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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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Unfällen, Naturkatastrophen, Fluten, Hunger, Kriegen, Malaria, Masern oder anderen Krankheiten zu sterben, hat sich deutlich verringert. In jedem ihrer Lebensabschnitte besteht zudem eine verminderte Wahrscheinlichkeit, Krebs, Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zu bekommen. Die Chance, dass sie einen höheren Schulabschluss hat als 1955, liegt bei 90 Prozent. Ihre Chance, Zugang zu Telefonen, Fernreisen, einer
Spültoilette und einem Fahrrad zu besitzen, hat sich immerhin vervierfacht.
    Der erste berechtigte Einwand lautet, dass dies ja nicht für alle Frauen auf der Welt gilt. Es ignoriert die Tragödien. Er vernachlässigt die Verlierer. Aber auch, wenn man die armen Länder auf dem Planeten seit 1955 verfolgt, ist es schwer, wirkliche Verschlechterungen zu finden. Nur in sechs Ländern (von knapp 200, die es heute auf der Welt gibt) sank das mittlere Einkommen – in Afghanistan, Haiti, Kongo, Sierra Leone, Liberia und Somalia. Die Lebenserwartung ging in drei zurück (Zimbabwe, Swaziland, Birma), in einigen, wie Russland und Turkmenistan, ging sie bis vor einigen Jahren zurück, steigt aber derzeit wieder an.
    Wenn wir den so genannten HDI als Grundlage nehmen, den Human Development Index, der nicht nur das Einkommen misst, sondern auch Bildungszugang, Frauenemanzipation, Gesundheit und Demokratiestatus eines Landes, finden wir dort etwa zehn Länder, die ihren Status seit einem halben Jahrhundert kaum nennenswert verbessert haben oder sogar ein Stück nach unten abrutschten. Etwa 20 Länder durchlaufen einen »Entwicklungsknick«, aus dem sie sich derzeit wieder erholen – meist Peripherie-Länder der ehemaligen Sowjetunion und einige ehemals sozialistische Länder in Afrika und Asien.
    Erstaunlich, wie anders unsere Wahrnehmung des Wohlstands heute ist. Im Jahre 1955 hieß es in deutschen, englischen und amerikanischen Zeitungen immer wieder hymnisch, dass »die Menschen es noch nie so gut hatten wie in der modernen Welt«. Man stelle sich eine solche Zeile in einer heutigen (westlichen) Zeitung vor!
    Ein (westlicher) Durchschnittverdiener in der Zeit meiner Geburt, überwiegend ein Mann, hatte einen geringeren Lebensstandard als heute ein Hartz-IV-Empfänger. Fließend warmes Wasser, eine Toilette in der Wohnung, ein Telefon, ein Fernseher, ein Kühlschrank – all dies war im Jahrzehnt meiner Geburt in einem Mittelschichthaushalt noch keine Selbstverständlichkeit. Rund 20 Prozent der europäischen Haushalte auf dem Land hatten damals keine Elektrizität.

    Im städtischen China, das 1955 in bescheidenen Ansätzen existierte, verfügen heute 90 Prozent der Menschen über den »Luxus« von Kommunikations- und Mediengeräten wie Handy und Fernseher. Vor einem halben Jahrhundert besaßen selbst Parteifunktionäre kaum private Kommunikationsmittel.
    Patrick Caron, Forschungsleiter des Zentrums für Internationale Zusammenarbeit in der Agrarforschung (CIRAD) in Paris, bezeichnet es als große Überraschung, dass sich in Afrika die Getreideerträge von 1961 bis 2003 verdoppelt haben. Mitte der 1960er Jahre mussten in Entwicklungsländern noch 57 Prozent der Menschen mit weniger als 2200 Kalorien pro Tag auskommen, Ende der 1990er waren es nur noch zehn Prozent. 3
    Es ließen sich noch zahlreiche weitere Beispiele anführen. Die Meldungen über stille oder graduelle, bescheidene oder drastische Wohlstandsgewinne sind robust und vielfältig. Auch wenn es immer noch Inseln von Hunger und Elend geben mag – die Riesenwelle der Entwicklung, die die Welt erfasst hat, verbessert Schritt um Schritt, Schicht für Schicht, Region für Region die Lebensverhältnisse. Das kann uns Hoffnung geben und macht uns doch gleichzeitig schon wieder Angst. Aber wie kommt es eigentlich dazu?
    Die Pfade des Wohlstands
    Schauen wir uns also die Entwicklung von Wohlstand genauer an. Um sie linear darzustellen, benutzen wir Hans Roslings Weltdatenmodell Gapminder. 4 »Wohlstand« erscheint hier als Ergebnis aus dem Zusammenspiel zweier Größen: des kaufkraftbereinigten Einkommens pro Person, also des rein materiellen Wohlstands, und der mittleren Lebenserwartung, die Schlüssel ist für die allgemeine Qualität des Lebens. Auf welchen Wegen haben die einzelnen Länder und Regionen des Planeten sich in diesem Koordinatensystem bewegt?
    Schweden, der Inbegriff des Wohlfahrtsstaates und heute eines der wohlhabendsten, zivilisiertesten, »fortschrittlichsten« Länder der Erde, wurde keineswegs in einer geraden Linie zu jenem modernen
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