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Das Mordkreuz

Das Mordkreuz

Titel: Das Mordkreuz
Autoren: Roman Rausch
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mit Kilian in Richtung Dorf, das sich in rund einhundert Meter Entfernung befand. Dazwischen lag der Friedhof. «Was meinst du, was letzte Nacht passiert ist?», fragte er Kilian.
    «Die Kids haben einen draufgemacht, bis sie die Leiche entdeckt haben. Sie gerieten in Panik und sind auf und davon. Einer hat den Wasserkanal übersehen, ist gestürzt und schließlich an seinem Erbrochenen erstickt.»
    Heinlein nickte. «Ja, so könnte es gewesen sein. Und wie passt diese übernatürliche Erscheinung ins Bild?»
    Kilian erinnerte sich an den kurzen Bericht Karl Aumüllers und grinste. «Glaubst du wirklich an diesen Humbug?
Eine Frau, ganz in weiß, die am Himmel schwebte
. Ich denke, die Jungs haben zu viel gesoffen und gekifft.»
    «Kann sein.» Heinlein schickte ein Gähnen nach.
    «Noch müde?»
    «Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Thomas ist mitten in der Nacht verschwunden. Ich war bis vor einer Stunde auf der Suche nach ihm, bis ich zum Einsatz gerufen wurde.»
    «Hast du ihn gefunden?»
    «Nein. Wenn er wenigstens Bescheid gesagt hätte, dann bräuchten wir uns keine Sorgen machen.»
    «Der taucht zum Frühstück wieder auf. Wir waren genauso.»
    «Da kanntest du meinen Alten Herrn nicht. Wer nicht um zehn im Bett war, brauchte erst gar nicht nach Hause zu kommen. Eine Tracht Prügel gab’s obendrein.»
    Sie hatten das Dorf erreicht. Ein Dutzend Einwohner stand am Eingang zum Pfarrhaus und diskutierte den Vorfall der vergangenen Nacht. In der Mehrzahl waren es alte Leute, die sichtbar betroffen waren. Von einer Weißen Frau war die Rede, von Tod, Angst und der Rache Gottes.
    «Bitte lassen Sie uns durch», bestimmte Heinlein und zwängte sich an ihnen vorbei durch das enge Eingangstor. An der Tür wartete Gruber, der Kollege vom Kriminaldauerdienst KDD. Er war als Erster am Einsatzort gewesen. «Gut, dass ihr da seid. Sie warten drin auf euch.»
    Er ging voran. «Schorsch», sagte er mit unterdrückter Stimme, «mach dich auf was gefasst.»
    «Was meinst du?»
    «Wirst gleich sehen.»
    Durch den Flur gelangten sie in ein großes Zimmer, das durch die dicken Steinwände erstaunlich kühl geblieben war. In der Mitte des Raums stand ein großer Tisch, an dem drei Jugendliche und ein älterer Mann saßen. Es war der Pfarrer. Drei von vier Augenpaaren erhoben sich, als Kilian und Heinlein hereinkamen. Gruber ging an ihnen vorbei und stellte sich hinter die Jungs.
    «Einer nach dem anderen ist in den letzten zwei Stunden hier eingetroffen», sagte er. «Der Pfarrer war so freundlich, sich um sie zu kümmern, bis ihr da seid.»
    «Danke, Gruber», sagte Heinlein und setzte sich an den Tisch. «Alles Weitere sollen die Jungs erzählen.»
    Er konnte allen ins Gesicht sehen, nur einer hatte seinenKopf unter einer Kapuze versteckt, als wolle er nicht erkannt werden. An seinen Ärmeln klebte vertrocknetes Blut.
    «Hallo, junger Mann. Würdest du mich bitte ansehen, wenn ich mit dir spreche.»
    Als Thomas den Kopf hob und seinem Vater in die Augen sah, fühlte Heinlein einen Stich in der Brust.
    «Was machst du denn hier?», fragte er überrascht.
    Anstelle von Thomas antwortete der Pfarrer. «Seien Sie ihm nicht böse. Es sind junge Männer   …»
    «Entschuldigen Sie, Herr Pfarrer», fiel Heinlein ihm ins Wort. «Ich möchte von ihm hören, was er hier zu suchen hat.»
    Thomas suchte nach einer Erklärung. Doch nichts schien ihm passend, um den aufkeimenden Zorn seines Vaters zu besänftigen.
    «Ich höre», presste Heinlein mit unterdrückter Stimme heraus.
    «Sehen Sie», sagte Thomas zum Pfarrer, «ich kann überhaupt nicht mit ihm reden. Er steckt voller Wut auf mich. Am liebsten würde er mich windelweich schlagen.»
    «Das hättest du auch verdient», erwiderte Heinlein laut und schlug mit der Hand auf den Tisch.
    Thomas sprang auf und rannte zum Ausgang.
    «Komm sofort wieder her!», schrie Heinlein ihm nach. Er erhob sich, um seinem Sohn zu folgen, doch Kilian hielt ihn zurück.
    «Lass gut sein», besänftigte er ihn. «Du kannst später mit ihm reden.» Zu Gruber gewandt: «Schaust du nach ihm?»
    Gruber nickte und verließ das Zimmer.
    Kilian setzte sich an den Tisch und übernahm die Befragung. Heinlein hatte mit sich zu kämpfen.
    «Dann erzählt mal, was letzte Nacht passiert ist.»
    Keiner der drei wollte den Anfang machen. Sie schauten verlegen auf die Gläser vor ihnen.
    Kilian ermunterte sie aufs Neue. «Keine Angst, mein Kollege hat sich beruhigt.» Das war eine glatte Lüge. Kilian konnte
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