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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff
Autoren: Alistair MacLean
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Kunde, der schnell denken konnte. In drei Sekunden hatte er seinen Kameraden alles gesagt, was sie wissen mußten: was passiert war, und was sie tun sollten, um die notwendigen Vorbereitungen zu treffen, damit er mich wie ein Sieb mit seiner Maschinenpistole durchlöchern konnte.
    Die Männer, die sich auf der Suche nach mir befanden, liefen jetzt nach hinten und über das Deck direkt unter mir vorbei, wo ich mich auf dem äußersten Flügel der Brücke verbarg.
    »Kannst du ihn sehen, Jacques?« Kapitän Imrie sprach sehr schnell und sehr ruhig.
    »Noch nicht, Sir.«
    »Er wird gleich auftauchen.« Ich wünschte nur, er wäre nicht so verdammt selbstsicher. »Dieser Sprung muß ihn ganz schön viel Atem gekostet haben. Kramer, nimm zwei Mann und ein Boot, bring Lampen und kreuze umher, Henry, die Kiste mit den Granaten. Carlo auf die Brücke, schnell, einen Scheinwerfer nach Steuerbord.«
    Ich hatte nicht an das Boot gedacht, das war schon schlimm genug, aber Granaten! Ich fühlte, wie es mir eiskalt über den Rücken lief, ich wußte genau, was eine Unterwasserexplosion, selbst eine ganz kleine, einem menschlichen Körper anhaben kann. Sie war um ein Zwanzigfaches tödlicher als die gleiche Explosion auf dem Festland, und ich mußte unbedingt in ein paar Minuten im Wasser sein. Zumindest konnte ich etwas in bezug auf den Scheinwerfer unternehmen, der sich nur einen halben Meter über meinem Kopf befand. Ich hatte das Kabel bereits in meiner linken und das Messer in meiner rechten Hand und wollte gerade beide in Kontakt miteinander bringen. Ich hatte aufgehört, an die verdammten Granaten zu denken, und da fiel mir etwas anderes ein. Wenn ich dieses Kabel durchschneiden würde, dann wäre das ungefähr genauso intelligent, wie wenn ich mich über den Windfang lehnte und riefe: »Hier bin ich, kommt und fangt mich!« Ein todsicheres Zeichen, daß ich mich an Bord befände. Carlo eins auf den Kopf zu geben, wenn er die Leiter hochkletterte, würde den gleichen Effekt haben. Ich konnte sie nicht zweimal an der Nase herumführen, Leute, wie diese hier. So schnell ich konnte, humpelte ich durch das Ruderhaus auf die Backbordseite, kletterte die Leiter hinunter und lief nach vorn. Das Vorderdeck war menschenleer.
    Ich hörte jemanden rufen und dann das Klappern einer automatischen Waffe. Bestimmt war das Jacques mit seiner Maschinenpistole. Glaubte er, etwas gesehen zu haben? War die Kiste wieder an die Oberfläche gekommen, hatte er tatsächlich die Kiste gesehen und sie bei der Dunkelheit des Wassers mit mir verwechselt? So mußte es sein, denn er hätte sicherlich keine Munition an etwas verschwendet, was er klar als eine Kiste erkennen konnte. Was es auch sein mochte, meinen Segen hatte er. Wenn sie annahmen, daß ich mich dort unten befand und höchstwahrscheinlich durchlöchert wie ein Schweizerkäse herumschwamm, dann würden sie mich hier nicht suchen.
    Sie hatten den Backbord-Anker heruntergelassen. Ich schwang mich über die Seite und bekam beide Beine in das Rohr der Ankerklüse. Von dort griff ich nach unten in die Ankerkette. Die internationalen Sportbehörden hätten an diesem Abend mit ihren Stoppuhren bei mir sein müssen. Ich bin überzeugt, daß ich einen neuen Weltrekord im Herunterklettern an Ankerketten aufgestellt habe.
    Das Wasser war kalt, aber in dem Taucheranzug machte es mir nichts aus. Die See war ruhig, und es herrschte starke Flut: beides paßte mir ausgezeichnet. Ich schwamm an der Backbordseite der ›Nantesville‹ entlang, fast immer unter Wasser, ich sah dabei niemanden und wurde auch von niemandem gesehen. Alles spielte sich an der Steuerbordseite des Schiffes ab.
    Meine Aqualunge, die Gewichte und die Flossen waren dort, wo ich sie gelassen hatte, angebunden an der Steuerschraube. Die ›Nantesville‹ ragte nur halb aus dem Wasser, so daß der obere Teil des Pfostens der Steuerschraube nicht tief unter Wasser lag. Sich bei unruhiger See eine Aqualunge anzulegen, wenn dabei noch starke Flut herrscht, ist nicht gerade leicht. Aber der Gedanke an Kramer und seine Granaten half mir dabei außerordentlich. Ganz abgesehen davon, hatte ich es sehr eilig wegzukommen, denn ich hatte noch einen weiten Weg vor mir und eine Menge zu tun, wenn ich erst einmal angekommen war.
    Ich konnte den Motorlärm des Rettungsbootes an- und abschwellen hören, während es auf der Steuerbordseite kreuzte. Es näherte sich mir jedoch niemals mehr als auf etwa fünfunddreißig Meter. Keine weiteren Schüsse
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