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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All
Autoren: Iwan Jefremow
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Weda zum Ausgangspunkt des Gesprächs zurück, »aber vieles spricht dafür. Wenn die Erbauer dieses Verstecks in dem Irrtum ihrer Zeit befangen waren und Kultur mit Zivilisation verwechselten, wenn sie die Erziehung und Entwicklung der menschlichen Emotionen nicht wichtig nahmen, waren die Werke der Kunst und der Literatur für sie nicht lebensnotwendig, ebensowenig wie eine Wissenschaft, die über die Anforderungen des Tages hinausging. Da hier nur das Allerwichtigste versteckt wurde, nehme ich an, daß es Waffen sind, wie naiv und unsinnig uns modernen Menschen das auch erscheinen mag.«
    Weda schwieg und starrte auf die Tür.
    »Vielleicht ist das ein einfaches Kombinationsschloß und läßt sich durch Abhorchen mit dem Mikrofon öffnen«, sagte sie plötzlich und trat rasch auf die Tür zu.
    »Ob wir es versuchen?«
    Rasch stellte sich Miiko der Freundin in den Weg.
    »Nein, Weda! Wozu dieses unvernünftige Risiko?«
    »Die Höhle wird nicht mehr lange halten. Wenn wir jetzt zurückgehen, kommen wir vielleicht nie wieder her. Hören Sie?«
    Von Zeit zu Zeit drang ein undeutliches Geräusch an ihr Ohr. Bald kam es von unten herauf, bald von oben.
    Miiko blieb hart. Mit ausgebreiteten Armen stand sie vor der Tür.
    »Wenn dort wirklich Waffen sind, Weda, sind sie bestimmt nicht ungeschützt.«
     
    Zwei Tage später standen transportable Apparate in der Höhle. Ein Röntgenreflexschirm, um den Öffnungsmechanismus zu untersuchen, und ein fokussierbarer Ultrafrequenzstrahler, um die Sperrvorrichtung zu zerstören. Doch man kam nicht mehr dazu, die Geräte einzusetzen.
    Im Innern der Höhle ertönte plötzlich ein stoßweises Grollen. Der Boden unter denFüßen schwankte, so daß die Forscherinnen instinktiv zum Ausgang stürzten — alle befanden sich gerade in der dritten, unteren Höhle.
    Das Grollen verstärkte sich und ging in ein dumpfes Knirschen über. Wahrscheinlich sackte das rissige Gestein längs der Verwerfungslinie am Fuße des Bergrückens ab.
    »Alles umsonst! Wir sind zu spät gekommen. Retten Sie sich, nach oben!« schrie Weda verzweifelt, und alles stürzte zu den Karren.
    An die Kabel der Karren geklammert, kletterten sie den Schacht hinauf. Das Grollen kam immer näher, die Felswände bebten, und plötzlich stürzte mit einem schrecklichen Krachen die hintere Wand der zweiten Höhle in den Abgrund, dort wo eben noch der schachtartige Übergang zum dritten Saal gewesen war. Von dem Luftdruck wurden die Archäologinnen zusammen mit Staub und Gesteinsschutt unter das hohe Gewölbe des ersten Saales geschleudert. An den Boden gepreßt, erwarteten die Forscherinnen jeden Augenblick ihr Ende.
    Als sich die dichten Staubwolken verzogen hatten, waren die Stalagmiten und Gesteinsvorsprünge durch den Dunstschleier unverändert sichtbar. In dem unterirdischen Gewölbe herrschte wieder Totenstille.
    Kaum hatte sich Weda von dem Schreck, erholt, sprang sie auf. Zwei ihrer Mitarbeiterinnen wollten sie zurückhalten, doch mit einer ungeduldigen Bewegung machte sie sich frei.
    »Wo ist Miiko?«
    Das junge Mädchen stand an einen niedrigen Stalagmiten gelehnt und wischte sich den Staub von Hals, Ohren und Haaren.
    »Alles scheint verloren«, antwortete sie auf die stumme Frage. »Die Stahltür liegt unter einer Gesteinsschicht begraben, die mehrere hundert Meter dick ist, die dritte Höhle ist völlig zerstört, und die zweite . . . die zweite kann vielleicht noch ausgegraben werden. Sie enthält jetzt das für uns Wertvollste, ebenso wie diese hier.«
    »So ist das nun.« Weda fuhr sich mit der Zunge über die ausgedörrten Lippen. »Aber wir sind selber schuld mit unserem Zögern, unserer Vorsicht. Wir hätten den Einsturz voraussehen müssen.«
    »Eine Vorahnung ohne jede Grundlage. Doch was nutzen jetzt alle Wenn und Aber. Hätten wir vielleicht die Gesteinsmassen wegen jener zweifelhaften Werte hinter der Tür befestigen sollen? Vielleicht hätten wir wirklich nur Waffen gefunden.«
    »Vielleicht aber auch unschätzbare Kunstwerke. Nein, wir hätten schneller handeln müssen!«
    Miiko zuckte mit den Schultern und ging mit der niedergeschlagenen Weda den anderen nach, hinaus an das Tageslicht, wo sie ein erfrischendes Bad und schmerzlindernde elektrische Duschen erwarteten.
     
    Seiner Gewohnheit gemäß ging Mwen Mass in dem Zimmer auf und ab, das man ihm in der oberen Etage des »Hauses der Geschichte« im indischen Sektor des nördlichen Wohngürtels zugewiesen hatte. Erst zwei Tage zuvor, nach
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