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Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Titel: Das Mädchen von San Marco (German Edition)
Autoren: Katie Hickman
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Versuchen wir es noch einmal. Hier, mischt Ihr sie dieses Mal.«
    Sie gab ihm das Päckchen, und als er fertig war, nahm sie die Karten fächerförmig in die Hand und hielt sie ihm hin. »Sucht Euch eine aus und gebt sie mir. Aber seht sie vorher nicht an.«
    Er tat wie geheißen. »Sagt es mir lieber nicht. Es ist der Narr.« Er sprach mit einer bemühten Sorglosigkeit, die er nicht empfand.
    »Der Narr?« Constanza bedachte ihn mit einem hintersinnigen Lächeln. »Der Narr bedeutet Unschuld und Torheit. Das passt nicht zu Euch. Jedenfalls die Unschuld nicht.« Ein Grübchen erschien an ihrem Mundwinkel. »Merkwürdig …« Stirnrunzelnd blickte sie auf die Karten.
    »Nun gut. Wenn nicht der Narr, dann eben der Gehängte«, sagte Carew trübsinnig. Genauso fühle ich mich nämlich, dachte er, wie einer, auf den der Galgen wartet.
    »Nein, nicht der Gehängte«, erwiderte Constanza langsam, »obwohl das gar nicht so übel wäre, wie Ihr glaubt.« Sie hielt die Karte, die er gewählt hatte, so in die Höhe, dass er die Vorderseite nicht erkennen konnte. »Der Gehängte weist oft auf eine Veränderung im Leben, in den Lebensumständen hin.«
    »Eine Veränderung zum Besseren?«
    »Nun, das hängt davon ab …«
    »Viel schlimmer kann es nicht kommen. Lasst sie mich sehen.« Er streckte die Hand nach der Karte aus, aber Constanza hielt sie zurück.
    »Nein, noch nicht. Ich versuche, mich zu entscheiden.«
    »Entscheiden?«
    »Was sie bedeutet.«
    Eine Weile lang herrschte Schweigen, während Constanza offenbar nachdachte.
    »Ihr sagt, Paul sei zum Zeichen des Pierro gegangen«, bemerkte sie schließlich. »Seid Ihr Euch dessen sicher?«
    Carew stöhnte. »Sicher bin ich mir keiner Sache mehr.«
    »Ach, wahrscheinlich hat es nichts zu bedeuten.« Sie schob die Karten zusammen. »Habt Ihr je den Namen Zuanne Memmo gehört?«
    »Zuanne Memmo? Nein, an solch einen Namen würde ich mich erinnern.« Carew schüttelte den Kopf. »Warum, ist er ein Freund von Euch?«
    Constanza gluckste leise. »Ich bezweifle sehr, dass Memmo überhaupt Freunde hat. Er besitzt ein ridotto, in dem um viel Geld gespielt wird. Und wenn ich viel sage, dann meine ich sehr viel. Männer, Jugendliche, manchmal sogar Frauen – er lässt alle zu. Ich habe gehört, dass er sich auf Ausländer spezialisiert hat.« Constanza warf Carew einen warnenden Blick zu. »Ich habe gehört, dass keine Woche vergeht, ohne dass bei es einem von Memmos Spielen zu Blutvergießen kommt.«
    »Und den habt Ihr in Euren Karten gesehen?«, fragte Carew herablassend, indem er auf das Kartenspiel deutete, das sie umgedreht auf dem Tisch abgelegt hatte. Er hatte keine besonders hohe Meinung vom Wahrsagen, ganz gleich, ob sich Constanza daran versuchte oder sonst jemand.
    »Es ist noch nicht klar«, erwiderte sie. Dann fuhr sie leise fort, wie zu sich selbst: »Aber warum solltet Ihr es sein und nicht Paul … Und warum sehe ich ausgerechnet Zuanne Memmo …«
    Laut sagte sie: »Ich habe gehört, dass in seinem neuen ridotto ein großes Spiel stattfinden soll, vielleicht ist es das, was mich verwirrt. Es heißt, der Preis sei dieser Diamant, von dem alle Welt spricht.«
    »Ein Diamant?«
    »Ja, Ihr habt doch sicher davon gehört, er ist die Neuigkeit der Serenissima. Am Rialto kennt man keinen anderen Gesprächsstoff mehr. Der Blaue Stein des Sultans, so wird er genannt. Er soll dem Großtürken gehört haben, dem Herrscher der Osmanen. Oder war es ein indischer König? Ich weiß es nicht mehr.« Sie zuckte die Achseln. »Wie auch immer, ein Händler aus Aleppo soll ihn hergebracht und dann beim Kartenspiel verloren haben. Es gab Gerüchte, Ihr wisst ja, wie es in dieser Stadt zugeht …«
    In diesem Moment hämmerte jemand an die Tür. Constanza und Carew waren so vertieft gewesen, dass sie weder die Ankunft einer Gondel noch Schritte auf der Treppe gehört hatten. Als sie erschrocken aufblickten, sahen sie eine Gestalt auf der Schwelle stehen, einen Mann im Reiseumhang, dessen Gesicht im Schatten lag.
    »Salve.«
    Als der Mann nicht antwortete und nicht näher trat, erhob sich Constanza halb von ihrem Sitz.
    »Salve«, wiederholte sie. »Paul, bist du das?«
    Carew stieß einen undefinierbaren Laut aus.
    »Nein, er ist es nicht«, zischte er leise, aber bevor er weitersprechen konnte, öffnete der Fremde endlich den Mund.
    »Ist dies das Haus von Constanza Fabia?«
    »Wer will das wissen?«
    »Ich könnte genauso gut nach Eurer Identität fragen.« Eine muntere
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