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Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben
Autoren: Jodi Meadows
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erreichten wir die Wachstation, wo Menschen Befehle riefen und andere sich beeilten, sie auszuführen. Ich führte Sam und die anderen zu der medizinischen Station auf der linken Seite, die Fahrtragen alle hell erleuchtet und von Apparaten umgeben. Ich half allen auf die Tragen, während Sanitäter und leicht verletzte Patienten herbeieilten, um zu helfen.
    »Was ist mit ihnen passiert?«, fragte ein Mädchen. Sie schien etwa neun Jahre alt zu sein, und ihr Versuch, mit ihrer kleinen Stimme autoritär zu klingen, wäre unter anderen Umständen vielleicht komisch gewesen. Sie kletterte auf einen Hocker und musterte mich voller Abscheu. »Was ist mit dir passiert?«
    »Ich weiß es nicht. Sam und Stef waren auf der Mauer. Ich denke, sie waren beide bewusstlos.« Ich konnte nicht mit ansehen, wie das Mädchen und ihre Helfer sich um meine Freunde kümmerten, daher lief ich zum Fenster und blickte zum Tempel hinüber, erfüllt von dem Wunsch, das Licht möge wieder angehen.
    Ich entdeckte Menehem in der Nähe. Ich rief seinen Namen, aber als er in meine Richtung schaute, war die Hälfte seines Gesichtes geschwärzt und von Blasen übersät.
    »Was ist passiert?« Die Frage der Nacht.
    »Sylphen«, rief er. »Sauer auf mich, weil ich sie hergebracht habe. In Eiern, falls du neugierig bist.«

    Ich war zu erschöpft, um überrascht zu sein. »Hast du die Drachen auch hergebracht?« Ich hatte viel über die alten Kriege gelesen, aber in keinem hatten jemals sowohl Drachen als auch Sylphen zugleich angegriffen. Kein Wesen innerhalb oder außerhalb des Reichs mochte die Sylphen, ganz gleich, was für ein mächtiger Verbündeter sie sein konnten.
    »Nein.« Er hustete und spähte an mir vorbei. »Das war einfach gutes Timing. Ich sehe, du hast Sam gefunden.«
    Ich wollte Menehem seinem Schmerz überlassen, doch ich schaffte es nicht. »Komm rein. Wir werden einen Arzt holen, der sich dein Gesicht ansieht.« Ich ging auf die Tür zu, als das Kämpfen draußen nachließ. Das Heulen von Fahrzeugen und das Donnern von Kanonen wurden leiser. Das Kreischen der Drachen schwoll an und erstarb, als sie über die Wachstationen nach Norden flogen, von einem Schwarm Drohnen aus Heart und dem Reich verjagt.
    Als Menehem sicher auf einer Trage lag, scheuchten die Ärzte mich weg, damit sie ihre Arbeit verrichten konnten. Ich hielt mich im Hintergrund, lauschte auf Ächzen und Fluchen und erhaschte nur hier und da einen Blick auf ihn, während er seine Sünden beichtete. Schließlich traten sie zurück, die weißen Kittel blutgetränkt, und sagten, sie könnten nichts mehr für ihn tun.
    Sein Hemd war weggeschnitten worden, und Mullbinden bedeckten den größten Teil seiner entblößten Haut. Der Rest war leuchtend rot. Er verzog das Gesicht, bekam jedoch Schmerzmittel durch einen Schlauch in seinem Arm verabreicht. »Tut mir leid, Ana«, röchelte er.
    »Sag mir, was du weißt.« Nicht das, was ich sagen wollte, aber er sah aus, als würde er gleich sterben, und ich konnte nicht fragen, ob es ihn je gekümmert hatte, dass er eine Tochter hatte. Ich war mir nicht sicher, ob ich die Antwort wissen wollte.

    »Es ist zu spät.« Menehem lächelte schwach, als die Mauern der Wachstation knisterten und ein lauter Puls den Raum erfüllte, um dann in ein weißes Rauschen überzugehen. »Ich sehe dich in einem anderen Leben, Schmetterling.«
    Ich schauderte. Woher wusste er das?
    Er starb, bevor ich ihn fragen konnte.
    Ich blieb nur noch einen Moment, von einem Wirbel von Gefühlen ergriffen. Dann wandte ich mich ab und drängte mich durch das Durcheinander von Patienten, um Sam zu suchen.
    Seine Augen waren geschlossen, aber Apparate piepten tröstend, und er murmelte: »Hallo, Ana. Was war das für ein Lärm?«
    »Janan ist zurück.« In der Ecke meines Fensters erfüllte vertrautes Tempellicht den Himmel. Ich berührte Sams Handgelenk, um seinen Puls zu fühlen – nur zur Beruhigung. Sein Gesicht und seine Arme waren vom Blut gereinigt worden und hatten Prellungen und die Laserverbrennung von vor einigen Wochen zum Vorschein gebracht. Letztere war immer noch verbunden, und eine Infusion tröpfelte durch einen Schlauch in seinen Arm. Ich konnte keine Stelle finden, die von Säure verätzt war, doch als ich blinzelte, sah ich den riesigen Drachenkopf über ihm schweben. Wenn ich nur ein bisschen langsamer gewesen wäre … »Aber stirb nicht einfach bloß, weil es sicher ist.«
    »Und dich mit meinem Klavier allein lassen? Keine Chance.«
    Ich
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