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Das Manoever

Das Manoever

Titel: Das Manoever
Autoren: Robert Muchamore
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weiter.
    Kevins Zimmer sah wie alle anderen im Hauptgebäude aus: ein kleines Sofa an der Tür, ein Doppelbett, ein Schreibtisch mit Laptop am Fenster, an einer Seite ein Wandschrank und nebenan ein Badezimmer. Überrascht registrierte Kevin einen Werkzeugkoffer in der Tür zum Bad.
    Karen, die Klempnerin auf dem Campus, streckte den Kopf aus der Tür. Sie trug eine zerschlissene Latzhose über einem weißen CHERUB-T-Shirt und hatte einen Toilettensitz in der behandschuhten Hand.
    Â»Hi«, begrüßte sie ihn. »Ich baue nur das neue Klo ein.«
    Auf dem Campus wurden gerade alle Toiletten gegen neue, wassersparende Modelle ausgetauscht. Das war am Montag bei der Morgenversammlung verkündet worden, aber Kevin hatte es völlig vergessen.
    Â»Bin in zehn Minuten fertig, aber wenn du aufs Klo musst, kannst du ja das einweihen, das ich gerade gegenüber eingebaut habe.«
    Â»Null Problemo«, nickte Kevin, setzte sich aufs Bett und fischte ein paar alte Turnschuhe darunter hervor.
    Nachdem er sie angezogen hatte, wünschte er der Klempnerin frohe Weihnachten und lief wieder hinaus.
Allerdings hielt er es tatsächlich für eine gute Idee, sich noch einmal zu erleichtern, bevor er draußen in der Kälte mit der Steinschleuder übte. Also riss er die Tür gegenüber auf und betrat James Adams′ Zimmer.

4
    James duckte sich erschrocken, als ein Reifen an einem der brennenden Wagen mit lautem Knall platzte. Die Hitze war zu groß geworden. In den Straßen rundherum heulten Sirenen. Die Leute in der Menge rempelten und schubsten sich an. James war groß genug, um Luft zu bekommen, aber einige der Kleineren wurden eingeklemmt und verfielen in Panik.
    Â»Bitte bleiben Sie ruhig«, mahnte ein Polizeilautsprecher. »Die Versammlung wird diszipliniert aufgelöst.«
    Bevor die Brandbomben die erste Polizeibarrikade getroffen hatten, waren um die achtzig Demonstranten in die Seitenstraßen verschwunden. Somit stand die Polizei nun noch etwa dreihundert Aktivisten gegenüber.
    Am östlichen Ende des Strands hatten fünfzig Polizisten die Menschen eingekesselt, ein Dutzend weitere blockierten die Nebenstraßen. Doch obwohl sie den Beamten fünf zu eins überlegen waren, wollte
sich keiner der Demonstranten mit Schilden, Helmen und Teleskopschlagstöcken anlegen.
    Ein Veteran der Protestbewegung stand in James′ Nähe und erklärte seiner Freundin die Taktik der Polizei.
    Â»Die Mistkerle werden uns hier stundenlang festhalten und nur immer zu zweit oder zu dritt rauslassen. Und bevor sie uns gehen lassen, fotografieren sie uns und schreiben sich unsere Namen auf.«
    Â»SAG! SAG! SAG!«, schrie jemand, doch die Menge antwortete nur halbherzig, nachdem sie jetzt auch noch vom Scheinwerfer eines Polizeihubschraubers geblendet wurde. James vermutete, dass sie nach Bradford und anderen hochrangigen SAG-Mitgliedern suchten. Aber diejenigen, die sich nach Birmingham noch in Freiheit befanden, waren längst verschwunden, bevor der Protestmarsch seinen Höhepunkt erreicht hatte.
    Plötzlich donnerte hinter James eine noch größere Explosion als vorhin: Der Benzintank eines Polizeiwagens war in die Luft geflogen. An der dem Feuer gegenüberliegenden Straßenseite hatten die Polizisten ein paar nur leicht beschädigte Wagen aus der Barrikade gerollt und marschierten jetzt durch die Lücke, um die Menge von hinten einzuschließen. Das Trommeln der Schlagstöcke veranlasste die Leute, sich vor Angst noch dichter zusammenzudrängen, und vor James schrie eine Frau, dass sie keine Luft mehr bekäme.

    Doch es war nicht der Platzmangel, der das Gedränge verursachte, sondern die Tatsache, dass keiner der Demonstranten am äußeren Rand der Menschenmenge stehen wollte, nachdem die Polizei sie komplett umzingelt hatte. Die Leute versuchten, sich vor den Schlagstöcken zu schützen wie Kaiserpinguine vor der Kälte.
    Â»Ich muss hier raus!«, kreischte die Frau. »Lasst mich hier raus!«
    James kam das ganze Gedrängel sinnlos vor. Da er über genügend Muskelkraft verfügte, um sich durchzuboxen, packte er auf seinem Weg durch die Menge die panische Frau und legte ihr den Arm um die Schultern.
    Â»Beruhigen Sie sich«, befahl er energisch, als sie schließlich dreißig Meter weiter einen freien Platz im Niemandsland zwischen den Demonstranten und der Polizei erreicht hatten. Die junge Frau, die
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