschieden hat. Aber ich habe ihm übel genommen, dass er mir nichts gesagt
hat. Vielleicht ist er durch den Unfall einfach nicht mehr dazu gekommen.“
    „Das denke ich auch“, sinnierte Conrad.
    Dieser von Nienkerken war womöglich ein wichtiger
Verbündeter. Ehen wurden meistens aus politischen oder aus wirtschaftlichen
Gründen geschlossen. Das war nicht nur beim höheren Adel so.
    „Fürst Heinrich Borwin erklärte sich einverstanden mit der
Ehe und kurz darauf heirateten wir.“
    Vielleicht war es besser so, dachte Conrad. Nach Vaters Tod
hätte der Fürst die Munt für Constance übernommen. Wer weiß, welchen Schnösel
er dann für sie ausgesucht hätte. Frauen wurden in solchen Fällen wie Ware
gehandelt und natürlich nicht nach ihrem Einverständnis gefragt. Womöglich
hätte sie einen alten, hässlichen Edelmann heiraten müssen, nur weil dieser in
der Gunst des Fürsten stand. 
    „Lebst du jetzt auf dem Rittergut Nienkerken?“
    „Nein. Arnulf ist auf unser Landgut gezogen, so dass ich zu
Hause auf unserem Gut bleiben und Vater pflegen konnte. Dann haben wir zwei
Mädchen aus dem Dorf zur Pflege eingestellt. Sie kümmern sich sehr gut um Vater.“
    Conrad sah Constance kritisch an. Ihm war der etwas
distanzierte Ton nicht entgangen, den Constance anschlug, wenn sie von ihrem
Ehemann sprach.
    „Du bist nicht sehr glücklich mit diesem Arnulf von
Nienkerken, oder?“, fragte er geradeheraus.
    Seine Schwester senkte den Kopf. „Ich hätte es schlechter
treffen können. Arnulf lässt mir große Freiräume, aber er weiht mich nicht in
seine Pläne ein. Er ist der Meinung, Frauen seien nicht zum Denken geschaffen.
Das kränkt mich. Er kann nicht verstehen, dass ich keine Erfüllung darin finde,
mich um das Gesinde zu kümmern und mich ansonsten nur mit meinem Stickrahmen zu
beschäftigen oder ab und zu mal mit Begleitung auszureiten. Arnulf ist oft mit
seinen Waffenknechten unterwegs, die er von Nienkerken mitgebracht hat. Ich
weiß nie, wo er war und er sagt auch niemals, wann er zurückkommt. Er hat
Geheimnisse vor mir.“
    Constance seufzte und machte eine kleine Pause. „Das ist
auch der Grund, weshalb ich hier bin. Ich fühlte mich irgendwie eingesperrt in
unserem Wohnturm. Ich musste einfach mal raus. Vater wird von den beiden Mägden
gut versorgt und ich beschloss, das Weihnachtsfest in Breuberg zu verbringen.
Schließlich ist Conrad von Breuberg nicht nur ein guter Freund unseres Vaters,
seine Ehefrau Agnes ist auch eine Verwandte von uns, wenn auch weitläufig.
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