Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Magische Labyrinth

Das Magische Labyrinth

Titel: Das Magische Labyrinth
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
sei.
    »Gut«, sagte der Mann. Er dachte eine Weile nach und sagte dann: »Dann brauche ich also nur darauf zu warten, bis die Mark Twain hier auftaucht. Ich glaube allerdings kaum, daß ich das tun werde. Ich hefte mich an Thorns Fersen.«
    Inzwischen war er wieder kräftig genug, um über sich selbst reden zu können. Und wie er über sich redete!
    »Ich bin Savinien de Cyrano Il de Bergerac«, sagte er. »An sich bevorzuge ich es, wenn man mich Savinien nennt, aber unerklärlicherweise nennen die meisten Leute mich Cyrano. Ich gestatte ihnen diese kleine Freiheit. Schließlich haben die späteren Zeitalter von mir stets nur als Cyrano geredet. Obwohl dies nicht richtig ist und ich berühmt bin, können die Leute sich einfach nicht daran gewöhnen, mich Savinien zu nennen. Sie glauben, sie wüßten es besser als ich. Zweifellos haben auch Sie schon von mir gehört.«
    Er behandelte seine Gastgeber so, als müßten sie sich geehrt fühlen, einen großen Mann wie ihn als Gast zu haben.
    »Es schmerzt mich, zugeben zu müssen, daß ich Sie nicht kenne«, sagte Malory.
    »Was? Ich war nicht nur der beste Schwertfechter meiner Zeit, sondern möglicherweise auch – nein, sogar ganz bestimmt – der ganzen Welt. Ich habe keinen Grund, bescheiden zu sein, und stelle mein Licht weder unter einen Scheffel noch unter sonst etwas. Des weiteren war ich der Verfasser einiger bemerkenswerter Werke der Literatur. Ich schrieb Bücher über Reisen zur Sonne und zum Mond, übrigens sehr pointierte und witzige Satiren. Mein Schauspiel Der getäuschte Pedant wurde, wie ich erfuhr, von einem gewissen Monsieur Moliere bearbeitet, der es dann als sein eigenes ausgab. Nun, vielleicht übertreibe ich ein wenig. Auf alle Fälle hat der Schmierfink einige Motive meiner Komödie benutzt. Ich habe auch gehört, daß ein Engländer namens Jonathan Swift in seinem Buch Gullivers Reisen einige meiner Ideen verwendete. Ich nehme es diesen Leuten jedoch nicht übel, denn ich selbst war auch nicht frei davon, Ideen anderer zu übernehmen, wenn sie die meinen übertrafen.«
    »Das ist ja alles recht schön, Sir«, sagte Malory und unterließ es, auf seine eigenen Werke hinzuweisen, »aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, würden wir gerne erfahren, wie Sie mit diesem Luftschiff hierher gekommen sind und wieso es in Flammen aufging.«
    De Bergerac blieb bei den Malorys, bis eine leere Hütte zur Verfügung stand oder man ihm das nötige Werkzeug zum Bau einer eigenen leihen konnte. Im Moment allerdings saßen oder standen er, seine Gastgeber und etwa hundert andere vor der Hütte um ein großes, offenes Feuer herum.
    Es war eine lange Geschichte, und sie war noch wundersamer als die literarischen Produkte des Erzählers oder Malorys. Sir Thomas hatte allerdings das Gefühl, daß der Franzose nicht alles erzählte, was geschehen war.
    Nachdem de Bergerac seinen Bericht abgeschlossen hatte, sagte Malory mit lauter Stimme: »Dann stimmt es also, daß sich in diesem nördlichen Polarsee, aus dem der Fluß kommt und in den er auch wieder mündet, ein Turm steht? Und es ist wahr, daß jene, die für diese Welt verantwortlich sind, im Innern dieses Turms leben? Ich frage mich, was aus diesem Japaner, diesem Piscator, geworden ist. Haben die Turmbewohner, die sicherlich Engel sind, ihn eingeladen, bei ihnen zu bleiben, weil er ja in einem gewissen Sinn die Pforten des Paradieses durchschritten hat? Oder haben sie ihn anderswohin geschickt – vielleicht an irgendein fernes Ufer? Und dieser Thorn – weswegen hat er sich dermaßen verbrecherisch verhalten? Ob er ein verkleideter Dämon war?«
    De Bergerac lachte laut und bitter. Als er damit fertig war, sagte er: »Es gibt weder Engel noch Dämonen, mein Freund. Ich behaupte nicht – wie früher auf der Erde –, daß es keinen Gott gibt. Aber wenn man die Existenz eines Schöpfers nicht verneint, bedeutet das nicht, daß man auch an Mythenwesen wie Engel oder Teufel glauben muß.«
    Malory bestand hitzköpfig darauf, daß es solche Wesen durchaus gebe. Dies führte zu einer Auseinandersetzung, die bald den ganzen Kreis mit einbezog. Der Franzose verließ seine Zuhörer und verbrachte die Nacht, wie Malory später hörte, in der Hütte einer Frau, die der Meinung war, ein dermaßen guter Fechter müsse auch ein großartiger Liebhaber sein. Von ihrem Standpunkt aus war er das auch, wenngleich er der Methode des Liebens, die viele für die höchste Perfektion oder den Tiefpunkt französischer Dekadenz hielten,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher