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Das Manoever

Das Manoever

Titel: Das Manoever
Autoren: Robert Muchamore
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Bomberjacke und hohen Doc Martens, mit an den Seiten kurz geschorenen Haaren und einem
grün gefärbten Irokesen, der sich von seiner Stirn bis zum Jackenkragen erstreckte. Um die Kälte zu vertreiben, schlug er die behandschuhten Hände aneinander. Die Cops sahen ihn streng an.
    Etwa dreißig Meter entfernt stand Chris Bradford, gut gebaut, mit kräftigem rotem Haar und einem ausgeleierten Kapuzensweatshirt, das er mit der Innenseite nach außen trug. Zwei Kameras waren auf ihn gerichtet. Bei der einen handelte es sich um einen mickrigen Camcorder in der Hand eines Cops, der um die Absperrung herumlief. Die andere war wesentlich beeindruckender und saß auf der Schulter eines BBC-Kameramannes. Ein darauf montierter Scheinwerfer leuchtete Bradford ins Gesicht.
    Â»Nun, Mr Bradford«, sagte der BBC-Korrespondent Simon Jett und streckte Bradford ein Mikrofon entgegen. In seinem Mantel steckte ein seidener Schal. »Das heutige Ergebnis ist doch bestimmt eine herbe Enttäuschung für Sie. Viele Leute sagen, dass die Street Action Group schon auf dem letzten Loch pfeift.«
    Bradford fielen fast die grünen Augen aus dem Kopf, als er mit seinen riesigen Händen nach den Mantelaufschlägen des Korrespondenten griff.
    Â»Wer sagt das?«, knurrte er. »Geben Sie mir Namen und Adressen! Klar, es sind immer irgendwelche sicheren Quellen , aber wer genau soll das denn sein? Ich sag′s Ihnen: Leute, die Angst vor uns haben.«
    Jett war hocherfreut. Diese Mischung aus Cockney-Akzent
und angedeuteter Drohung machte sich im Fernsehen immer gut.
    Â»Wie viele Demonstranten haben Sie denn heute hier erwartet?«
    Bradford warf einen Blick auf die Uhr und fletschte die Zähne.
    Â»Die meisten von uns liegen um drei Uhr nachmittags noch im Bett, das ist das Problem. Wahrscheinlich hab ich den Zeitpunkt ein bisschen zu früh angesetzt.«
    Jett nickte mit falscher Ernsthaftigkeit.
    Â»Hört sich ganz danach an, als würden Sie das alles auf die leichte Schulter nehmen. Aber Sie müssen doch selbst merken, dass man der SAG den Wind aus den Segeln genommen hat. Besonders, wenn man das Ergebnis hier mit den Tausenden von Menschen vergleicht, die letztes Jahr im Sommer auf die Straße gegangen sind.«
    Bradford tätschelte das Kunststoffgehäuse der Kamera.
    Â»Warten Sie′s ab, Mr BBC«, knurrte er und hielt sein Gesicht direkt vor die Kamera. »Ungerechtigkeit provoziert Hass. Heutzutage herrscht in Großbritannien mehr Ungleichheit und Armut als je zuvor. Wenn Sie zu Hause in Ihrem hübschen Häuschen sitzen und sich Leute wie mich auf ihrem 32-Zoll-Bildschirm ansehen, merken Sie wahrscheinlich gar nicht, wie sich auf den Straßen die Revolution zusammenbraut. Aber denken Sie an meine Worte: Wir kriegen Sie noch!«

    Jett konnte sich das Grinsen kaum verkneifen.
    Â»Haben Sie dafür einen Zeitplan? Wann können wir mit dieser Revolution rechnen?«
    Â»Vielleicht nächsten Monat, vielleicht nächstes Jahr, wer weiß?«, erwiderte Bradford achselzuckend. »Eines ist sicher: Noch bevor dieses Jahrzehnt rum ist, wird sich hier jede Menge radikal verändert haben. Aber bei dem bigotten Mist, den BBC sendet, werden Sie das erst bemerken, wenn Ihnen meine Jungs die Tür eintreten.«
    Der Korrespondent nickte. »Chris Bradford, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.«
    Â»Verpiss dich«, knurrte Bradford, während der Kameramann das Licht ausknipste und sich die große Kamera von der Schulter lud.
    Bradford ignorierte Jetts ausgestreckte Hand demonstrativ und stapfte schmollend zu einer einzelnen Frau auf der anderen Seite der Absperrung hinüber.
    James hörte, wie Jett dem Kameramann befahl, vor ihrem Aufbruch noch ein paar Aufnahmen außerhalb der Absperrung zu drehen. Die Polizisten rückten die Metallbarrieren ein Stück zur Seite, damit die BBC-Crew hinaus konnte, und erkundigten sich eifrig, wann die Story gesendet werden würde.
    Â»Machen Sie sich keine Hoffnungen«, winkte Jett ab. »Ich bin nur für den Fall hier, dass irgendetwas passiert. Aber ich habe es meinem Chef schon gesagt, als ich losgegangen bin: Die SAG ist Schnee von gestern.«

    Â»Na hoffentlich«, erwiderte einer der Cops. »Die Polizistin in Birmingham hatte enorm viel Blut verloren. Sie hatte jede Menge Glück, dass sie überlebt hat.«
    Jett nickte mitleidig. »Passen Sie auf sich auf, Officer, und frohe
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