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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All
Autoren: Iwan Jefremow
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Reiseverpflegung aus leicht verdaulichen Eiweißen, Zucker und die Ermüdungstoxine vernichtenden Präparaten sowie Vitaminen, Hormonen und nervenanregenden Mitteln. Weda selbst mochte nichts zu sich nehmen, sie war zu nervös und ungeduldig. Nach vierzig Minuten kam Miiko zurück. Sie hatte ihre Neugier nicht bezähmen können und einige Schränke durchleuchtet, um den Inhalt in aller Eile festzustellen.
    Sie dankte Weda mit einem Blick für ihr Verständnis und war im Handumdrehen fertig.
    Die dünnen roten Kabel liefen in der Mitte des Ganges entlang. Das blaßviolette Licht der selbstleuchtenden Gaskronen auf den Köpfen der beiden Frauen vermochte das Dunkel das immer steiler abwärtsfallenden Tunnels nicht zu durchdringen. Dumpf und gleichmäßig fielen große Tropfen von der Decke. An den Seiten und am Boden plätscherte das Sickerwasser in den Spalten. Die feuchtigkeitsgeschwängerte Luft stand bleiern in dem dunklen unterirdischen Raum.
    Miiko und Weda unterlagen unwillkürlich dem hypnotisierenden Einfluß der tiefen Höhle. Sie waren eingeschlossen im schwarzen Schoß der Erde, in den Tiefen der gestorbenen Vergangenheit, der ausgelöschten Zeit, die nur in den Visionen der Phantasie neues Leben gewinnt.
    Der Abstieg ging schnell vonstatten, obgleich der feuchte Lehmboden recht glitschig war. Hin und wieder mußten sie sich durch enge Spalten zwängen, da losgebrochene Felsblöcke stellenweise den Weg fast völlig versperrten. Nach einer halben Stunde, als sie etwa hundertneunzig Meter abwärts gestiegen waren, stießen sie auf eine glatte Wand, vor der die beiden Erkundungskarren standen. Auf den ersten Blick entdeckten sie in der Wand eine massive, hermetisch abgeschlossene Tür aus nichtrostendem Stahl. In ihrer Mitte waren zwei Kreise mit Zeichen, vergoldeten Zeigern und Griffen angebracht. Das Schloß öffnete sich bei einer bestimmten Kombination. Die beiden Archäologinnen kannten derartige Mechanismen aus einer früheren Epoche. Nicht selten hatten derartige Türen bei dem Versuch, sie zu öffnen, Explosivgeschosse abgefeuert, Giftgase oder blendende Strahlen ausgespien und die nichtsahnenden Forscher getötet.
    Offensichtlich war auch diese Tür nur mit Spezialgeräten zu öffnen. So mußten sie also kurz vor Entdeckung des größten Höhlengeheimnisses umkehren; denn es stand außer Zweifel, daß sich hinter dieser Tür das Wichtigste und Wertvollste für die Menschen jener fernen Zeit verbarg. Weda und Miiko löschten die Scheinwerfer undbegnügten sich mit dem Licht ihrer Kronen. Sie setzten sich, um etwas zu essen.
    »Was haben Sie beim Durchleuchten der Schränke im zweiten Saal entdeckt?« fragte Weda.
    »Konstruktionszeichnungen und Bücher, aber nicht auf Papier gedruckt, wie es früher üblich war, sondern auf Metallfolien. Außerdem irgendwelche Listen, Land- und Sternkarten und, wie mir schien, Filmrollen.«
    »Im ersten Saal sind die Muster der Maschinen, im zweiten die technischen Unterlagen dazu und im dritten wahrscheinlich die Werte der Epoche, in der noch das Geld existierte. Diese Aufteilung entspräche der üblichen Anordnung.«
    »Wo aber sind die wirklichen Werte? Zeugnisse der geistigen Entwicklung der Menschheit — der Wissenschaft, der Kunst und der Literatur?« rief Miiko.
    »Hoffen wir, daß sie hinter dieser Tür sind«, antwortete Weda ruhig. »Aber wundern würde es mich nicht, wenn wir dort Waffen fänden.«
    »Was ist denn das?«
    »Das sind Ausrüstungen, Mittel zur schnellen, massenhaften Vernichtung von Menschen.«
    Die kleine Miiko überlegte und sagte dann leise: »Ja, das ist logisch, wenn man den Zweck des unterirdischen Verlieses bedenkt. Hier wurden die wesentlichen technischen und materiellen Werte der damaligen westlichen Zivilisation vor einer möglichen Vernichtung versteckt. Was aber wurde als Hauptsache angesehen, zu einer Zeit, da der einzelne Mensch kein Stimmrecht hatte? Die Notwendigkeit und Wichtigkeit einer Sache legte jeweils die herrschende Clique fest, die oft überhaupt nichts davon verstand. Deshalb wird nicht das hier versteckt sein, was für die Menschheit tatsächlich am wertvollsten war, sondern was diese oder jene Gruppe dafür erachtete. So war man vor allem darauf bedacht, Maschinen und möglicherweise sogar Waffen in Sicherheit zu bringen, ohne zu begreifen, daß die Zivilisation im Laufe der Geschichte wächst, so wie ein lebender Organismus.«
    »Vielleicht irre ich mich auch, und hinter der Tür sind gar keine Waffen«, kehrte
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