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Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel
Autoren: Dawn C Tripp
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antwortete nicht und sie schwieg eine Weile, dann fragte sie: »Warum behältst du die Orchidee, die ich dir geschenkt habe?«
    »Warum nicht?«
    »Sie ist tot.«
    »Nein«, sagte ich. »Sie hat nur etwas Frost abbekommen.«
    »Vielleicht würde sie sich woanders besser machen.«
    »Ihr gefällt der Platz.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Orchideen sind pingelige Blumen«, erklärte ich. »Sie haben ihre eigenen Vorstellungen. Möchten nicht umgesetzt werden.«
    Marne antwortete nicht.
    »Weißt du, manche Dinge gehören wirklich nur an einen Ort. Sie sind dazu bestimmt, genau dort zu bleiben.«
    Sie hörte mich, das konnte ich spüren, obwohl sie nichts dazu sagte.
    »Sie wird sich wieder erholen«, sagte ich zu ihr.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich weiß es einfach.«
    »Das kannst du nicht wissen.«
    »Ich vertraue darauf.«
    Dann herrschte wieder Schweigen und an dem Schweigen merkte ich, dass sie mir nicht glaubte.
    Es brach ihr das Herz. Ich konnte es spüren. Ich konnte es ihrer Stimme anhören. Und ich wusste, dass es Ray war, an den sie dachte. Sie liebte ihn, ohne es zu wollen. Sie hat sich nie erlauben wollen, jemanden zu lieben, dieses Zerbrechen zu riskieren, dieses Verlieren, dennoch tat sie es. Sie liebte ihn, deshalb brach es ihr das Herz.
    Ich wollte ihr sagen: So kann man einfach nicht denken. Ich wollte ihr sagen, was du, Ada, zu mir gesagt hättest. Ich wollte ihr von dem grauen Pferd erzählen, von Gebetstüchern, von Bäumen, die zum Mond hochsteigen. Ich wollte Marne etwas geben, an dem sie sich festhalten konnte, etwas Leidenschaftliches, etwas Feuriges, ein paar Worte, die sie wie Steine greifen könnte, etwas, das du mir gegeben hättest, das gereicht hätte, um die Schwere dessen, was sie fühlte, wettzumachen: diese Angst. Sie war die meine, diese Angst, die sie fühlte. Seit Marne ein kleines Kind war, hatte ich sie in diese Angst gehüllt wie in feuchte Schatten.
    Ich wollte ihr sagen, wozu ich nie in der Lage gewesen war. Ich wollte ihr versprechen, dass alles gut werden würde mit der Welt. Ich wollte es auf eine Weise sagen, dass sie es hören konnte. Ich wollte ihr sagen, was ich in Ray sehe, diese Kraft, die schonungslose Kraft, die mich jedes Mal an seine Mutter erinnert. Ich wollte ihr sagen, dass Liebe nur eins ist: ein winziges Nichts. Ein Versprecher. Ein flüchtiger Blick. Auf einen Blick kann eine ganze Welt gründen. Ich wollte ihr sagen, dass die Hoffnung, die man zu Beginn eines Spiels fühlt, etwas ist, für das es sich lohnt zu spielen.
    »Sie wehrt sich mit Händen und Füßen, deine Marne, nicht?«
    Das höre ich dich sagen, Ada. Du bist es und auch wieder nicht. Deine Stimme. Ist sie es nicht? Wer sollte es sonst sein?
    »Das wird noch was mit den beiden«, sage ich. »Das kann ich fühlen. Du hältst mich für einen Dummkopf, nicht? Ich weiß, dass du das glaubst. Du meinst, ich wäre leichtsinnig, wenn ich mir einbilde, so was zu wissen.«
    Ich sehe, wie du den Kopf schüttelst. »Du kannst es nicht wissen.«
    Ada. Warte. Ich muss dir noch etwas erzählen.
    Gestern Abend, nach dem Essen, sah ich durch das Fliegengitter Glühwürmchen und zuerst hielt ich sie für Sternschnuppen. Als mir dann klar wurde, dass sie nur waren, was sie waren, ging ich nach draußen und setzte mich auf die Verandatreppe, um zuzusehen, wie sie sich durch die Nacht stürzten, ihr Licht wie winzige Klingen, und ich dachte bei mir: Morgen werde ich hingehen und es Ada erzählen. Morgen. Und sie wird so etwas sagen wie: Lieber Himmel, Jane, Sternschnuppen? Wachst du auf und kippst tot um?
    Gestern Abend konnte ich nicht von ihnen lassen. Diese kleinen Feuerwürmchen. Irgendwie ging es nicht. Ich konnte nicht wieder ins Haus gehen, es flatterte in mir, als wäre ich eine Saite, ein drahtiges Schwirren, das nur die Dunkelheit mit ihrer Größe umfassen konnte, und da begriff ich, was du mir die ganze Zeit versucht hast zu vermitteln, ich begann endlich zu verstehen, was du an der Nacht immer so geliebt hast – nicht das Licht der Sterne oder Planeten oder den Mond auf seiner sturen, heiligen Bahn, sondern die unvorstellbare Ausdehnung von Millionen Meilen Dunkelheit dazwischen und jede Möglichkeit, die dort existieren mochte, und ich saß auf der Veranda mit dieser jähen, klaren Erkenntnis und spürte, wie diese Nacht um mich herum erschauderte, brach und atmete, gleich einem Meer.
    Ich kann es jetzt noch fühlen, sogar hier, an diesem Tisch, in diesem harten, polierten
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