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Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Titel: Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Ludlum , Patrick Larkin
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Adjutant«, schnauzte der andere. Das war keine Frage.
    Der Major, immer noch in Habachtstellung, nickte steif. »Jawohl, Herr General.«
    »Mein Name ist Timoschenko«, entgegnete der wesentlich kleinere Offizier kühl. »Generalleutnant Eduard Timoschenko. Ich bin von Kiew geschickt worden, um hier das Kommando zu übernehmen, auf Befehl des Verteidigungsministers und des Präsidenten selbst.«
    Poljakow bemühte sich, seine Bestürzung zu verbergen. Timoschenko war im gesamten Heeresoffizierskorps als Blender bekannt, übrig geblieben, wie hunderte andere ebenso, aus der Zeit, bevor die Ukraine durch den Zerfall der Sowjetunion ihre Unabhängigkeit wiedererlangte. Sein Ruf als Feldkommandeur war jämmerlich. Jene, die unter seiner Führung hatten dienen müssen, beschrieben ihn voll Bitterkeit als einen Mann, dem mehr am schönen Schein gelegen war als an tatsächlicher Kampfbereitschaft. In letzter Zeit hatte er hauptsächlich auf verschiedenen Posten innerhalb des Verteidigungsministeriums gearbeitet, wo er seine Papiere geschäftig von einer Seite des Schreibtisches auf die andere schob, einzig darum bemüht, einflussreiche Politiker von seiner Unersetzlichkeit zu überzeugen.
    »Wie steht es um General Martschuk?«, wollte Timoschenko wissen.
    »Der General ist immer noch bewusstlos«, berichtete Poljakow zögernd. »Und nach Aussage der Ärzte verschlechtert sein Zustand
sich dramatisch. Bislang hat er auf keine Behandlung angesprochen.«
    »Verstehe.« Timoschenko rümpfte die Nase, wandte den Kopf und starrte verächtlich auf die traurige Umgebung. Dann sah er wieder den jungen Major an. »Und der Grund für diese unglückselige Krankheit? Kurz bevor ich Kiew verließ, hörte ich irgendeinen Unsinn über eine Strahlenvergiftung.«
    »Den Grund kennt man noch nicht«, gestand Poljakow. »Das Krankenhaus lässt eine ganze Reihe von Tests laufen, doch die Ergebnisse sind wohl frühestens in ein paar Stunden, vielleicht sogar erst nach Tagen zu erwarten.«
    Timoschenko zog eine seiner grauen Augenbrauen hoch. »In dem Fall, Major, möchte ich meinen, dass es keinen Sinn mehr hat, wie ein verlassenes Schoßhündchen im Flur zu hocken, oder? General Martschuk wird leben – oder sterben. Und ich bin ganz sicher, dass es keine Rolle spielt, ob Sie hier herumsitzen oder nicht.« Er lächelte dünn. »Es sieht so aus, als würde ich übergangsweise selbst einen Adjutanten brauchen, wenigstens bis ich einen fähigeren und verdienstvolleren jungen Offizier finden kann.«
    Poljakow tat sein Möglichstes, diese Beleidigung zu ignorieren. Er nickte nur ausdruckslos und sagte: »Ja, ich werde mein Bestes tun.«
    »Gut.« Timoschenko deutete mit dem Kopf zum Ausgang. »Mein Dienstwagen wartet draußen. Sie können mit mir ins Hauptquartier zurückfahren. Und wenn wir da sind, werden Sie eine vorläufige Bleibe für mich finden. Etwas Gemütliches, denke ich. Martschuks Sachen können Sie dann gleich morgen früh wegräumen.«
    »Aber …«, wollte Poljakow einwenden.
    Der mürrische General schaute zu ihm auf. »Ja?«, blaffte er. »Was gibt’s, Major?«
    »Was ist mit den Russen? Und der Lage an der Grenze?«, fragte Poljakow, ohne sich darum zu bemühen, sein Erstaunen zu verbergen.
»General Martschuk beabsichtigte, morgen bei Sonnenaufgang die Kampftruppen des Kommandos in ihre Manövergebiete zu schicken.«
    Timoschenko runzelte die Stirn. »Ich weiß.« Er hob die schmalen Schultern. »Selbstverständlich habe ich diese Befehle gleich bei meiner Ankunft widerrufen.« Spöttisch schüttelte er den Kopf. »Große Manöver mitten im Winter? Mit all dem Verschleiß, den das für die teure Ausrüstung bedeutet? Und alles wegen einiger paranoider Gerüchte über die Russen? Schierer Wahnsinn. Ich weiß wirklich nicht, was Martschuk sich dabei gedacht hat. Das Fieber muss seine Urteilskraft beeinträchtigt haben. Die Treibstoffkosten allein wären untragbar!«
    Damit machte der neue Kommandeur des Nördlichen Operationskommandos der ukrainischen Armee zackig auf dem Absatz kehrt und stolzierte davon, während Major Poljakow ihm mit wachsendem Unbehagen nachschaute.
     
     
    Pentagon
     
     
    Bei seinem nächtlichen Kontrollgang durch die stillen, labyrinthischen Korridore des Pentagon pfiff Corporal Matthew Dempsey vom Sicherheitsdienst des riesigen Gebäudes leise vor sich hin. Diese Schicht hatte er am liebsten. Das Pentagon war nie komplett menschenleer und unter manchen Bürotüren schimmerte immer noch Licht hervor,
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