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Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen
Autoren: Stella Blomkvist
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mir von
     ihm.«
    »Er starb.«
    Jakob dreht das Schwert
     schnell hin und her. Als ob er mir seine Fähigkeiten im Fechten
     beweisen wollte.
    »Wie starb der, den du
     geliebt hast?«, frage ich. 
    »Rauchfänge können
     viel aufnehmen, sagte Donald. Er fand es lustig.«
    »Was hat er damit
     gemeint?«
    »Donald lacht jetzt
     nicht mehr.«
    »Nein, wahrscheinlich
     nicht.«
    »Donald hat gedacht,
     ich bin ein dummer kleiner Trottel, aber er hat seine Meinung ganz schnell
     geändert, als ich am Ende sein Leben in meiner Hand hatte.« 
    »Warum hast du Andri
     Olafur die Schuld in die Schuhe geschoben?«
    »Er hat es verdient, in
     der Hölle zu schmoren«, sagt Jakob verächtlich.
    »Warum?«
    »Er hat Papa
     umgebracht.«
    »Er hat - was?«
    »Donald hat mir auch
     gesagt, wie er es angestellt hat.«
    »Wie?«
    »Andri Ólafur
     hat Drogen in Papas Auto versteckt und hat der Militärpolizei einen
     Tipp gegeben. Papa wurde am Tor festgenommen und mit Schande entlassen,
     obwohl er unschuldig war.«       
    »Ich dachte, du hättest
     deinen Vater gehasst.«
    »Glaubst du.«
    »Hat er dich nicht mit
     einer Peitsche verdroschen?«
    »Du bildest dir auch
     ein, alles zu wissen.«
    »Nein. Ich verstehe
     nicht, warum Andri Ólafur deinem Vater etwas hätte anhängen
     sollen.«
    »Er war ein Dealer und
     wollte die Aufmerksamkeit der Polizei auf jemand anderes lenken«,
     antwortet Jakob. »Deshalb hat er Papa ermordet.«
    »Aber dein Vater hat
     doch noch einige Jahre gelebt, nachdem er von der Base rausgeschmissen
     wurde?«
    »Er hat versucht, uns
     beide zu ertränken.«
    »Wer?«
    »Es war kein Unfall.«
    »Als dein Vater ums
     Leben kam?«
    »›Manchmal töten
     wir das, was wir am meisten lieben‹, sagte er und gab Gas. Ich träume
     immer noch manchmal davon, wie ich von der Brücke fliege und im
     eiskalten dunklen Meer ertrinke.«
    »Wie furchtbar!«
    »Es war mir völlig
     unverständlich, warum ich leben durfte und Papa sterben musste. Ich
     habe es nicht verstanden, bis ich Donald letztes Weihnachten in New York
     getroffen und die Wahrheit erfahren habe. Da wusste ich endlich, welche
     Rolle Gott mir zugedacht hat.«
    »Rolle?«
    »›Mein ist die
     Rache, spricht der Herr‹, hat Pfarrer David immer in der
     Sonntagsschule gesagt, aber ich bin sein Werkzeug, der Racheengel, der den
     Willen Gottes ausführt.«
    Jakob Geirsson spricht mit
     großer Überzeugung. Als meinte er diesen Quatsch ernst.
    Ob er schauspielert?
    Wenn nicht, ist er völlig
     durchgeknallt. Mit durchgebrannten Sicherungen. Und dann muss man ihm
     alles zutrauen.
    »Fürchtet euch vor
     dem Schwert! Denn das Schwert ist der Grimm, der über die Sünden
     kommt, spricht der Herr.«
    »Aber deine Rache hast
     du doch jetzt vollendet, oder?«, frage ich. »Donald ist tot
     und Andri Olafur im Gefängnis.«
    »Knöpf die Bluse
     auf.«
    »Nein.«
    »Sonst zerschneide ich
     sie.«
    »Hast du jetzt nicht
     genug geschauspielert?«
    Jakob schiebt die Spitze des
     Schwertes unter den Saum meiner Spitzenbluse.
    »Schon gut!«
    Ich löse die Knöpfe.
     Einen nach dem anderen.
    Beginne von unten.
    »Die Genialität
     zeigt sich beim Improvisieren«, sagt Jakob. Und richtet die scharfe
     Spitze des glänzenden Schwertes auf meinen nackten Babybauch.

 
    45. KAPITEL
    Ich versuche, meine Angst in
     Schach zu halten. Verteidigung in Angriff zu verwandeln.
    »So eine widerliche Tat
     bleibt nicht unentdeckt«, sage ich. »Glaubst du wirklich, ich
     wäre hierhergekommen, ohne jemandem Bescheid zu sagen?«
    »Ja, bestimmt«,
     antwortet er. »Das würde zu dir passen.«
    »Dann bist du dümmer,
     als ich dachte. Ich werde jeden Moment vermisst.«
    Jakob legt das Schwertblatt
     über meinen nackten Babybauch.
    »Hör auf damit!«,
     rufe ich.
    Das höhnische Grinsen
     auf den rosafarbenen Lippen steht dem hübschen Gesicht nicht. Gibt
     ihm einen unmenschlichen Anstrich.
    »Du hast nur noch eine
     Chance: Hör auf mit diesem Unsinn, und lass mich unbehelligt gehen!«,
     fahre ich wütend fort.
    »Kalli hat auch
     gedroht.«
    Ich ergreife sofort die
     Gelegenheit. Versuche, Jakob mit der Vergangenheit zu beschäftigen.
    »Mit was hat er
     gedroht?«, frage ich.
    »Dass er alles Pfarrer
     David erzählen wird.«
    »Wollte er dem Pfarrer
     über die Engelspiele deines Vaters berichten?«
    »Engelspiele?«,
     wiederholt Jakob und hebt das Schwert hoch in die Luft. »Du bildest
     dir wohl immer ein, alles zu wissen.«
    »Ich weiß nicht,
    
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