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Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen
Autoren: Stella Blomkvist
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ordentlicher Stapel weißes Papier.
    An der Wand gegenüber
     dem alten Tisch stehen drei Kommoden nebeneinander. Dunkelbraun. Mit
     silberfarbenen Griffen. Auf den Kommoden liegt ein langes schweres Schwert
     in einer goldenen Scheide.
    Tolles Ausstellungsstück.
     Oder Mordinstrument.
    »Hallo?«, rufe
     ich wieder. Aber Stille ist wie eben auch die einzige Antwort.
    Angriff oder Rückzug?
    Keine Frage!
    Ich muss doch meine Neugier
     befriedigen! Wenn ich jetzt schon mal hier bin.
    Ich gehe langsam durch das
     Wohnzimmer. Bleibe ruckartig auf halbem Weg stehen. Schaue mich um.
    Grettir steht zögernd in
     der Diele. Guckt mich fragend an. Als ob er Lust hätte, mir zu
     folgen. Aber nicht ganz sicher wäre, ob er das auch darf.
    Ich zucke mit den Schultern.
     Mir doch egal.
    Gehe weiter auf die Tür
     gegenüber der Diele zu. Trete ein in ein kleines, sauberes und
     ordentliches Schlafzimmer.
    Ein schmales Bett. Mit lila
     Tagesdecke. Ein Kleiderschrank aus dunklem Holz steht direkt neben der Tür
     an der Stirnseite des Zimmers. Er hat zwei Türen.
    Ein großer ovaler
     Spiegel hängt in der Mitte der Wand. Ein länglicher
     Toilettentisch unter der Dachschräge. Davor ein Hocker mit einem
     weichen, dunkelgrünen Kissen.
    Verschiedene
     Schminkutensilien stehen auf dem Tisch.
    Alle möglichen Gläser,
     Bürsten, Tuben, Spraydosen, Makeup-Stifte und Tiegel. Parfüms,
     Lippenstifte, Puderdosen, Mascara, Reinigungslotion, Handcreme,
     Lidschatten, Rougeperlen, Nagellack.
    Alles durcheinander. Oder ein
     organisiertes Chaos.
    Wer weiß.
    Eine weiß gestrichene Tür
     führt vom Schlafzimmer in ein kleines, fensterloses Badezimmer. In
     der Mitte steht eine Duschkabine. Wo die Decke am höchsten ist.
    Ich gehe wieder zurück
     ins kleine Schlafzimmer. Öffne den Kleiderschrank.
    Auf Bügeln hängen
     Kleider, Jacken, Röcke, Mäntel, Anzüge und ein Trenchcoat.
     Hemden, T-Shirts, Unterwäsche und Socken liegen hingegen in
     Schubladen.
    Unter der Kleiderstange
     befinden sich viele Paar Schuhe. Sowohl für Frauen als auch für
     Männer.
    Im Regal darüber sehe
     ich einige Hüte für Frauen. Und Perücken.
    Eine von ihnen ist wunderschön
     rot.
    Ich setze mich auf den Hocker
     am Toilettentisch. Überlege kurz.
    Entscheide dann. Stehe wieder
     auf. Recke mich nach der roten Perücke. Stelle mich vor dem Spiegel
     in Pose.
    Sie reicht mir bis auf die
     Schultern. Und fühlt sich erstaunlich echt an.
    Das Haar könnte echt
     sein.
    Ich schaue mir die Hüte
     im Regal des Kleiderschrankes an.
    Zwei davon sind rosa.
    Ich wähle den breiteren.
     Setze ihn mir auf den Kopf. Auf die Perücke. Betrachte mich wieder
     eingehend im Spiegel.
    »Ha, ha, ha!«
    Grettir steht in der Tür.
     Und lacht.
    »Du siehst super aus!«,
     ruft er. »Möchtest du auf einen Kostümball?«
    Ich gucke wieder in den
     Spiegel, ohne dem Jungen zu antworten.
    Aber ich sehe nicht mehr nur
     mein eigenes Spiegelbild. Sondern auch die Schwarzweißfotos von der
     Frau mit dem ausladenden Hut. Die die Überwachungskameras der
     Schwarzjacken in der Reykjaviker Innenstadt eingefangen haben.
    »Ich mach mir gleich in
     die Hose!«, johlt Grettir.
    »Da drinnen ist eine
     Toilette«, antworte ich, mit meinen Gedanken ganz woanders.
    Ich lege die Perücke und
     den Hut an ihren Platz zurück.
    Schließe den
     Kleiderschrank. Gehe wieder nach vorne ins Wohnzimmer. Bleibe am
     Schreibtisch stehen. Ziehe mir meine Handschuhe an und klappe den Laptop
     auf. Versuche, ihn hochzufahren.
    Das System verlangt ein
     Passwort.
    Mir fällt ja gar nicht
     ein zu versuchen, dieses Rätsel zu lösen. Schließe den
     Computer daher schnell wieder. Aber hebe den Deckel des Scanners.
    Ein Foto liegt auf der
     Glasplatte. Mit der Rückseite nach oben.
    Ich drehe es um.
    Einen viel zu langen
     Augenblick habe ich das Gefühl, als würde das Herz in meiner
     Brust zu Stein.
    Ich halte die Nacktaufnahme
     in der Hand. Das alte, widerliche Pornobild, wo der kleine Kalli auf
     Donald Garbers Schoß sitzt.
    Bingo!
    Ich habe den Wohnsitz des
     geheimnisvollen Unbekannten gefunden, der Pfarrer David die E-Mail
     geschickt hat. Das Foto aus dem Bunker.
    Oder die geheimnisvolle
     Unbekannte.
    Der nächste Schritt ist
     es, die geheimnisvolle Frau ausfindig zu machen, die Karen manchmal am
     Abend bemerkt, aber nie gesehen hat.
    Ich warte darauf, dass der
     Junge wieder von der Toilette kommt. Angle mein Handy aus der
     Manteltasche. Rufe die alte Schwarzjacke an. Njördur
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