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Das Manoever

Das Manoever

Titel: Das Manoever
Autoren: Robert Muchamore
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zu stürzen und ihn windelweich zu schlagen. »Ihr Jungs könnt von mir aus mit euren Steinschleudern spielen. Aber vorher sollten wir den ganzen Plan noch einmal von vorne bis hinten durchgehen. Ich will, dass ihr alle euren Part auswendig kennt. Bethany, fang du doch an, ja?«

3
    Nach der gewalttätigen Demonstration in Birmingham im vergangenen Jahr hatte es die Polizei Chris Bradford fast unmöglich gemacht, mit seiner SAG erneut in Aktion zu treten: Hundert Demonstranten sahen sich zweihundert Polizisten gegenüber; größere SAG-Veranstaltungen wurden von den lokalen Behörden verboten; alle, die sich nicht an das Verbot hielten,
fanden sich vor verschlossenen Bahnhöfen, abgesperrten Straßen und Polizisten wieder, die sofort jeden verhafteten, der aus der Reihe tanzte.
    Schon seit Mitte der 80er-Jahre und ihrem ersten Einsatz gegen die Grubenarbeiterstreiks war es der Polizei mithilfe dieser rigorosen Taktik gelungen, Dutzende von regierungsfeindlichen Aufständen zu zerschlagen. Um dieser »staatlichen Unterdrückung« zu entgehen, hatte Chris Bradford im Laufe der Zeit den Eindruck erweckt, die SAG würde in sich zusammenfallen: Er veranstaltete immer kleinere Aktionen, zu denen immer weniger Menschen und noch weniger Polizisten kamen  – und erreichte damit schließlich sein Ziel.
    Denn sobald die Polizei nicht mehr so wachsam war, machte sich Bradford an die Planung seiner größten SAG-Aktion. Und dafür war Weihnachten der ideale Zeitpunkt: Die Schul- und Universitätsferien lieferten ihm genau die richtige Menge an gelangweilten jungen Menschen, um auf den Straßen Chaos anzuzetteln; die Cops waren vollauf mit Betrunkenen in Feierlaune beschäftigt und viele Beamte nahmen in dieser Zeit sowieso Urlaub. Doch das Wichtigste war ein medialer Spitzenplatz für seine Aktion, der ihm in der Vorweihnachtszeit  – in der ansonsten aus Sicht der Zeitungs- und Fernsehjournalisten ziemlich wenig Spektakuläres passierte  – garantiert war.
    James Adams hatte die SAG erfolgreich unterwandert und kannte Bradfords Plan. Er hatte seinem Einsatzleiter
John Jones darüber berichtet, ohne dass dieser die Information an die Polizei weitergegeben hätte. Denn James untersuchte die wesentlich größere Gefahr, dass die SAG sich in eine Terrororganisation verwandelte. Wäre Bradford also aus der U-Bahn in Covent Garden gestiegen und hätte sich Hunderten von Polizisten gegenüber gesehen, hätte er gleich einen Maulwurf in seiner Organisation vermutet.
    Ein Problem, das jegliche Art von Geheimdienstarbeit mit sich brachte: Die undercover ermittelten Informationen konnten oft nicht eingesetzt werden, ohne die Sicherheit der Agenten zu gefährden. Doch als James nun sah, wie Hunderte von Demonstranten Richtung Trafalgar Square strömten, fragte er sich, ob sie wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatten.
    Es herrschte ohrenbetäubender Lärm. James war ein wenig nervös und zugleich elektrisiert von dem Gefühl, Teil einer so mächtigen Gruppe zu sein. Geschosse flogen über ihn hinweg, und auf beiden Seiten der Straße hörte man Glas splittern. In einem japanischen Restaurant kreischten die feiernden Gäste entsetzt auf, als ein Pflasterstein durch die Fensterscheibe krachte. Gleich darauf wurden das Bleiglasfenster eines georgianischen Theaters eingetreten, der Kartenschalter demoliert und die Plakate aus den Halterungen gerissen und in die Luft geworfen.
    Passanten drückten sich in die Hauseingänge, während das Ladenpersonal schnell die Türen vor
dem pulsierenden »SAG! SAG! SAG!«-Schlachtruf verschloss.
    Die SAG-Sympathisanten stammten größtenteils aus den schlimmsten Stadtvierteln Londons und James staunte, wie Chris Bradford es geschafft hatte, eine so riesige Menge von Aktivisten und Unruhestiftern zusammenzutrommeln, ohne dass die Polizei davon Wind bekommen hatte. Bradford hatte behauptet, dass er sich über hundertfünfzig Demonstranten freuen würde. Doch jetzt waren es dreimal so viele. Sie verteilten sich über beide Straßenseiten und mischten sich in den zähen Verkehr auf den verstopften Fahrbahnen.
    Zwei Minuten, nachdem sie den Strand erreicht hatten, war der Gehweg vor ihnen wie leer gefegt. Die Fußgänger hatten sich entweder in die Läden oder in eine der vielen Nebenstraßen geflüchtet.
    Die Wenigen, die nicht rechtzeitig
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