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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz
Autoren: Dru Pagliassotti
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beantworten, die der Mann an uns hat, und dann zusehen, dass wir nach Hause kommen.“
    „Du bist viel zu vertrauensselig“, knurrte Pyke missmutig.
    „Mhm.“ Taya war einige Monate zuvor ein paarmal mit Pyke ausgegangen. Zuerst hatte sie sein finsteres Misstrauen allen Behörden gegenüber lustig gefunden, aber nach einigen Wochen waren ihr seine Verschwörungstheorien und sein ewiges Gejammer über die Regierung nur noch auf die Nerven gegangen. „Ich empfinde die Liktoren nun mal nicht als besondere Bedrohung.“
    „Wahrscheinlich sind sie weniger gefährlich als einstürzende Drahtfähren“, musste Pyke mit einem Blick in die Höhe zugeben. Taya konnte nicht anders, sie lachte. Woraufhin in Pykes Augen sofort ein warmer Glanz aufleuchtete.
    Sie wandte den Blick wieder ab.
    Es war zu einfach, Pyke gern zu haben. Er war ein geschickter, geübter Flieger, ein fürsorglicher Freund und hegte all die guten Absichten, die ein Mädchen sich nur wünschen konnte. Ganz zu schweigen von seinen breiten Schultern, der starken Brust und den muskulösen Armen und Beinen, die er dem jahrelangen Fliegen verdankte. Rechnete man dann noch die kupferfarbene Haut sowie das dunkle Haar und die dunklen Augen des reinblütigen Ondinianers dazu, dann bekam man einen Mann, dem wahrlich nur schwer zu widerstehen war.
    Tayas beste Freundin Cassilta fand, Taya sei verrückt gewesen, als sie Pyke wieder freigab. Aber Taya hatte sich einfach keinen einzigen Vortrag über Korruption und Vertuschungen mehr anhören mögen und die Beziehung beendet. Auf die verlässliche „LassunseinfachnurFreundesein“-Tour. Pyke hatte die Zurückweisung gut aufgenommen, das musste man ihm lassen. Inzwischen wünschte sich Taya, sie hätte sich drastischer getrennt, ein komplettes Ende jeglicher Beziehung gefordert. Mit diesem Freunde bleiben hing immer noch irgend etwas zwischen ihnen in der Luft, war ihr Verhältnis nicht klar definiert.
    Glücklicherweise fand Cassi, Pyke sei jetzt wieder zum Abschuss freigegeben. So blieb Taya wenigstens dann Luft zum Atmen, wenn sie alle drei zusammensaßen.
    „Wenn ihr mir jetzt bitte folgen würdet“, drängte der Liktor.
    „Du warst einfach Klasse da oben“, lobte Pyke, während die Ikarier hinter dem Beamten her trotteten. „Warte nur ab, bis sich das in den Horsten herumspricht.“
    „So Klasse nun auch wieder nicht. Ich glaube, die Gondel hat eine meiner Schwungfedern gestutzt.“ Taya verrenkte sich den Hals, vermochte die Spitzen ihrer Flügel aber nicht zu sehen, ohne über die eigenen Füße zu stolpern.
    „Die ist nur ein bisschen verbogen. Das kriegen die Schmiede in Null Komma nichts wieder hin.“
    Der Liktor führte die beiden ein paar Treppenstufen hinauf in die nächste Wache, wo man sie trennte. Pyke winkte Taya zum Abschied dramatisch zu.
    „Wenn du möchtest, darfst du gern die Flügel ablegen“, sagte der demikanische Liktor, der sich mit Taya in ein kleines Büro zurückgezogen hatte. Taya zögerte, aber ihr tat der ganze Körper weh, und sie hätte sich gern ein wenig hingesetzt. Wahrscheinlich hatte sie eine Pause verdient. Sie lockerte den Harnisch, öffnete dann den Metallverschluss und nahm das Fluggeschirr ab. Auf ihrer schweißnassen Haut kribbelte es, als sich der vom Druck befreite Fliegeranzug aus Leder von ihr löste. Besorgt wandte sie sich zu ihrem Geschirr um.
    Es schwebte leise schwankend so hoch in der Luft, dass die Metallspitzen die Decke berührten. Stirnrunzelnd inspizierte Taya die Federn, wobei sie feststellen musste, dass in der Tat zwei Schwungfedern verbogen waren. Allerdings mochte Pyke recht haben: Der Schaden sah aus, als ließe er sich leicht wieder beheben.
    Sie hatte unglaubliches Glück gehabt.
    „Du warst sehr tapfer“, sagte der Liktor, indem er zwei Stühle unter dem Tisch hervorzog und Taya bat, sich zu setzen. „Ich werde dich nicht lange aufhalten. Willst du etwas trinken? Ich könnte dir einen Krug Wasser bringen.“
    „Nein, danke, es geht schon, ich brauche nichts.“ Taya ließ sich auf einen Stuhl fallen und massierte ihren Nacken. Ihre Muskeln zuckten wie die Saiten einer Harfe, an denen jemand zupft. „Wie heißt du?“, erkundigte sie sich höflich.
    „Ich bin Leutnant Janos Amcathra.“ Der Liktor hatte Taya gegenüber Platz genommen und legte vor sich auf dem Tisch einen Stapel Papier zurecht.
    Ein demikanischer Name. Seinem Akzent nach war der Mann Bürger erster oder zweiter Generation. Taya streckte ihm die Hand hin und sprach
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