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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman
Autoren: Kathleen McGowan
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in ihrer Erinnerung machte. Morgen würde sie McLeans Kronjuwel entdecken.
    Das Einchecken war rasch erledigt; ihr Verlag hatte alles arrangiert, und Maureen musste nur noch unterschreiben und sich den Schlüssel schnappen. Dann ging es mit dem Fahrstuhlnach oben und in ihr wunderschönes Zimmer, wo sie ihrem Hang zur Ordnung frönte, indem sie sofort auspackte und die Falten auf ihren Kleidern glättete.
    Maureen liebte luxuriöse Hotels; das tat jeder, nahm sie an, aber sie wurde wieder zum Kind, wenn sie in einem war. Gründlich inspizierte sie alle Annehmlichkeiten, durchsuchte den Inhalt der Minibar, nahm den flauschigen Morgenmantel hinter der Badezimmertür in Augenschein und lächelte über den Telefonanschluss neben dem Klo.
    Sie schwor sich, nie so übersättigt zu werden, dass sie diese Kleinigkeiten nicht mehr würde genießen können. Vielleicht waren all die Jahre, in denen sie sich nur von Tütensuppen, Törtchen aus dem Supermarkt und Erdnussbutter-Sandwiches ernährt hatte, während ihre Recherchen all ihre Ersparnisse verschlungen hatten, doch nicht so schlecht für sie gewesen. So wusste sie wenigstens die guten Dinge zu schätzen, die ihr das Leben inzwischen brachte.
    Sie sah sich in dem geräumigen Zimmer um und verspürte einen kurzen Stich des Bedauerns – trotz ihres Erfolgs in jüngerer Zeit gab es niemanden, mit dem sie diese Annehmlichkeiten teilen konnte. Sie war allein, sie war es immer gewesen und würde es vielleicht auch immer sein …
    Maureen verbannte das Selbstmitleid sofort, als es hochkam, und fand die beste Ablenkung, um sich auf andere Gedanken zu bringen. Direkt vor ihrer Tür wartete die verführerischste Einkaufsmeile ganz Amerikas auf sie. Also schnappte Maureen sich ihre Tasche, schaute nach, ob sie auch ihre Kreditkarten dabeihatte, und schickte sich an, Tyson’s Corner zu erkunden.

    Die Eastern League of Women Writers hielt ihr Frühstück in einem Konferenzsaal des Ritz Carlton ab. Maureen trug ihre Öffentlichkeitsuniform: ein konservatives Designerkostüm, Highheelsund einen Hauch von Chanel No. 5. Um exakt neun Uhr betrat sie den Saal, lehnte dankend etwas zu essen ab und gab sich stattdessen mit einem Kännchen irischen Frühstückstees zufrieden. Vor einer Fragestunde zu essen war noch nie gut für Maureen gewesen. Das machte sie empfindlich.
    An diesem Morgen war Maureen weit weniger nervös als gewöhnlich, da die Moderatorin des Events eine Verbündete war: eine liebreizende Frau mit Namen Jenna Rosenberg, die schon Wochen vor dem Event mit Maureen in Kontakt gestanden hatte. Zunächst einmal war Jenna ein Fan von Maureens Buch und konnte ausgiebig daraus zitieren. Das allein hatte Maureen schon für sie eingenommen. Und der Event war ausgesprochen zivilisiert, das Ambiente intim. Kleine Tische waren zusammengestellt worden, sodass Maureen noch nicht einmal ein Mikrofon benötigen würde, um ihre Botschaft zu vermitteln.
    Jenna begann die Fragestunde mit einer offensichtlichen, aber wichtigen Frage:
    »Was hat Sie dazu inspiriert, dieses Buch zu schreiben?«
    Maureen stellte ihre Teetasse beiseite und antwortete:
    »Ich habe einmal gelesen, dass Quellentexte aus der frühen britischen Geschichte von einer Mönchssekte übersetzt worden seien, die geglaubt hat, Frauen hätten keine Seele. Sie waren der Überzeugung, dass die Frauen der Quell alles Bösen seien. Diese Mönche waren es, die die Legenden um König Artus verfälscht haben, womit sie auch unsere Vorstellung von Camelot prägten. Guinevere wurde von einer mächtigen Kriegerkönigin zu einer intriganten Ehebrecherin. Morgan le Fay wiederum wurde Artus’ böse Schwester, die ihn zum Inzest verführte; in den ältesten Überlieferungen dagegen wird sie als spirituelle Führerin einer ganzen Nation dargestellt.
    Als ich das las, war das wie ein Schock für mich, und ich stellte mir die Frage, wie es mit den anderen Darstellungen von Frauen in der Geschichte steht. Offensichtlich findet sich dieseSicht der Dinge nämlich in der gesamten Geschichtsschreibung. So begann ich mich für das Leben der vielen Frauen zu interessieren, denen es ähnlich ergangen sein mochte, und das war der Ausgangspunkt meines Buches.«
    Jenna ließ reihum Fragen zu. Nach einiger Diskussion über feministische Literatur und Fragen der Gleichberechtigung in der Verlagswelt kam die nächste Frage von einer jungen Frau, die ein kleines Goldkreuz über ihrer Seidenbluse trug.
    »Für diejenigen von uns, die in einer traditionellen
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