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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Haar und die Augen von ihm. Er war ein berühmter Heiler.«
    »Wie war sein Name?« forschte Tiriki.
    Deoris antwortete nicht gleich. Domaris hatte offenbar nie darüber gesprochen, und da sie Tiriki als Reio-tas Tochter aufgezogen hatte, war es ja auch ihr Recht gewesen, zu schweigen... Endlich sagte Deoris: »Tiriki, in allem, worauf es ankommt, ist Reio-ta dein Vater.«
    »Oh, ich weiß, und es ist ja nicht so, als liebte ich ihn nicht!« beteuerte Tiriki zerknirscht. Wie unter einem Zwang stehend, fuhr sie fort: »Sag es mir doch, Deoris - denn ich erinnere mich, als ich noch ganz klein war, sprach Domaris mit einer anderen Priesterin über ihn - nein, es war ein Priester - oh, ich weiß es nicht mehr, aber -« Ihre Hände vollführten eine seltsam hilflose Geste.
    Deoris seufzte. »Ich will es dir gerne sagen... Sein Name war Riveda.«
    Tiriki wiederholte den Namen fasziniert. »Riveda...«
    »Das wusste ich nicht!« fiel Micail verstört ein. »Deoris, kann es der gleiche Riveda gewesen sein - ich habe als Kind von ihm in den Höfen der Priester reden hören -, war er der - der Zauberer, der Häretiker?« Er sah die Bestürzung in Deoris' Augen, den schmerzlich verzogenen Mund und brach ab.
    Nari hob den Kopf und piepste: »Was ist ein Häretiker?«
    Sofort bereute Micail seine Unbedachtsamkeit. Er stellte sich auf seine langen Beine und hievte den kleinen Jungen auf seine Schulter. »Ein Häretiker ist ein Mann, der böse Dinge tut, und er wird etwas ganz Böses tun und dich ins Meer werfen, wenn du nicht aufhörst, Deoris mit dummen Fragen zu quälen! Sieh mal, ich glaube, das Schiff dort will Anker werfen. Komm, wir sehen es uns an; ich trage dich hin!«
    Nari krähte vor Entzücken, und Micail galoppierte mit ihm davon. Bald waren sie nur noch zwei winzige Figuren weit weg am Wasser.
    Deoris erwachte aus ihrem Tagtraum. Tirikis Hand schlüpfte in ihre, und das Mädchen sagte leise: »Ich wollte dich nicht quälen, Deoris. Ich musste mich nur vergewissern, dass - dass Micail und ich nicht von zwei Seiten her verwandt sind -« Sie errötete, und dann rief sie beschwörend: »Oh, Deoris, du weißt doch sicher, warum!« Zum erstenmal hielt Tiriki ihr Gesicht freiwillig ihrer Mutter zum Kuss hin.
    Deoris nahm das schlanke Mädchen in die Arme. »Natürlich weiß ich es, meine kleine Blume, und ich bin sehr glücklich darüber. Komm - sollen wir uns das Schiff auch ansehen?« Hand in Hand folgten sie den Spuren von Micails eiligen Füßen durch den Sand, bis alle vier wieder beisammen standen.
    Deoris nahm ihren Sohn auf den Arm (Nari wenigstens gehörte ihr allein, dachte sie) und hörte lächelnd zu, was Micail, den Arm um Tiriki gelegt, über das Segelschiff erzählte, das gerade in den Hafen glitt. Die Liebe zum Meer lag ihm im Blut wie seinem Vater: auf der langen Fahrt vom Alten Land hierher war er verrückt vor Freude gewesen...
    »Ob das Schiff wohl aus dem Alten Land kommt?« fragte Tiriki neugierig.
    »Das sollte mich nicht überraschen«, antwortete Micail weise. »Sieh nur - sie lassen ein Boot zu Wasser; das ist merkwürdig, normalerweise landen die Boote nicht hier am Tempel, sondern erst in der Stadt -«
    »Im ersten Boot ist ein Priester«, stellte Tiriki fest, als das kleine Fahrzeug den Strand erreichte. Sechs Männer, gewöhnliche Seeleute, gingen auf dem unteren Weg davon. Der siebte jedoch stand still und blickte nach oben, wo der Tempel wie ein weißer Stern auf dem Gipfel schimmerte. Deoris blieb fast das Herz stehen, es war -
    »Rajasta!« rief Micail voller Freude, vergaß seine neugewonnene Würde und rannte über den Sand auf den weißgekleideten Mann zu.
    Der Priester wandte den Kopf, und sein Gesicht strahlte. Er nahm Micail in die Arme. »Mein lieber, lieber Sohn!« Deoris, die mit ihren Kindern langsam folgte, sah, dass das Gesicht des alten Wächters nass von Tränen war.
    Den Arm um Micail gelegt, begrüßte Rajasta die anderen. Deoris wollte niederknien, aber er fasste sie mit seinem freien Arm. »Töchterchen, dies ist ein glückliches Omen für meine Mission«, sagte er zu ihr.
    Deoris zog Tiriki nach vorn. »Ein Wunder ist geschehen, mein Vater, denn als ich hier ankam, fand ich - meine eigene kleine Tochter in Domaris' Obhut.«
    Rajastas Lächeln war wie ein Segen. »Das wusste ich, meine Tochter, denn Reio-ta hatte mir von seinem Plan erzählt.«
    »Du wusstest es? Und in all diesen Jahren hast du mir nie etwas davon gesagt?« Deoris senkte den Kopf. Es war wohl tatsächlich
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