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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium
Autoren: Tom Egeland
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Niemals.
    Natürlich würde ihm gekündigt werden. Dekan Salvatore Rossi hatte den Mord schließlich mit eigenen Augen gesehen. Vermutlich würde er der Hauptzeuge der Anklage sein. Ausgerechnet der Pedant Rossi … Theoretisch könnte er seine Forschung im Gefängnis fortsetzen. Ob er nun in einer engen Zelle oder in einem engen Büro hockte, machte eigentlich keinen Unterschied. Aber selbstverständlich war das unmöglich. Die Universität würde sich niemals bereit erklären, einen verurteilten Mörder als Professor für Theologie wirken zu lassen. Nicht einmal als Dämonologen. Alles war verloren. Das wurde ihm schlagartig klar. Luciana. Die Arbeit. Seine Studien. Das Leben. Alles.
    Als sie sich der Ringstraße näherten, fragte der Großmeister, wohin sie fahren sollten.
    »Fahren Sie zu mir nach Hause«, antwortete Giovanni.
    »Das hätten Sie wohl gerne! Direkt in die Arme der Polizei?«
    »Sie können ein paar Straßen vorher parken. Ich zeige Ihnen den Weg.«
    *
    Sie parkten vier, fünf Straßen vor dem Mietshaus, in dem er wohnte. Silvana an der Hand, führte Giovanni sie über eine Parallelstraße und durch ein paar enge Gassen, in denen Fahrräder, Motorroller und übervolle Mülleimer standen, aus denen es nach faulen Früchten stank.
    »Gleich gehen wir nach Hause, Silvana«, sagte er. »Nach Hause zu Mama und Bella!«
    Silvana reagierte nicht. Unweit des Eingangs von Giovannis Tabakladen kamen sie auf die Hauptstraße. Wie gewöhnlich waren keine Kunden im Geschäft. Der Tabakhändler freute sich, als er Giovanni und Silvana erblickte.
    »Mein Engel!«, rief er erleichtert.
    Silvana lächelte vage.
    »Giovanni!«, sagte Giovanni.
    »Giovanni!«, sagte Giovanni.
    »Ist alles in Ordnung?«
    Der Tabakhändler blickte beunruhigt auf die Männer in den Anzügen, die in seinen kleinen Laden getreten waren.
    »Ich brauche den Aktenkoffer.«
    Der Tabakhändler zögerte einen Augenblick und musterte die Fremden.
    »Sind Sie sicher, Giovanni?«
    »Ja, danke für Ihre Hilfe! Geben Sie mir jetzt den Koffer. Es ist alles in Ordnung.«
    Der Tabakhändler verschwand im Hinterzimmer, wo sie ihn herumkramen hörten. Dann kam er mit dem Koffer zurück und reichte ihn Giovanni.
    »Aufmachen!«, kommandierte der Großmeister.
    Giovanni öffnete den ledernen Aktenkoffer. Das Manuskript lag in Leder eingeschlagen in einem Pappumschlag.
    »Danke«, sagte der Großmeister.
    Dann gab er einem der Muskelmänner ein Zeichen, der eine Pistole zückte und dem Tabakhändler zwischen die Augen schoss. Er fiel schwer, erst gegen das Regal mit den Zigarillos, dann seitlich auf den Boden, wo er unter Hunderten von Zigarren begraben wurde. Ein gurgelnder Laut kam über seine Lippen.
    »Tut mir leid, Professor Nobile.« Die Stimme des Großmeisters war gefühllos. »Keine Zeugen, keine Überlebenden. Das verstehen Sie sicher. Ich habe Ihre Zusammenarbeit geschätzt. Aber so muss es sein. Tut mir leid.«
    Natürlich, dachte Giovanni, jetzt brauchen sie uns ja nicht mehr. Weder mich noch Silvana. Sie haben bekommen, was sie wollten, und werden mich und Silvana erschießen, damit es keine Zeugen gibt. Und dann werden sie mir die Waffe in die Hand drücken. Dem durchgedrehten Professor, dem Wahnsinnigen, der von den Dämonen besessen war, die er erforscht hat, und der schließlich wegen einer simplen, alten Handschrift einen Ägypter, den Tabakhändler und am Ende auch noch seine kleine Tochter und sich selbst erschossen hat. Natürlich.
    Giovanni schob Silvana hinter sich und drückte sie an den Tresen. Seine Hand schloss sich um den Schaft der Waffe, die noch immer in seiner rechten Jackentasche steckte. Sie gingen wahrscheinlich davon aus, dass er sich davon getrennt hatte. Ein armseliger Professor, ein ungefährlicher Akademiker. Er hatte überhaupt nicht daran gedacht, dass er die Pistole noch bei sich hatte.
    Durch die Jackentasche schoss er dem Großmeister in die Brust und dem Muskelmann in den Kopf. Sie stürzten zu Boden. Dann erschoss er den Einzigen der verbliebenen Männer, der zur Waffe griff. Die beiden anderen schienen unbewaffnet zu sein. Sie standen reglos da, wie gelähmt, ehe sie die Hände in die Höhe nahmen.
    »Auf den Boden!«, schrie Giovanni.
    Sie warfen sich hin.
    »Liegen bleiben!«
    Er begegnete dem Blick des Großmeisters. Blutiger Schaum quoll aus seinem Mundwinkel. Er versuchte, etwas zu sagen, aber seine Worte waren nicht zu verstehen.
    »Silvana«, sagte Giovanni. »Komm, mein Schatz!«
    Er nahm die
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