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Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott
Autoren: Daniel Silva
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jetzt?«, fragte Gabriel.
    »Elena und die Kinder?« Schamron ließ seine Zigarette fallen und trat sie aus. »Ich habe keine Ahnung. Und offen gestanden, will ich es auch gar nicht wissen. Sie ist jetzt Adrians Problem. Iwan hat nicht nur die Scheidung eingereicht. Er hat in seinem privaten Sicherheitsdienst auch eine Sondereinheit gebildet, die nur eine einzige Aufgabe hat: Elena und die Kinder finden. Er will seine Kinder zurückhaben. Er will Elenas Tod.«
    »Was ist mit Olga und Grigorij?«
    »Deinem Freund Graham Seymour zufolge sollen russische Killer auf dem Weg nach Großbritannien sein. Olga befindet sich in einem sicheren Haus außerhalb Londons, das von Bewaffneten bewacht wird. Grigorij ist eine andere Geschichte. Er hat zu Graham gesagt, dass er selbst auf sich aufpassen kann.«
    »War Graham damit einverstanden?«
    »Nicht ganz. Er lässt Grigorij rund um die Uhr beschatten .«
    »Beschatten? Beschatter können niemanden vor einem russischen Killer schützen. Grigorij braucht bewaffneten Begleitschutz.«
    »Du auch.« Schamron versuchte gar nicht erst, seinen Ärger zu verbergen. »Wenn es nach mir ginge, musste man dich irgendwo in Israel einsperren, wo dich Iwan nie im Leben vermuten würde.«
    »Und da fragst du dich, warum ich lieber hier bin.«
    »Komm bloß nicht auf die Idee, das Landgut zu verlassen. Warte damit, bis Iwan sich etwas beruhigt hat.«
    »Ich glaube nicht, dass jemand wie Iwan so etwas jemals vergisst.«
    »Nein, das wird er auch nicht.«
    »Vielleicht sollten wir ihn dann einfach töten und das Problem aus der Welt schaffen.«
    Schamron betrachtete Gabriels Verband. »Iwan kann warten, mein Sohn. Im Moment gibt es für dich Wichtigeres.«
    Sie hatten die Ställe erreicht. In einem angrenzenden Pferch suhlten sich zwei Schweine im Schlamm. Beim Anblick der Tiere schreckte Schamron angewidert zurück.
    »Zuerst ein Kruzifix. Jetzt Schweine. Was kommt als Nächstes?«
    »Wir haben eine eigene Kapelle.«
    Schamron zündete sich noch eine Zigarette an. »Ich werde müde«, sagte er. »Lass uns zurückgehen.«
    Sie machten kehrt und schlugen den Weg zur Villa ein. Schamron zog ein Kuvert aus der Innentasche seiner ledernen Bomberjacke und reichte es Gabriel.
    »Das ist ein Brief von Elena«, sagte er. »Adrian Carter hat ihn per Kurier nach Tel Aviv geschickt.«
    »Hast du ihn gelesen?«
    » Selbstverständli ch.«
    Gabriel nahm den Brief heraus und las ihn. »Bist du denn dazu schon in der Lage?« »Das weiß ich erst nach der großen Enthüllung.« »Vielleicht sollten Gilah und ich ein paar Tage hierbleiben, nur für den Fall, dass etwas schiefgeht.«
    »Und was wird aus Mozart und Pinter?« »Ich würde lieber hierbleiben ...« Er sah sich theatralisch um. »... bei den Schweinen und den Kruzifixen.« »Dann wäre es uns eine Freude.«
    »Hat das Personal wirklich keine Ahnung, wer du bist?«
    »Sie halten mich für einen exzentrischen Restaurator, der unter Melancholie und Gemütsschwankungen leidet.«
    Schamron legte Gabriel die Hand auf die Schulter. »Das klingt für mich so, als würden sie dich ziemlich gut kennen.«
     

73 Villa dei Fiori, Umbrien
    Der Arzt, ein aus Queens stammender Israeli, kam am nächsten Morgen. Er trug einen Rabbinerbart und hatte kleine, weiche Hände wie ein Baby. Er löste den Verband von Gabriels Auge, legte die Stirn in tiefe Falten und begann, die Fäden zu ziehen.
    »Sagen Sie mir, wenn etwas wehtut.«
    »Glauben Sie mir, Sie werden der Erste sein, der es erfährt. «
    Er leuchtete mit einer Taschenlampe direkt in Gabriels Auge, und die Falten auf seiner Stirn wurden noch tiefer. »Wie fühlt sich das an?«
    »Als würden Sie mir ein Loch in die Hornhaut brennen.« Der Doktor schaltete die Lampe aus. »Und jetzt?«
    »Wie unter einer Schicht Watte und Vaseline.«
    »Können Sie was sehen?«
    »So weit würde ich nicht gehen.«
    Er deckte Gabriels gesundes Auge ab. »Wie viele Finger halte ich hoch?« »Zwölf.«
    »Nun machen Sie schon. Wie viele?«
    »Vier, glaube ich, aber ich bin mir nicht sicher.«
    Der Arzt nahm die Hand von dem gesunden Auge. Er hielt zwei Finger in die Höhe. Er träufelte ein paar Tropfen, die wie Batteriesäure brannten, in das verletzte Auge und bedeckte es mit einer schwarzen Klappe.
    »Ich sehe aus wie ein Idiot.«
    »Nicht mehr lange. Für das, was Sie durchgemacht haben, sieht Ihre Netzhaut erstaunlich gut aus. Tragen Sie die Augenklappe in den nächsten paar Tagen stundenweise, bis die Sehkraft des Auges wieder
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