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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori
Autoren: Sarah Lark
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beim Goldrausch in Australien dabei gewesen sind.«
    William schürzte die Lippen. »Was soll ich mit einem Partner, der seit zehn Jahre schürft und immer noch nichts gefunden hat? Diese Erfahrung kann ich mir sparen.« Seine hellblauen Augen blitzten verächtlich.
    Die Banker lachten. Helen dagegen fand Williams herrische Attitüde eher unpassend.
    »Ganz Unrecht haben Sie nicht«, meinte der ältere Banker schließlich. »Aber hier macht kaum einer ein Vermögen. Wenn Sie einen ernsthaften Rat wollen, junger Mann: Vergessen Sie die Goldsucherei. Unternehmen Sie lieber etwas, von dem Sie was verstehen. Neuseeland ist ein Paradies für Gründer. Praktisch jeder normale Beruf verspricht mehr Einkommen als die Goldgräberei.«
    Fragt sich nur, ob dieser Jüngling einen vernünftigen Beruf erlernt hat, dachte Helen. Ihr erschien er bisher als zwar ordentlich erzogener, aber ziemlich verwöhnter Spross aus reichem Hause. Man würde ja sehen, wie er reagierte, wenn er sich bei der Goldsuche die ersten Blasen an den Fingern holte.
     

2
    »Was macht ihr denn hier?«
    James McKenzies ohnehin gereizte Stimmung entlud sich über seinem Sohn Jack und dessen zwei Freunde Hone und Maaka. Die drei hatten einen Korb an einem der Cabbage Trees befestigt, die der Auffahrt zum Herrenhaus von Kiward Station ein exotisches Flair verliehen, und übten sich im zielsicheren Bällewerfen. Jedenfalls bis Jacks Vater erschien, dessen verärgerte Miene die Jungen innehalten ließ.
    Sie verstanden gar nicht, warum er sie so heftig anging. Gut, der Gärtner wäre vielleicht nicht begeistert von der Umgestaltung der Auffahrt zum Spielplatz. Schließlich machte es große Mühe, den hellen Kies gleichmäßig zu harken und die Blumenrabatten zu pflegen. Auch Jacks Mutter legte Wert auf eine repräsentative Gestaltung der Front von Kiward Station, und sie mochte unwillig reagieren, wenn sie hier einen Basketballkorb und zertretenes Gras sah. Doch Jacks Vater waren solche Äußerlichkeiten im Grunde ziemlich gleichgültig. Die Jungs hätten eher erwartet, dass er den Ball auffing, der eben vor seinen Füßen gelandet war, und ebenfalls einen Korbwurf versuchte.
    »Solltet ihr um diese Zeit nicht in der Schule sein?«
    Ah, daher wehte der Wind! Erleichtert strahlte Jack seinen Vater an.
    »Eigentlich schon, aber Miss Witherspoon hat uns frei gegeben. Sie muss noch packen und so ... für die Reise. Dabei wusste ich gar nicht, dass sie mitfährt.«
    Den Gesichtern der Jungen – sowohl Jacks sommersprossigen Zügen als auch den breiten braunen Gesichtern der Maori-Jungs – war die Freude anzusehen, dass ihnen damit offensichtlich weitere freie Tage vergönnt sein würden. James dagegen stand kurz vor der Explosion. Heather Witherspoon, die junge Erzieherin, bot ein weitaus gefälligeres Ziel für seinen Zorn als die drei Basketballspieler.
    »Das ist mir allerdings auch neu!«, grollte McKenzie. »Ihr solltet euch keine voreiligen Hoffnungen machen. Der Dame werde ich die Reisepläne sehr schnell austreiben!«
    Er hob den Ball jetzt wirklich auf, warf ihn zum Korb und landete zu seiner eigenen Verblüffung einen Volltreffer.
    Monday, seine Hündin, die ihm überall auf dem Fuße folgte, sprang aufgeregt nach dem Ball. Jack hatte Mühe, ihr zuvorzukommen. Nicht auszudenken, wenn sie den echten Basketball zerbiss, dem er wochenlang entgegengefiebert hatte, bis er endlich aus Amerika geliefert worden war. Christchurch, von Kiward Station aus gesehen die nächste größere Ansiedlung, mauserte sich zwar langsam zu einer richtigen Stadt, doch eine Basketballmannschaft gab es noch nicht.
    James grinste seinen Sohn an, während Monday dem Ball mit einem ebenso beleidigten wie begehrlichen Blick in ihrem hübschen, dreifarbigen Collie-Gesicht nachsah.
    Jack rief die Hündin zu sich, streichelte sie und erwiderte James’ Lächeln erleichtert. Offensichtlich war alles wieder in Ordnung. Vater und Sohn hatten selten Streit; sie waren einander nicht nur wie aus dem Gesicht geschnitten – lediglich den Rotstich seines Haares und die Neigung zu Sommersprossen hatte Gwyneira ihrem Sohn vererbt –, sondern auch charakterlich ähnlich. Schon als ganz kleiner Junge folgte Jack seinem Vater wie die Welpen seiner Hütehunde durch die Ställe und Scherschuppen, saß vor ihm im Sattel, wobei es ihm gar nicht schnell genug gehen konnte, und balgte sich mit den Hunden im Stroh. Inzwischen war der Dreizehnjährige durchaus schon eine Hilfe auf der Farm. Beim letzten
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