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Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)
Autoren: Sergej Kusnezow
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Wer weiß, was der für eine Seuche hier einschleppt!«
    Wie als Antwort auf seine Worte erklangen von der anderen Seite Klopfzeichen, die besagten, dass keinerlei Gefahr für die Kolonie bestehe.
    »Und wenn sie lügen?« Der erste Posten zögerte noch immer. »Lauf schon.«
    Er selbst klopfte als Antwort: »Warten«.
    Die Frage war schnell geklärt. Die Besuche der Karawanen waren wichtig für die Gemeinde, so dass der Kommandeur der Wache beschloss, die Gruppe trotz des Verletzten einzulassen. Für alle Fälle schickte er zusätzlich zwei bewaffnete Männer an den Posten, die die nächtlichen Besucher begleiten sollten, denn die Situation war tatsächlich außerordentlich. Aber er tat es mit schwerem Herzen: Die Männer der Kolonie waren hochgradig erschöpft. Sie schliefen wenig und zerrissen sich förmlich zwischen den verschiedenen Arbeitseinsätzen, sei es in den landwirtschaftlichen Nebenbetrieben, bei den Streifzügen an die Oberfläche oder beim Wachdienst am hermetischen Tor. Jetzt brachte er gleich zwei Männer um ihren dringend benötigten Schlaf.
    Als Erstes wurde das äußere hermetische Tor geöffnet, und eine Gruppe von Menschen zwängte sich in den schmalen Schleusenkorridor. Die trübe Beleuchtung wurde eingeschaltet, und die beiden Wachposten studierten die Neuankömmlinge
sorgfältig durch zwei verglaste Sichtfenster. Nachdem sie sich von der Ungefährlichkeit der Besucher überzeugt hatten, öffneten sie das innere Tor. Die beiden Wachposten hielten ihre Sturmgewehre vor sich und leuchteten den Neuankömmlingen mit Petroleumlampen den Weg. Einer nach dem anderen schoben sich die Männer in den Raum: zuerst der Anführer der Karawane, in einem teuren, hochwertigen Strahlenschutzanzug mit bequemem Helm und nagelneuer Atemschutzmaske. Die nachfolgenden Männer waren in einfachere Anzüge gekleidet. Fast alle trugen sie Säcke, Koffer oder Kanister bei sich. Drei schleppten eine Bahre mit einem großen Mann darauf, dessen Schutzanzug an mehreren Stellen zerrissen und blutgetränkt war.
    Die Wachen führten die Männer über eine Treppe hinunter zur Administration. Im schummrigen Licht der Petroleumlampen schwammen ihre schwankenden Schatten über die Stufen, mal wuchsen sie, mal schrumpften sie und verschwanden ganz.
    In dem Stockwerk, in dem sich die Administration befand, war es um diese Zeit – wie in allen anderen – still: Die Kolonie schlief. Die Gruppe gelangte zu einem langen Korridor, wo die Männer die Bahre abstellten. Alle Mitglieder der Karawane betraten nun den Raum für die chemische Reinigung. Hier wurden ihre Anzüge mit einem speziellen Pulver von der radioaktiven Strahlung an der Oberfläche gesäubert. Das Pulver war eine eigene Erfindung der Kolonisten. Ihre Chemiker hatten mehrere Jahre daran getüftelt, und nun erfreute sich das Mittel bei den Karawanen großer Nachfrage und brachte der Kolonie ordentliche Erträge.
    Die Männer kehrten in den Korridor zurück. Ihr Anführer wandte sich an den dort wartenden Begleitoffizier: »Der Verletzte muss so schnell wie möglich in die Krankenabteilung. Er ist übel zugerichtet und macht es möglicherweise nicht mehr lange.«
    Der Offizier zögerte kurz, dann erteilte er seinem Kollegen knapp einige Befehle. Die Gruppe teilte sich: Zwei der Ankömmlinge steuerten mit der Bahre und unter Begleitung einer Wache die Krankenabteilung an; die übrigen gingen den Korridor entlang zum Großen Saal. Dieser weitläufige Raum diente als Handels- und Umschlagplatz für alle Karawanen. Außerdem fanden hier die Sitzungen des Rates statt, ebenso wie die öffentlichen Versammlungen für alle Bewohner der Kolonie.
     
     
    Sergej widerstrebte es zutiefst, seine Frau zu wecken, aber er hatte keine andere Wahl.
    »Polina …« Vorsichtig strich er ihr über die Schulter. »Meine Liebe, wach auf …«
    Polina stöhnte im Traum. Sie war erst zwei Stunden zuvor eingeschlafen, und mehr Schlaf würde sie heute wohl nicht mehr bekommen. So eine Gemeinheit.
    »Sie brauchen deine Hilfe … Bitte …«
    »Papa, was ist los? Warum weckst du Mama?« Sergej zuckte zusammen, als er die Stimme vernahm. Er wandte sich um und erblickte seinen Sohn. Denis stand zwei Schritte entfernt von ihrem Bett.
    »Was soll das denn?!«, zischte Sergej leise und schüttelte drohend die Faust. »Ab mit dir ins Bett! Und dann noch
barfuß auf dem kalten Boden! Morgen früh musst du in die Schule!«
    Denis zog trotzig die Augenbrauen zusammen. Als Sergej erkannte, dass sein Sohn
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