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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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Mikrometeoriten. Die Cupola genannte Konstruktion, mit einem Durchmesser von rund zwei Metern, ist seit 2009 die Aussichtskuppel der internationalen Raumstation ISS. Gebaut wurde sie zumindest zum Teil auf Initiative und hartnäckiges Drängen der Astronauten – als einziger »Luxus« in einer ansonsten kargen, funktionalen Umgebung.
    Die ISS zieht mit rund 25 000 Kilometern pro Stunde auf ihrer leicht elliptischen Bahn um die Erde, also etwa 21-mal so schnell wie der Schall. Im Orbit merkt man allerdings wenig von diesem Tempo. Die Erdoberfläche zieht in beinahe derselben gemächlichen Weise vorbei, wie man es in einem Flugzeug auf Reiseflughöhe erlebt. Nur dass man keine Autobahnen sehen kann. Und dass die Tiefdruckwirbel wie zarte Pinselstriche oder mächtige Spiralen tief unter einem liegen.
    Sechzehnmal innerhalb von 24 Stunden erlebt die ISS-Besatzung einen Tag- und Nachtwechsel – einen rasend schnellen Sonnenauf-oder -untergang. Die Erde erscheint aus der niedrigen Umlaufbahn schon als echte Kugel. Dabei entspricht die Distanz zur Oberfläche gerade einmal der Strecke, die wir bei einem Ausflug in die Berge zurücklegen.
    Die Astronauten sehen die Welt aus einer radikal anderen Perspektive, wie sie nur wenigen Menschen vergönnt ist. Dieses Erlebnis hinterlässt einen tiefen Eindruck, für den jemand den Begriff
»Overview-Effekt« fand. Es ist ein schönes Bild für den fundamentalen Wandel der Wahrnehmung, der immer dann stattfindet, wenn man ein System als Ganzes aus der Ferne betrachtet.

    Rund 60 Prozent der Zeit fliegt die ISS über dem Meer, einer blauen, grauen, manchmal spiegelnden Oberfläche mit eingebetteten Grüntönen, ornamentiert von Wolkenwirbeln und Wetterfronten. In diesem Gemisch aus H 2 O, organischen Substanzen, Salzen und Mineralien, begann vermutlich vor zwei, drei Milliarden Jahren unter damals noch völlig anderen Umweltbedingungen Leben.
    Weitere 20 bis 30 Prozent, also ein volles Viertel der Umlaufzeit befindet sich die Raumstation über nahezu unbewohntem Gebiet. Wüsten und Halbwüsten. Eisflächen und Tundra. Die endlosen Waldgebiete Nordkanadas und Sibiriens. Die Geröll- und Grasländer des zentralasiatischen Kontinents. Die Savannen und Dschungel Afrikas. Die Wüsten und Gebirge und ausgedehnten Tropenwälder Südamerikas und Südostasiens.
    In diesen Landschaften hat sich, trotz der planetaren Dominanz des Menschen, trotz einer erdumspannenden technischen Zivilisation, in den letzten zehntausend Jahren kaum etwas verändert. Diese Landschaften in den klimatischen Grenzbereichen des Planeten – den Übergängen von Wasser zu absoluter Trockenkeit, von Wärme zu andauernder Kälte – waren immer schon dünn besiedelt.
In der Nacht wird man auf den großen schwarzen Flächen nur vereinzelt kleine Lichtflecken glimmen sehen.
    Dörfer im Regenwald, kleine Hütten in Tälern, Lager aus Reisig an Flussläufen, Nomadenzelte in kargen Landschaften. Rund 5000 indigene Völker und Stammesgesellschaften gibt es heute weltweit, mit rund 300 Millionen Menschen in 76 Staaten. Nur ein kleiner Teil lebt noch in einer echten nomadischen Lebensweise. Dort, wo die Natur kaum etwas hergibt, keine fruchtbaren Böden existieren, die Biodiversität nicht sehr hoch ist, auf abgelegenen Inseln oder Hochebenen, wo keine Rohstoffe gefunden wurden oder wo der Dschungel undurchlässig und lebensfeindlich ist, hat sich erstaunlich zäh eine Lebensweise erhalten, die höchst effektiv nutzt, was die Umwelt an Kalorien hergibt. Das Stammeswesen der Jäger und Sammler.
    »Nur Stämme werden überleben«, hieß ein Bestseller in meiner Jugend, der Ära der großen Zivilisationskritik, in der sich die Probleme eines industriell erschlossenen Planeten deutlich am Horizont abzeichneten. Die Poster, auf denen Indianer vor Sonnenuntergängen von der Sünde des Weißen Mannes sprechen, der die Natur verdirbt und die Seele der Welt schändet, hängen bis heute in den Zimmern Jugendlicher. In vielen Gesprächen, im Fernsehen, selbst in den Kommentaren kluger Menschen hört man einen »Ton des Abschieds«. Gibt es nicht seit uralter Zeit eine Prophezeiung, dass die »Zivilisation« – oder das, was wir dafür halten – an sich selbst zugrundegehen muss? Und mehren sich nicht die Zeichen dafür, dass sie sich im 21. Jahrhundert erfüllen wird?
    Zeichen der Zivilisation
    Nur zwischen zehn und 20 Prozent ihrer Umlaufzeit überquert die ISS Landschaften, die sichtbare Spuren der menschlichen Bemühungen aufweisen,
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