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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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Natur zu nutzen. Plantagen, geforstete Wälder, riesige Getreidelandschaften, die Reisterrassen und Teeplantagen des Fernen Ostens. Geordnete, gezähmte, dirigierte Natur. Das sind die Spuren der nächsten Stufe der menschlichen Entwicklung: der agrarischen Zivilisation. Westeuropa etwa besteht zu 40 Prozent
aus landwirtschaftlich genutzter Fläche, die sich bis tief nach Russland erstreckt. Im mittleren Westen des nordamerikanischen Kontinents reichen die Weizen-, Soja- und Maisfelder fast über das gesamte Sichtfeld der Raumstation, im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso haben sich Viehweiden und Sojaplantagen zu Kontinentgröße ausgeweitet. Selbst an einigen Stellen der Sahara sieht man riesige, kreisrunde Flächen im Sand: Felder, auf denen mit Grundwasser Kulturpflanzen angebaut werden.
    Agrarische Kulturtechniken haben im Lauf der Geschichte die unterschiedlichsten Sozialformen hervorgebracht, angefangen von den frühen Hochkulturen im Nahen Osten bis zu den vorindustriellen Gesellschaften auf allen Kontinenten. Das Leben spielt sich, wie bei den Jägern und Sammlern, im Rhythmus der Natur ab, nur dass es nicht mehr der Zug der Tiere ist, sondern Niederschlag und Temperatur, die den Jahresrhythmus vorgeben. Agrarische Gesellschaften sind noch empfindlicher gegenüber den Naturkräften als Jäger und Sammler. Ihre Bevölkerungszahl ist höher – fleißige Hände werden auf dem Feld gebraucht und müssen sich um die Alten kümmern. Jede Fehl- und Missernte kann zu ernsthafter Not führen. Anders als die Nomaden können Bauern nicht einfach fortziehen, wenn die Natur – oder menschliche Konkurrenten – sie bedrängen.
    Innerhalb nur eines Jahrhunderts – des zwanzigsten – hat sich jedoch eine Form der Landbearbeitung ausgebreitet, die nicht mehr viel mit dem Bauerntum zu tun hat. Riesige Mengen von Proteinen werden immer effektiver auf immer größeren Flächen erzeugt. Der industrielle Landbau war es, gestützt auf die Segnungen der fossilen Energieträger, der in vielen Regionen der Erde die Menschen einerseits vom Land vertrieb, ihnen andererseits in den Städten eine verlässlichere Ernährungsgrundlage lieferte.
    Die bäuerliche Lebenskultur, die jahrtausendelang die kulturellen Muster der Menschheit mehr und mehr dominierte, hinterließ viele Spuren in unseren Gewohnheiten, in unseren Memen, den kulturellen Zeichensystemen, mit denen sich Menschen verständigen und synchronisieren. »Wo kommst Du her?«, ist die erste
Frage, die wir einem Unbekannten stellen – obwohl diese Auskunft in einer hypermobilen, digitalen Kultur eigentlich völlig belanglos sein müsste. Unsere Ideen von Identität, von Wurzeln und Natur, sind in der agrarischen Welt unserer Vorfahren geformt worden. All das ist nur scheinbar unwesentlich geworden. Neuerdings scheint sich die Frage des Ortes sogar zu verstärken. Im »Bio-Zeitalter«, legen wir wieder Wert darauf, wo eine Pflanze, ein Tier gewachsen ist. Welche Hände einen Gegenstand geformt haben. Wir interessieren uns wieder für Stammbäume. Der Mensch ist und bleibt ein territoriales, ein erdgebundenes Wesen.
    Das glitzernde Band
    Zwischen fünf und 15 Prozent der Erdoberfläche sind bedeckt von dem, was Außerirdische bei ihrem ersten Besuch ohne aufwendige Analysen als Tätigkeit einer technoiden Spezies ausmachen könnten: Städte. Bald 60 Prozent der rund 7 Milliarden Menschen ballen sich auf nur drei Prozent der festen Erdoberfläche, in immer größeren urbanen Konglomeraten. Wie Muster geschmolzenen Bleis erstrecken sich die Stadtgebiete über Küstenregionen und entlang von Flussläufen, bilden Flecken in den Kontinentalmassen, überwuchern ganze Halbkontinente. Wie filigrane, fraktale, organische, zellulare Strukturen strecken sie ihre Fühler aus in alle Richtungen.
    Ihre wahre Pracht entfalten diese Gebilde jedoch erst, wenn die Sonne hinter dem Planeten verschwindet und die kalten Sterne des Weltraums sichtbar werden. Unter der Cupola entfaltet sich dann ein beeindruckendes Schauspiel, das selbst die kühl technisch ausgebildeten Astronauten zu andächtigem Schweigen bringen kann. Die Städte glitzern wie Diamanten und erhellen in Dunst und Wolken selbst die höheren Atmosphärenschichten. Und diese Organogramme des menschlichen Lebens wachsen schnell, sie wuchern förmlich: In China entstanden allein in den letzten zehn Jahren Dutzende Riesenstädte mit über zehn Millionen Einwohnern, wo bis vor Kurzem nur Reisfelder lagen. Städte, deren Namen
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