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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)
Autoren: Beatriz Williams
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de la Concorde zu den Tuilerien, an deren Ende sich der massive Louvre erhob. Rings um uns herum erstreckte sich ein Flickenteppich aus Dächern, Boulevards, Plätzen und Parks. Rechts von uns glitzerte die Seine in der Sonne. Ich erinnerte mich daran, wie ich vor drei Jahren mit Michelle und Samantha über den Pont Neuf getrottet war und mit ihnen darüber debattiert hatte, ob eine Tasse Kaffee in einem Straßencafé frivole Verschwendung sei. Natürlich ein wichtiges Paris-Erlebnis, aber ein unerhörter Luxus für Rucksacktouristen wie uns.
    »Ein schönerer Blick als aus dem Fenster der Jugendherberge, wo ich das letzte Mal übernachtet habe«, witzelte ich.
    Sein Lachen kitzelte mich am Ohr. »Das hoffe ich doch. Heute Nachmittag gehen wir erst einmal etwas zum Anziehen für dich kaufen.«
    »Eine Zahnbürste wäre auch nicht schlecht«, merkte ich an.
    »Und heute Abend besuche ich mit dir das beste Restaurant von Paris und setze dich unter Champagner, Burgunder und vielleicht einen Schluck Muscadet zum Dessert. Anschließend unternehmen wir, was dir gefällt. Tanzen. Theater. Eine Bootsfahrt auf dem Fluss. Paris liegt dir zu Füßen. Die ganze Welt.« Er küsste meinen Hals. »Und ich auch.«
    »Das ist das Wichtigste daran.«
    Er lachte auf. »Kate, verstehst du? Wir sind jetzt absolut frei und können tun und lassen, was uns gefällt, meine Liebe. Ich werde dich in traumhafte Flitterwochen entführen. Du brauchst nur zu sagen, wohin du willst.«
    Seufzend kuschelte ich den Kopf unter sein Kinn. »Irgendwohin, wo wir unter uns sind. Und … mit einem Klavier, damit du mir abends etwas vorspielen kannst. Das hat mir gefehlt. Und mit einem Strand, wo wir zusammen daliegen und die schwankenden Palmen anschauen können.«
    Schweigend blickten wir eine Weile aus dem Fenster.
    »Was ist?«, fragte ich, als ich bemerkte, dass er sorgenvoll die Stirn runzelte. »Raus mit der Sprache, Ashford.«
    »Nun«, begann er zögernd, »wir sollten zuerst einen Arzt für dich finden, um uns zu vergewissern, dass auch alles in Ordnung ist.«
    »In ein paar Tagen bin ich wieder wie neu. Ich war ja erst in der siebten Woche. Natürlich … brauche ich ein neues Rezept …«
    »Und der Rest?«
    Da mir beim Sprechen die Tränen gekommen wären, wartete ich ein wenig mit meiner Antwort und ließ mich von seiner warmen streichelnden Hand trösten. »Ich habe es so geliebt«, sagte ich schließlich. »Ich weiß nicht, warum es passiert ist. Aus Trauer, weil ich mich von dir verabschieden musste … vor Erschöpfung … oder wegen der Zeitreise. Und dabei war es alles, was ich von dir hatte …«
    »Mach dir keine Vorwürfe. Das ist alles nur meine Schuld«, flüsterte er mit belegter Stimme.
    Lange stand ich an ihn gelehnt da und versuchte zu verstehen, wie Freude und Trauer gleichzeitig in meinem Herzen wohnen konnten. Er sprach kein Wort und streichelte nur geduldig wie immer meinen Rücken, ohne mich zu bedrängen.
    »Du wärst ein ausgezeichneter Vater gewesen«, meinte ich schließlich mit bemüht beherrschter Stimme. »Ich hätte dir das so gerne ermöglicht.«
    Er ließ meine Worte eine Weile in der Luft hängen. »Vielleicht«, sagte er dann leise und zärtlich, »können wir es ja wieder versuchen, wenn du bereit dazu bist.«
    Ich schlang meine Arme um seine Taille. »Nicht sofort, aber irgendwann.«

Epilog
    Irgendwo auf den Cook Islands, Halloween 2008
    D ie gleißende Sonne stand hoch am Himmel. Doch der weiße Sand unter meinen Beinen fühlte sich kühl an, da die träge schwankenden Wedel der Palme, an die ich meinen Rücken lehnte, ihn schon seit dem Morgen vor der Hitze schützten. Julians Kopf ruhte auf meinem Schoß. Er trug ein weißes Leinenhemd über einer marineblauen Badehose. Heute hatte ich ihm endlich erlaubt, die Schlinge abzulegen.
    Wir sprachen über seinen Vater. »Ich hätte ihn so gerne kennengelernt. Schließlich hat er seine Sache, was dich betrifft, sehr gut gemacht.«
    »Er wäre begeistert von dir gewesen«, versicherte mir Julian, der die Augen zufrieden geschlossen hatte. »Du bist genau sein Frauentyp – schlagfertig, eine eigene Meinung, natürlich. Er verabscheute affektierte Frauen.«
    »Was hat er von Miss Hamilton gehalten?«
    Julian schlug ein Auge auf. »Er mochte sie nicht. Eines der wenigen Streitthemen zwischen meinen Eltern.«
    »Der Mann wird mir immer sympathischer.«
    »Manchmal stelle ich mir euch beide zusammen vor. Wie ich dich stolz als meine Braut präsentiere. Ihr beide
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