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Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Titel: Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Ludlum , Patrick Larkin
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sollten, dass ›Zar Viktor‹ und seine Getreuen in Moskau nicht übers Ziel hinausschießen. Ein wenig Säbelgerassel von unserer Seite wird den Kreml wohl daran hindern, eine Dummheit zu machen.« Er stemmte sich hoch und stellte sich vor die Karte. Schweißtropfen rannen über seine Stirn. Sein Gesicht war grau und er schwankte kurz.
    Poljakow wollte ihm zu Hilfe eilen, doch der General winkte ab. »Mir geht es gut, Dimitri«, murmelte er. »Bin nur ein bisschen schwindlig, das ist alles.«
    Seine Untergebenen wechselten besorgte Blicke.
    Martschuk zwang sich zu einem schiefen Lächeln. »Was ist los, meine Herren? Haben Sie noch nie jemanden mit Grippe gesehen?« Er hustete erneut, diesmal lang und abgehackt, danach rang er mit gesenktem Kopf nach Luft. »Keine Angst, ich huste Sie schon nicht an.«
    Dafür erntete er nervöses Gelächter.
    Leicht erholt beugte der General sich vor und stützte sich auf die Hände. »Hören Sie mir jetzt genau zu«, sagte er, jedes Wort mühsam hervorstoßend. »Ab heute Nacht werden alle gefechtsbereiten Divisionen und Brigaden in höhere Alarmbereitschaft versetzt. Sämtliche Urlaube sind gestrichen. Jeder Offizier, der aus irgendeinem Grund nicht bei seiner Einheit ist, soll zurückkehren  – auf der Stelle. Und bis zur Morgendämmerung wird jeder betriebsfähige Panzer, jedes Infanteriekampffahrzeug und jedes fahrbare Artilleriegeschütz unter diesem Kommando mit einer vollen Ladung Munition und Treibstoff ausgerüstet. Das Gleiche gilt für alle Transport- und Kampfhubschrauber, die fliegen können. Wenn das geschehen ist, werden Ihre Einheiten sich in ihr Aufmarschgebiet begeben, um spezielle Wintermanöver abzuhalten.«
    »So viele Truppen in Kampfbereitschaft zu versetzen ist teuer«, warf sein Stabschef leise ein. »Extrem teuer. Das Parlament wird Ihnen ernsthafte Fragen stellen. Dieses Jahr ist der Etat für die Verteidigung sehr knapp.«
    »Zum Teufel mit dem Etat!«, blaffte Martschuk. Missmutig richtete er sich auf. »Und zum Teufel mit den Politikern in Kiew! Unsere Aufgabe ist es, das Vaterland zu schützen; nicht, uns über Geld den Kopf zu zerbrechen.« Plötzlich wurde sein Gesicht noch grauer und er schwankte abermals. Er zitterte sichtlich, offenbar durchfuhr ihn eine Welle des Schmerzes, dann sackte er langsam
vornüber und blieb mit dem Gesicht nach unten auf dem Konferenztisch liegen. Ein Aschenbecher fiel scheppernd zu Boden und Asche und Zigarettenkippen verteilten sich auf dem zerschlissenen Teppich.
    Die schockierten Offiziere sprangen auf und scharten sich um ihren gefallenen Kommandeur.
    Poljakow drängte sich ohne Rücksicht auf die Rangordnung zu ihm durch. Der Major berührte Martschuk sanft an der Schulter und fühlte dann seine Stirn. Sofort riss er die Hand wieder fort. Mit schreckgeweiteten Augen flüsterte er: »Heilige Mutter Maria! Der General ist glühend heiß.«
    »Legt ihn auf den Rücken«, schlug jemand vor. »Nehmt die Krawatte ab und macht den Kragen auf. Schafft Platz zum Atmen.«
    Mit fliegenden Fingern gehorchten Poljakow und ein weiterer Adjutant, hastig knöpften sie Hemd- und Jackenknöpfe auf. Als sie Martschuks Hals und Teile seiner Brust entblößten, ging ein Raunen durch den überfüllten Raum. Seine Haut schien nahezu vollständig von offenen blutenden Wunden überzogen zu sein.
    Poljakow schluckte krampfhaft, um den Brechreiz zu unterdrücken. Dann wandte er sich ab. »Holt einen Arzt!«, brüllte er, entsetzt über das, was er gesehen hatte. »Um Gottes willen, holt sofort einen Arzt!«

    Stunden später hockte Major Dimitri Poljakow vornübergebeugt auf einer Bank im Flur direkt vor der Intensivstation des Kreiskrankenhauses. Übernächtigt und trübsinnig starrte er hinunter auf den rissigen Fliesenboden, ohne auf das gedämpfte, unverständliche Krächzen aus den Lautsprechern zu achten, mit dem ein ums andere Mal Ärzte und Schwestern auf die verschiedenen Stationen beordert wurden.
    Ein auf Hochglanz poliertes Stiefelpaar drängte sich in Poljakows
Blickfeld. Seufzend hob der Major den Kopf und erblickte einen mürrischen, schmalgesichtigen Offizier, der mit offensichtlicher Missbilligung auf ihn herabstarrte. Er wollte schon eine patzige Bemerkung machen, doch da bemerkte er die zwei goldenen Sterne des Generalleutnantrangs auf den weiß-rot bestickten Epauletten seines Gegenübers und sprang auf. Er nahm die Schultern zurück, reckte das Kinn und stand stramm.
    »Sie müssen Poljakow sein, Martschuks Erster
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