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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual
Autoren: Patrick Dunne
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dass sie Rohölüberläufe säuberten, und die sich am Ende eines Arbeitstages mit Diesel wuschen.
    Nach wie vor von der Marine beschattet, legte die Rainbow Warrior im Golfhafen Campeche an, und dort lernte ich Ken Arnold kennen, der als Gast an Bord kam und uns von den Schäden erzählte, die an Mexikos Korallenriffen angerichtet wurden, und von den Anstrengungen der Regierung, eine aufgeklärte Politik hinsichtlich des Problems zum Tragen zu bringen, was in schroffem Gegensatz zu den Sabotageakten an der Umwelt stand, die das staatliche Ölmonopol beging. Nach seinem Vortrag kam ich mit Ken ins Gespräch, und daraus resultierte eine Einladung, auf Cozumel für ihn zu arbeiten. Aber meine Berufung für Greenpeace war damals noch frisch. Ich würde auf ihn zurückkommen.
    Nach dem Besuch in Yukatan nahmen wir Nahrung, Kleidung und Medikamente an Bord, um sie nach Nicaragua zu liefern, das von einem Hurrikan schwer getroffen worden war, und unterwegs festigte sich die Freundschaft zwischen Deirdre und mir. Wir beide waren auch die jüngsten Rekruten, ein weiterer Grund zusammenzuhalten.
    Für die älteren europäischen Helfer an Bord waren wir Agnetha und Annafrid, die beiden Frauen von Abba. Deirdre braunäugig, dunkelhaarig und klein, ich großknochiger, blauäugig und seinerzeit mit langen , blonden Haaren. Wir wurden so häufig damit aufgezogen, dass wir beschlossen, eine Partynummer daraus zu machen, also sangen wir Fernando, mit Glitter im Haar und in seidenen Pyjamas, die wir über hautengen Tauchanzügen aus Lycra trugen.
    Nach vier Monaten, der üblichen Verpflichtungsdauer von Freiwilligen, flogen wir beide kurz nach Hause, dann gingen wir erneut auf die Warrior und fuhren nach Australien. Auf dieser zweiten Reise lernte ich Manfred Günter kennen, einen Computerbastler aus Ratingen bei Düsseldorf, der Idealismus und praktisches Geschick zu gleichen Teilen zu verbinden wusste. Während wir in Sydney vor Anker lagen, blühte unsere Beziehung auf, und wir wurden ein Paar.
    Deirdre. Ken. Manfred. Alle in dieser kurzen Zeit. Doch diese glücklichen Tage endeten abrupt. Nicht auf See, sondern im Eis und Schnee des Himalaja.
    Mir war jetzt plötzlich kalt, und ich schauderte kurz. Dann streifte ich diese Empfindung ab, wählte die Nummer und streckte mich mit dem Telefon in der Hand auf dem Bett aus.
    »Aquanauts, Cozumel, was kann ich für Sie tun?«, meldete sich Deirdre mit heiserer Stimme. Unnötig zu erwähnen, dass Aquanauts Kens Idee war. Ich versuchte ihm gelegentlich zu erklären, dass die Zeit für einen solchen Namen längst abgelaufen war, aber er wollte nicht hören.
    »Du klingst so sexy«, sagte ich. »Als würde ich in einem Nachtclub anrufen.«
    »Schöner Nachtclub. Nicht mal ein anständiger Drink ist im Haus, und ich bin schon heiser vor Verlangen nach einem.«
    »Ich hab dir Tequila besorgt. Hornitos reposada - vom Feinsten.«
    »Aber den mag die kleine Deirdre nur in Margaritas«, sagte sie in schmollendem, mädchenhaftem Tonfall:
    »Faule Schlampe!«, gebrauchte ich einen ihrer eigenen Ausdrücke. »Dann quetsch dir eben ein paar Limonen aus. Eis findest du im Kühlschrank, und eine Flasche Cointreau steht obendrauf.«
    »Und die Limonen? Wo krieg ich die her, Mami?«
    »Von der Terrasse draußen. Dort wachsen sie am Baum, wie ich dir bereits erklärt habe. Aber sei vorsichtig - in dem Baum wohnen mexikanische Springspinnen.«
    »Waas!?« Ein, zwei Sekunden lang hatte sie es geglaubt.
    »Oh, du Miststück.«
    Deirdre hatte derart panische Angst vor Spinnen, dass man ihr jeden Unsinn darüber einreden konnte, egal wie lächerlich er war.
    »Und, schon was von Alfredo gehört?«, sagte ich, um das Gespräch in eine vernünftige Richtung zu lenken.
    »Nein. Er wohnt in San Miguel, oder? Ich könnte bei ihm zu Hause vorbeischauen.«
    San Miguel war die einzige Stadt auf der Insel, und vom Tauchclub in Dzulha aus, einem Erholungszentrum, das sieben Kilometer vom Ortskern entfernt aus dem Boden geschossen war, fuhr man keine zehn Minuten bis dorthin. Es hatte jedoch wenig Sinn, Deirdre auf die Suche nach Alfredo zu schicken.
    »Nicht nötig. Er wird morgen früh schon auftauchen.«
    »Gut. Und wenn er nicht kommt, kann ich mich ja auch selbst um alle Anfragen kümmern. Und was gibt es bei dir Neues?«
    Ich unterrichtete sie über einige Einzelheiten aus den Gesprächen mit Sanchez und Dr. de Valdivia.
    »Ich beneide dich nicht darum, in diesem alten Tümpel zu tauchen«, sagte sie voller
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