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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman
Autoren: Kathleen McGowan
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für mich mehr als schmerzlich. Schließlich behielt ich die unmittelbar relevanten Passagen bei und strich jene, die nicht mit dem Kern der Geschichte zu tun hatten.
    Leider waren einige Textstellen, die der Streichung zum Opfer fielen, ausgerechnet meine Lieblingspassagen: einfühlsame Beschreibungen der Beziehung Marias zu ihren Kindern, Wissenswertes über die Jünger sowie weitere Details über die wunderbaren Lehren des Rechten Weges. Alle diese Texte sind mir wichtig, doch für das Verständnis des Gesamtbildes waren sie nicht unbedingt notwendig.
    Zu meiner großen Freude und mit Dankbarkeit für das Entgegenkommen des Verlages präsentiere ich nun einige der »verlorenen« Stellen. Jeder einzelnen Passage habe ich eine Einleitung vorangestellt, um den Kontext verständlich zu machen. Dennoch glaube ich, dass für die meisten meiner Leser diese Texte für sich sprechen – denn sie stellen eine Inspiration in sich dar.
     
    Kathleen McGowan

In Das Magdalena-Evangelium lehrt Isa seine Anhänger das Vaterunser; dazu hat er sie auf dem Ölberg am Rande Jerusalems um sich geschart. Einer berühmten Überlieferung zufolge tat er dies in einer besonderen Grotte, die heute in die Paternosterkirche eingebettet liegt. Viele Christen könnten nun geltend machen, dass das Vaterunser im Matthäusevangelium erstmals im Rahmen der Bergpredigt auftaucht, meiner Überzeugung nach ist es jedoch sehr wohl möglich, dass beide Ereignisse stattgefunden haben und einander nicht ausschließen. Es ist gut möglich, dass dieses Gebet zum ersten Mal in der Bergpredigt erwähnt wird, doch die Geschichte vom Ölberg spiegelt ein lebendiges Bild von der letzten Lebenswoche Isas wieder. Denn das Gebet lebte fort und wurde zum Eckpfeiler des Glaubens der frühen Anhänger Isas und des Rechten Weges – und später für Christen auf der ganzen Welt.
    Die Katharer brachten dem Vaterunser hohe Achtung entgegen. Ihrer Auffassung nach lehrt es, wie der Himmel auf Erden zu erschaffen sei, wie das Reich Gottes auf Erden verwirklicht werden kann (diese Auffassung werde ich im Folgeband Das Jesus-Testament genauer beleuchten). Als Zeichen dafür trugen die Katharer am Körper Abbildungen des Himmels, hauptsächlich in Form von Schmuck, wie man an Maureens Ring sehen kann. Diese Schmuckstücke standen in unmittelbarer Beziehung zu der Textstelle »wie im Himmel so auf Erden« im Vaterunser und sollten daran erinnern, dass wir niemals weit von Gott entfernt sind. In späterer Zeit ließen die Menschen sich dieseMuster auf den Körper tätowieren, und im Languedoc stehen heute noch Kirchen aus alter Zeit, die mit ähnlichen Himmelsabbildungen geschmückt sind.

    A m Tage nach unserer Ankunft in Jerusalem trafen wir auf dem Ölberg die Auserwählten und andere Jünger. Hier lehrte Isa das Gebet des Rechten Weges. Er sprach über Salome und Johannes und wie es dazu gekommen war, dass diese Schuld uns angelastet wurde. War das gerecht? Nein, denn uns traf keine Schuld, und dennoch wurden wir von vielen für den Tod des Johannes verantwortlich gemacht.
    Isa predigte: »Wir müssen um Vergebung für unsere Schuld bitten, und ebenso müssen wir unseren Schuldigern vergeben. Die Vergebung ist zweifellos die schwerste Lehre des Rechten Weges, doch auch jene, die am meisten nottut.«
    Es war ein Tag der Schönheit und Anmut. Isa erreichte die Herzen vieler Menschen. Wer seine Predigt und seine Worte der Versöhnung vernommen hatte, wurde ein anderer Mensch. Alle Männer und alle Frauen werden auf immerdar verändert werden, wenn sie nur die Macht, die Weisheit und die Göttlichkeit verstehen können, die in diesen Worten enthalten ist.
    Isa lehrte sie das Gebet: »Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.«
    Er zeigte den Kindern Israels, dass das Reich Gottes nahe sei, und niemand brauche es uns zu geben. Wir müssten es nur in Anspruch nehmen – selbst Roms Macht könne uns nicht nehmen, was in unseren Herzen verankert sei. Wir selbst hielten den Schlüssel zu Gottes Reich in den Händen. Wir hätten die Macht, das Himmelreich auf Erden zu bauen und im Lichte des Rechten Weges zu wandeln, die Welt hienieden so schön und göttlich zu gestalten wie den Himmel. Isa lehrte uns, dass unser Vater im Himmel ein gütiger Vater ist: Er liebt uns und will stets nur das Bestefür seine Kinder. Das Wichtigste am Gebet des Rechten Weges ist die Gewissheit, dass Gott niemals fern ist.
    Wenn die Zeiten schwer sind, erinnere ich mich an jenen Tag.
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