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Das Manoever

Das Manoever

Titel: Das Manoever
Autoren: Robert Muchamore
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Anfang zwanzig sein musste, wühlte in ihrer Tasche nach einem Inhalator. James nahm eine Wasserflasche aus seinem Rucksack und bot ihr etwas zu trinken an.
    Â»Danke«, sagte sie mit starkem französischem Akzent und griff erleichtert nach der Flasche. »Ich hab da drin solche Angst bekommen!«
    Â»Keine Panik«, grinste James.
    Auf der anderen Straßenseite wurden die Autos langsam durchgewinkt, die auf dem Weg nach Osten zwischen den beiden Polizeilinien aufgehalten worden waren. Nachdem sich der Verkehrsstau aufgelöst
hatte, breitete sich die Masse auf dem zusätzlichen freien Raum aus. Als den Leuten klar wurde, dass die Einsatztruppe der Polizei nicht mit den Schlagstöcken auf sie losgehen würde, lockerte sich die Anspannung ein wenig.
    James und seine neue Freundin zogen sich zu einer Säule zwischen den heruntergelassenen Fenstergittern eines Juweliers und eines Elektroladens zurück.
    Â»Rauchst du?«, fragte das Mädchen und bot ihm Zigaretten und ein Feuerzeug an.
    James schüttelte lachend den Kopf. »Zigaretten und Asthma. Tolle Kombination!«
    Doch bei einem Blick auf die Uhr verging ihm das Lachen. In knapp drei Stunden sollte er Chris Bradford bei einem Treffen am anderen Ende der Stadt den Rücken decken. Es war wichtig für die Mission, aber wenn die Polizei die Demonstranten nur nach und nach im Laufe von mehreren Stunden gehen lassen würde, hatte er keine Chance, rechtzeitig dorthin zu kommen.
    Â»Eigentlich müsste ich ganz woanders sein«, sagte James.
    Die Französin lächelte. »Wenn du einen Plan hast, ich bin ganz Ohr.«
    Zum ersten Mal sah James sie richtig an. Mit ihren schwarzen Strümpfen und dem offenbar teuren gestreiften Mantel schien sie so gar nicht zu den SAG-Aktivisten oder den Stadtrowdys zu passen.
    Â»Wie hast du denn von der Demo erfahren?«

    Â»Ich studiere Journalismus«, erklärte das Mädchen. »Ich bin für drei Monate in der Londoner Redaktion einer Pariser Zeitung. Gestern Abend habe ich auf einer Party ein paar Jungs davon reden gehört, dass es möglicherweise Ärger gibt.«
    Â»Auf der Jagd nach einer echten Sensation, was?«, meinte James und lächelte abwesend.
    Normalerweise ließ er sich ein Gespräch mit hübschen Mädchen nicht entgehen, aber jetzt fiel sein Blick auf das Metallgitter vor dem Elektroladen. An seinen Ösen konnte es von außen mit Vorhängeschlössern befestigt werden, aber stattdessen war es jetzt nur hastig und lose heruntergezogen worden. James fragte sich, ob man es wohl auch von innen abschließen konnte.
    Â»Wohin gehst du?«, fragte die Französin, als er zwei Schritte zur Seite machte und durch die Ritzen des Metallgitters spähte.
    Im Ladenraum waren alle Lichter an. Zwischen den beiden Schaufenstern lag ein etwas zurückgesetzter Bereich mit sechs verschlossenen Glastüren.
    Â»Da muss es doch einen Hinterausgang geben«, vermutete James.
    Während er die Polizisten im Auge behielt, hockte er sich hin, hob schnell das Gitter an und schlüpfte darunter hindurch.
    Â»Wohin gehst du?«, wiederholte das Mädchen.
    Â»Schau jetzt nicht her«, befahl James.
    Er stellte sich in den Zwischenraum mit den Türen
und bemerkte erleichtert, dass sich im Laden offensichtlich nur noch der Geschäftsführer befand, der in einer hinteren Ecke mit einer X-Box spielte.
    James schlich sich leise an den Türen entlang und probierte alle sechs davon aus, doch es überraschte ihn nicht, dass sie verschlossen waren. Auf dem Campus wurde das Knacken von Schlössern mit einem mechanischen Dietrich trainiert, aber da James so etwas normalerweise nicht mit sich herumtrug, musste er sich jetzt mit seinem Leatherman begnügen.
    Nach einem raschen Blick auf die Türgriffe atmete er erleichtert auf. An den Türen gab es zwar Riegel, die jedoch  – ebenso wie die Vorhängeschlösser am Gitter  – erst abends, wenn der Laden zumachte, von außen verschlossen wurden. So waren die beiden äußeren Türpaare jetzt nur von innen verriegelt, während die Doppeltür in der Mitte elektronisch gesteuert nach innen aufschwingen sollte. Der Strom war zwar abgeschaltet worden, aber ansonsten sah alles danach aus, dass er nur irgendwie die Finger zwischen die Automatiktüren bekommen musste, um sie zu öffnen. James ging in die Hocke und wollte gerade einen Versuch starten, als die
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