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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium
Autoren: Christoph Öhm
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ich nicht nach links oder rechts gehen, sondern nur einer Richtung folgen konnte. Mir war, als wäre unter den entgegenkommenden Personen auch Lucchesini gewesen, aber ich konnte die Gestalt nur aus dem Augenwinkel wahrnehmen.
    Ich rief erneut Thereses Namen und schließlich hörte ich sie rufen: »David, hier bin ich!«
    Sie winkte mir von einer Bude an der rechten Seite zu. Mit Gewalt bahnte ich mir einen Weg durch die Menge und erntete dafür böse Blicke. Therese hielt ein Schmuckstück in ihren Händen, eine silberne Kette mit zahlreichen langen Anhängern, sie war überaus schön. Der Händler stand hinter einem Tisch ganz in rotem Samt gekleidet und blickte mich breit grinsend aus großen Froschaugen an, dabei seinen Kopf unterwürfig seitlich neigend: »Feine Ware, sehr feine Ware, alles bestes Silber!«
    Ich nahm Therese bei der Hand und zog sie kommentarlos weg vom Stand und zum Ende der Marktaufbauten, wo Mozart wartete. Er lächelte nur kurz und süffisant in meine Richtung, als wir endlich bei ihm ankamen, und wandte sich rasch zum Gehen.
    Obwohl Mozart ein Mann mit feinen Manieren war und sehr höflich, zuvorkommend und edel gegenüber der Damenwelt, so konnte er manchmal etwas herablassend wirken. Dies war sicherlich mitunter durch seinen Werdegang und seine Klosterschulen-Erziehung entstanden, die Partnerschaft eher als nützliches Übel sah, das lieber vermieden werden sollte. Ausschweifungen aller Art waren ihm zuwider und seine Sinnesfreuden beschränkten sich – zumindest meiner Meinung nach – im Wesentlichen auf die Musik und das Rauchen seiner Pfeife. Er konnte denn auch streng sein, wenn er bei mir Ansätze eines nachlässigen oder leichtlebigen Lebenswandels zu erkennen glaubte.
    Als wir die opulente Residenz des Erzbischofs passiert hatten, sahen wir bald die Stiftskirche St. Peter, neben der sich der Friedhof entlang des Berges erstreckte.
    Der Maestro erstrahlte, als wir vor der Kirche mit dem hoch aufragenden romanischen Turm und den Arkaden der Friedhofseinfassung standen. »Ah, die ältesten Sakralbauten Salzburgs! Dieser Felsenfriedhof, die romanische Kirche und die vielen kleinen Kapellen auf dem Friedhof haben wir St. Rupert persönlich zu verdanken, der im ersten Jahrtausend aus dem heutigen Frankenreich hierher kam. Wobei – die ersten Grablegen in den Felskatakomben sollen sogar schon um 300 angelegt worden sein! Der Respekt vor St. Rupert und seinen Gebeinen – die übrigens in der Kirche ruhen – hat die Anlage wohl vor den Kunst- und Bauexzessen der letzten Bischöfe bewahrt, die so viele andere Bauten in Salzburg betrafen. Dann schauen wir mal.«
    Wir öffneten das Tor zum Friedhof und traten unter den Steinarkaden hindurch. Wir beschlossen, uns aufzuteilen, sodass ich mit Therese zusammen losging und Mozart alleine, der sich die vier kleinen Kapellen vornahm. Ich war überzeugt, dass ein Schriftstück wegen Feuchtigkeitsschäden nicht in einem Erdgrab gelagert werden konnte, deshalb machten Therese und ich uns zu den Katakomben im Berg auf. Zum Glück war es erst Mittagszeit, denn wir hatten eine längere Suche vor uns, da es eine Unzahl an Einzelgräbern in den Felskatakomben gab, weshalb Mozart später zu uns stoßen sollte, um uns zu verstärken oder – und das wäre der beste Fall – von seinem Fund zu berichten.
    Der Eingang zu den Felsgräbern war wie ein Tunnel angelegt, der am Fuß des Berges in die Tiefe führte. Als wir eintraten, umfing uns die angenehme Kühle des Gesteins, zugleich auch eine dichte Finsternis. Es lagen Fackeln bereit, die man gegen einen freiwilligen Obolus nehmen und an einer großen Kerze in einer Seitennische entzünden durfte.
    Wir gingen den Weg zu den Gräbern hinab. Kein Luftzug, die Luft schien zu stehen. Zu unserer Linken erkannten wir die Schemen der ersten Felsnische mit Gebeinen. Es gab keinen Sarkophag oder Holzsarg, die Knochen waren auf dem Fels ganz der Luft preisgegeben und lagen dort in großer Unordnung. Bei dieser Art der Bestattung war keine Möglichkeit gegeben, das Dokument zu verbergen, denn es sollte ja nicht von jedem Besucher erkannt und vielleicht gestohlen werden. Nun taten sich plötzlich immer mehr Grabnischen links und rechts von uns auf.
    Therese schrie auf! Sie klammerte sich an mich und zeigte zitternd nach rechts: In der Nische kauerte eine Mumie, deren Haut und Kleidung offensichtlich durch die trockene Luft über lange Zeit erhalten geblieben war.
    Trotz meiner Furcht kam ich näher. Sichtbar waren nur
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