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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell
Autoren: George R R Martin
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der Nachtwache unterliegen Eurer Verantwortung.«
    »Und ist dein Freund Samwell verwundet oder krank?«
    »Das wird er sein, wenn Ihr nicht helft.«
    Er erzählte ihnen alles, selbst den Teil, als er Geist an Rasts Kehle hatte. Maester Aemon lauschte schweigend, die blinden Augen aufs Feuer gerichtet, doch Chetts Miene
verfinsterte sich mit jedem Wort. »Ohne uns, die ihm zur Seite stehen, hat Sam keine Chance«, endete Jon. »Was das Schwert betrifft, ist Hopfen und Malz bei ihm verloren. Selbst meine Schwester Arya könnte ihn niedermähen, und die ist nicht mal zehn. Wenn Ser Allisar ihn kämpfen lässt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis er verletzt oder getötet wird.«
    Chett konnte nicht mehr an sich halten. »Ich habe diesen fetten Jungen im Gemeinschaftssaal gesehen«, erregte er sich. »Er ist ein Schwein und eine hoffnungslose Memme dazu, wenn das wahr ist, was du sagst.«
    »Vielleicht ist es so«, erwiderte Maester Aemon. »Sagt mir, Chett, was würdet Ihr mit einem solchen Jungen tun?«
    »Ihn lassen, wo er ist«, sagte Chett. »Die Mauer ist kein Ort für Schwächlinge. Lasst ihn üben, bis er bereit ist, egal wie viele Jahre es dauern mag. Ser Allisar wird ihn zum Mann machen oder töten, ganz nach dem Willen der Götter. «
    »Das ist dumm «, warf Jon ein. Er holte tief Luft, um seine Gedanken zu ordnen. »Ich erinnere mich, dass ich einmal Maester Luwin gefragt habe, warum er eine Kette um den Hals trägt.«
    Maester Aemon berührte seine eigene Kette, und seine knochigen, faltigen Finger strichen über die schweren Metallglieder. »Weiter.«
    »Er hat mir erklärt, das Ordensband eines Maesters bestehe aus einer Kette von einzelnen Gliedern, die ihn daran erinnern sollen, dass er zum Dienen vereidigt ist«, sagte Jon nachdenklich. »Ich habe ihn gefragt, warum jedes Glied aus anderem Metall besteht. Eine Silberkette würde viel besser zu seinem grauen Gewand passen, habe ich ihm gesagt. Maester Luwin lachte. Ein Maester schmiedet seine Kette mit Studien, hat er mir erklärt. Die verschiedenen Metalle
stehen für verschiedene Lehren, Gold für die Studien von Geld und Rechnungswesen, Silber für das Heilen. Eisen für die Kriegskunst. Und er sagt, es gäbe noch andere Bedeutungen. Das Band soll den Maester an das Reich erinnern, dem er dient, ist es nicht so? Lords sind Gold und Ritter Stahl, aber zwei Glieder sind noch keine Kette. Man braucht dazu noch Silber und Eisen und Blei, Blech und Kupfer und Bronze und den ganzen Rest, und die sind Bauern und Schmiede und Händler und Ähnliches. Eine Kette braucht die unterschiedlichsten Metalle, und ein Land braucht die unterschiedlichsten Menschen.«
    Maester Aemon lächelte. »Und?«
    »Die Nachtwache braucht auch die unterschiedlichsten Menschen. Wozu sonst Grenzer, Kämmerer und Baumeister? Lord Randyll konnte aus Sam keinen Krieger machen, und auch Ser Allisar kann es nicht. Man kann Blech nicht in Stahl verwandeln, so sehr man es auch schmiedet, doch das bedeutet nicht, dass Blech nutzlos wäre. Warum sollte Sam nicht Kämmerer werden?«
    Chett stieß ein wütendes Knurren aus. »Ich bin Kämmerer. Glaubst du, das wäre eine leichte Arbeit für Feiglinge? Die Kämmerer halten die Nachtwache am Leben. Wir jagen und ernten, kümmern uns um die Pferde, melken die Kühe, sammeln Feuerholz, kochen die Mahlzeiten. Was glaubst du, wer deine Kleider näht? Wer bringt Nachschub aus dem Süden? Die Kämmerer.«
    Maester Aemon sprach sanfter. »Ist dein Freund ein Jäger? «
    »Er hasst die Jagd«, musste Jon einräumen.
    »Kann er ein Feld pflügen?«, fragte der Maester weiter. »Kann er einen Wagen fahren oder ein Schiff segeln? Kann er eine Kuh schlachten?«
    »Nein.«
    Chett stieß ein hässliches Lachen aus. »Ich habe gesehen,
was mit weichen Lordlingen passiert, wenn man sie an die Arbeit schickt. Lass sie Butter rühren, und ihre Hände bekommen Blasen und bluten. Gib ihnen eine Axt zum Holzhacken, und sie schlagen sich den eigenen Fuß ab.«
    »Ich weiß etwas, das Sam besser als jeder andere kann.«
    »Ja?«, fragte Maester Aemon.
    Argwöhnisch sah Jon zu Chett hinüber, der neben der Tür stand, seine Furunkel rot und böse. »Er könnte Euch helfen«, fuhr er eilig fort. »Er kann rechnen, lesen und schreiben. Ich weiß, Chett hingegen kann nicht lesen, und Klydas hat schwache Augen. Sam hat alle Bücher in der Bibliothek seines Vaters gelesen. Er wäre auch gut zu den Raben. Tiere scheinen ihn zu mögen. Geist hat sich sofort mit ihm
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