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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman
Autoren: Kathleen McGowan
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Die berühmteste Legende besagt, dass Adolf Hitler die Lanze nach Nürnberg brachte, da er glaubte, ihr Besitz würde ihn allmächtig und unbesiegbar machen. Eine ganze Reihe von Orten nimmt für sich in Anspruch, Hüter der echten Lanze zu sein – zum Beispiel ein Museum in Österreich und, natürlich, der Vatikan. 1
    Longinus selbst wurde zur Strafe für seine Untat unsterblich, und ist seither verdammt, rastlos auf Erden zu wandeln und Buße zu tun, weil er den Sohn Gottes in seiner Todesstunde folterte. Diese Legende heißt der »Fluch des Longinus« oder auch der »Fluch des Zenturio«. Vor diesem Hintergrund mag es befremdlich erscheinen, dass im Petersdom eine von Bernini geschaffene, prachtvolle Statue des Longinus steht. Vielleicht können Marias Worte uns helfen zu verstehen, warum er diesen Ehrenplatz erhalten hat.

    I ch habe bis jetzt noch nichts über den anderen römischen Zenturio, den Mann namens Longinus, gesagt. Vielleicht gibt es keinen, der die Dunkle Zeit so verkörpert wie er.
    Longinus war ein harter Mann; er war grausam und blind für das Licht und die Wahrheit. Aber auch er war ein Kind Gottes, und so musste ich ihm vergeben, wie auch Isa ihm nach seiner Geißelung und selbst, nachdem er ans Kreuz geschlagen worden war, vergeben hatte. Isa lehrte uns, dass jeder Mensch erlöst werden kann, und dass gerade jene, die am weitesten von der Erlösung entfernt sind, unserer Liebe am meisten bedürfen.
    Dies ist wahrlich eine Prüfung für beide Seiten. Es fällt leicht, einen Menschen zu lieben, der uns wiederliebt. Doch wie schwer fällt es, einen Menschen zu lieben, der uns beschimpft und verleumdet oder gar verletzt. Schwer fällt es, einem solchen Menschen Liebe und Güte zu schenken, der sie gar nicht will. Dies ist die wahre Prüfung: ob wir gelernt haben, unseren Nächsten so zu lieben wie uns selbst. Denn Gott liebt uns alle, und wie unser himmlischer Vater müssen wir alle Menschen lieben, wenn wir jemals den Himmel auf Erden erschaffen wollen.
    Von Praetorus hörte ich, dass Longinus nach dem Tag der Finsternis in Wahnsinn verfallen war. Seine letzte grausame Tat – der furchtbare Moment, als er Isa seine Lanze in die Seite stach – verfolgte ihn. Als der Himmel schwarz wurde, wusste Longinus, dass sein Schicksal besiegelt war.
    Viel später reiste er nach Rom, wo er Petrus und Andreas und meinen Sohn ausfindig machte. Im Grunde war er auf der Suche nach mir. Als er mich endlich in Gallien fand, war er ein anderer Mensch geworden. Vorbei war es mit seiner Grausamkeit, und an ihre Stelle war ein Hunger nach Licht und Unterweisung getreten. Dies ist die Macht der Liebe und des Gebetes. Kein Mensch kann so tief sinken, dass er nicht wieder aufgerichtet werden könnte.
    Es war einer der freudigsten Tage meines Lebens, als ich erkannte, dass Longinus einer der treuesten Schüler des Rechten Weges werden würde. Er vor allen anderen hatte begriffen, dass die Kraft der Wandlung nur durch die Liebe zustande kommt.
     
    Das Evangelium von Arques nach Maria Magdalena
    Das Buch der Jünger

Marias ältester Sohn Johannes-Josef (der kleine Johannes) ging als Halbwüchsiger mit Petrus und Andreas nach Rom. Dort wurde er endgültig von den Anhängern Johannes des Täufers für deren Sache vereinnahmt, und sein Leben erfuhr eine dramatische Veränderung. Die Geschichte von Johannes’ Leben – wie er sich mit seinem schweren Erbe abfand, der Sohn zweier großer Propheten zu sein, und welchen Glauben er daraus schuf – ist es wert, in einem eigenen Buch erzählt zu werden.

    E s fällt mir schwer, davon zu berichten. Es fiel mir schwer, mit anzusehen, was für ein Mann mein ältester Sohn geworden ist. Denn obwohl er ein guter Mensch ist, stark und ausgeglichen und von raschem, gründlichem Verstand, ist er dennoch von den Anhängern des Johannes vollkommen verdorben worden.
    In meiner großen Trauer nach Isas Verlust hatte ich diese Entwicklung nicht vorausgesehen. Ich hatte mir nicht vorstellen können, wie selbstgerecht Johannes’ Anhänger waren, und hätte nie geglaubt, dass ihr Hass auf Isa selbst noch seinen Tod überdauern würde. Doch jene Männer begaben sich auf die Fährte meines Sohnes und fanden ihn in Rom. Sie gaben ihm ein Gefühl von Wichtigkeit, überzeugten ihn davon, dass er der Sohn des einzigen wahren Propheten, des Täufers, sei, dessen Erbe von seinem Stiefvater gestohlen worden war. Sie bemühtensich, alles Gute zu vernichten, das Isa in das Leben meines Sohnes Johannes
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