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Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott
Autoren: Daniel Silva
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den Ohren, dass ich wieder aufhören soll.«
    »Sie ist nicht so naiv, wie du glaubst. Sie weiß, dass du hinter ihrem Rücken rauchst.«
    »Das stört sie nicht, solange ich wenigstens den Versuch mache, es vor ihr zu verheimlichen.«
    »Du solltest ausnahmsweise einmal auf sie hören. Solche Dinge bringen dich noch ins Grab.«
    »Ich bin so alt wie diese Hügel, mein Sohn. Lass mir doch den Spaß, solange es mich noch gibt.«
    »Warum hast du nicht gesagt, dass du Gilah mitbringst?«
    »Das muss ich wohl vergessen haben. Ich bin es nicht gewohnt, mit meiner Frau zu reisen. Wir wollen nach Wien zu einem Konzert. Und anschließend fliegen wir nach London und sehen uns ein Theaterstück an.«
    Aus Schamrons Mund klang das so, als sei er zu einem Monat Einzelhaft bei Wasser und Brot verurteilt worden.
    »Solche Dinge tun Menschen eben, wenn sie im Ruhestand sind, Ari. Sie reisen. Sie erholen sich.«
    »Ich bin nicht im Ruhestand. Mein Gott, wie ich dieses Wort hasse. Als Nächstes erzählst du mir, dass ich eigentlich schon tot bin.«
    »Versuch doch, dein Leben zu genießen, Ari - wenn schon nicht um deinetwillen, dann wenigstens Gilah zuliebe. Sie hat sich einen schönen Urlaub in Europa verdient. Wir lieben dich alle sehr, aber du warst nicht unbedingt der perfekte Ehemann und Vater.«
    »Und für meine Sünden werde ich mit einer Woche Mozart und Pinter bestraft.«
    Sie gingen schweigend weiter, Gabriel mit gesenktem Blick, Schamron dampfend wie eine Lokomotive.
    »Ich habe gehört, dass morgen der Arzt kommt, der dir den Verband abnimmt.«
    »Bist du deswegen gekommen? Um bei der großen Enthüllung dabei zu sein?«
    »Gilah und ich haben gedacht, dass du vielleicht gern ein paar Menschen um dich hättest, die dir nahestehen. War es falsch, dass wir gekommen sind?«
    »Natürlich nicht, Ari. Ich bin nur zurzeit vielleicht nicht der beste Gesellschafter. Dieser Gorilla hat es irgendwie geschafft, meine Augenhöhle zu zertrümmern, und meine Netzhaut ist auch schwer beschädigt. Selbst wenn alles optimal verläuft, werde ich eine Weile nur verschwommen sehen.«
    »Und im schlimmsten Fall?«
    »Erheblicher Sehkraftverlust auf einem Auge. Keine besonders gute Voraussetzung für jemanden, der seinen Lebensunterhalt damit verdient, Bilder zu restaurieren.«
    »Du verdienst deinen Lebensunterhalt damit, den Staat Israel zu verteidigen.« Als Gabriel daraufhin schwieg, hob Schamron den Blick zu den sich im Wind wiegenden Baumwipfeln. »Was ist los, Gabriel? Willst du mir keinen Vortrag darüber halten, dass du dem Dienst diesmal ein für alle Mal den Rücken kehren willst? Oder dass du deinem Land und deinem Volk schon genug Opfer gebracht hast?«
    »Ich werde immer für dich da sein, Ari - solange ich etwas sehen kann, versteht sich.« »Was hast du vor?«
    »Ich werde Gast des Grafen Gasparri bleiben, bis ich seine Gastfreundschaft überstrapaziert habe. Und wenn es mein Sehvermögen erlaubt, werde ich für die Vatikanischen Museen in aller Ruhe ein paar Gemälde restaurieren. Du erinnerst dich vielleicht, dass ich gerade an einem gearbeitet habe, als du mich gebeten hast, diesen kleinen Auftrag für dich in Rom zu erledigen. Bedauerlicherweise haben sie es von einem anderen fertig machen lassen.«
    »Ich fürchte, mein Mitgefühl hält sich in Grenzen. Du hast mit diesem kleinen Auftrag tausende Menschenleben gerettet. Das ist wichtiger als die Restaurierung eines Gemäldes.«
    Sie gelangten an die Weggabelung. Schamron schaute zu dem großen, geschnitzten Kruzifix auf und schüttelte langsam den Kopf. »Habe ich eigentlich erwähnt, dass Gilah und ich gestern im Vatikan mit Monsignore Donati und Seiner Heiligkeit zu Abend gegessen haben?«
    »Nein.«
    »Seine Heiligkeit hat sich recht erfreut darüber gezeigt, dass die Kirche einen kleinen Beitrag zu Iwans Sturz leisten konnte. Allerdings hat er der Hoffnung Ausdruck verliehen, dass es ein Geheimnis bleibt. Er möchte nicht noch mehr Todesfälle in seiner Basilika.«
    »Dir ist klar, was er damit meint?«
    »Vollkommen«, antwortete Schamron.
    Es war einer der vielen Punkte des Unternehmens, die geheim blieben - die Tatsache, dass Iwans Kinder von Saint-Tropez aus in eine abgeschiedene Priorei in den Seealpen gebracht worden waren. Dort waren sie eine knappe Woche geblieben - unter dem Schutz der Kirche und mit Wissen und Billigung des Oberhirten -, bevor sie einen Gulfstream-Jet der CIA bestiegen und heimlich in die Vereinigten Staaten geflogen wurden.
    »Wo sind sie
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