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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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beeinflussen.
    Der holprige Weg
    Die Entwicklung des Wohlstands, das haben wir gesehen, verläuft nur selten auf geraden Pfaden. Der holprigste Weg – Schwedens Auf und Ab zu Beginn der Industrieära – führt am weitesten hinauf in den verstetigten Wohlstand. Scheinbar fragile Gesellschaften erweisen sich manchmal als robuster, als wir denken. Und scheinbar starke, mächtige Länder vollziehen in bestimmten historischen Turbulenzen eine »Rolle rückwärts«, was an ihrem langfristigen Wohlstandserfolg aber wenig ändert.
    Obwohl wir auf einem Planeten enormer Ungleichzeitigkeit leben, scheint es doch so etwas wie eine Ur-Kraft zu geben, die in eine ganz bestimmte Richtung drängt. Wie unterschiedlich die Kulturen sein mögen – fast überall entwickeln sich irgendwann Geldwirtschaft, Handel, ein Bankensystem. So gut wie in allen Kulturkreisen setzen sich Menschen vor Fernseher, wenn welche laufen. Viele Grunderfindungen – der Speer, das Heu, das Pulver, der Pflug – wurden unabhängig voneinander in verschiedenen Zeiten und Regionen gemacht. In jedem einzelnen Land konfigurieren sich die Kräfte des Fortschritts auf andere Weise. Einige haben gute Voraussetzungen, andere schlechte. Einige machen aus schwierigen Voraussetzungen einen stetigen Prozess. Andere, siehe Nauru, verspielen ihre Vorteile. Die Karten sind zwar ungleich verteilt. Aber das heißt nicht, dass das Ergebnis vorbestimmt ist.
    Die gute Nachricht: Es gibt keinen statischen »Teufelskreis der Armut«. Jedes Land, jede Region verfügt über einen Kern der Kooperation, eine Kraft, die in Richtung Fortschritt, Komplexität und Wohlstand führen kann. Auch und gerade unter schwierigen Bedingungen können sich Vertrauenskulturen entwickeln. Auch ohne Rohstoffe kann man der Armutsfalle entkommen. Aus schrecklichen Krisen kann Stärke erwachsen. Es gibt kein Land, das »strukturell zum Elend verdammt« ist.
    »Nachholende« Wohlstandsprozesse können bisweilen sogar dynamischer sein als die Pfade der Wohlstandspioniere. Die Linien der asiatischen Staaten zeigen einen gradlinigeren Verlauf, was
darauf hinweist, dass kohärente, kooperative Gesellschaftsformen über einen »Platzvorteil« verfügen und dass das Kopieren (von Sozialsystemen und Produkten) manchmal eine probate Erfolgsstrategie sein kann.
    Radikal sozialistische Gesellschaften können Wohlstand nur auf unterstem Niveau stabilisieren. Sie können durch gute medizinische Versorgung die Lebenserwartung steigern, aber die Wirtschaft stagniert ab einem gewissen Punkt. Über diese Schwelle hinaus helfen nur Elemente des freien Marktes.
    Unterdrückung, Kolonialisierung, Besatzung, andauernde Naturkatastrophen sind die schwierigsten Kontraindikatoren für die Wohlstandsentwicklung. Sie haben lange Folgewirkungen, und manchmal zerstören sie die »Seele« einer Gesellschaft so gründlich, dass es keine Zukunft zu geben scheint. Überwundene und zumindest teilweise bewältigte Katastrophen hingegen stärken die Robustheit einer Gesellschaft.
    Kann Wohlstand wieder verlorengehen? In den Trümmern von Mogadischu zeigt sich die Antwort. Aber Elend hat, wie der Wohlstand, eine lange Geschichte. Somalia war nie ein wohlhabendes Land. Somalia war ein tribales, dann kolonialisiertes, dann ein armes und ist nun ein zerfallenes Land. Keiner der Transformationsprozesse, die aus der Jäger- und Sammlerkultur in die agrarische und schließlich die industrielle Kultur führen, konnte bislang dort gelingen. Weil es an einer für die Zukunft jeder Gesellschaft existenziellen Ressource fehlt.
    Das Vertrauensprinzip
    Der Politikwissenschaftler Francis Fukuyama hat in seinem Werk »Trust« von 1995 die Bedeutung emotional-sozialer Bindungssysteme für die Ökonomien untersucht. Er spricht von »High-Trust Societies« (Gesellschaften, in denen ein hoher Grad von Vertrauen herrscht) und betrachtet die verschiedenen Konstellationen, die zu sozialem Kapital führen, das heißt zu Ressourcen, die aus sozialen Beziehungen und auf der Grundlage von Vertrauen entstehen – auf allen Ebenen und in allen Gruppierungen von der Familie bis
zum Staat. Für Fukuyama ist soziales Kapital entscheidend für das Wohlergehen einer Wirtschaftsstruktur. 7
    Vertrauen senkt die »Transaktionskosten« von Gesellschaft und Ökonomie, es macht sie von innen her produktiv. Man braucht nicht jedes Mal einen Schlägertrupp, wenn man ein Geschäft abschließen möchte. Man muss nicht immer einen Anwalt mitbringen, wenn man sich mit einem
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