Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen
Autoren: Stella Blomkvist
Vom Netzwerk:
dass die Geschichte von Hlédís'
     Seitensprung richtig war.
    »Was weißt du
     über die zweite Vorsitzende, die ihren Platz im Gemeinderat einnimmt?«
    »Pfarrer David meint,
     dass sie sich aus dem Konflikt herausgehalten hat. Wir haben bereits ein
     Treffen für heute Nachmittag mit ihr vereinbart, um den Fall zu
     besprechen.«
    »Gut.«
    Ich versuche, mich auf die
     wichtigsten Aufgaben des Tages zu konzentrieren. Muss einige Sachen
     erledigen, die schon viel zu lange hinausgeschoben wurden.
    Höre mir jedoch die
     Nachmittagsnachrichten im Radio an und erfahre, dass die Goldjungs
     ungehalten auf Mákis vorsichtig formulierten Artikel im
     Nachrichtenblog reagiert haben, wo er erwähnt, es gebe möglicherweise
     eine Verbindung zwischen dem Mord an Donald Garber und Karl Iliugason im
     Jahr 1974. Und auch, dass der Bezirksverwalter in Reykjanesbaer bestätigt
     hat, dem Amt liege ein Antrag zur Wiederaufnahme der Ermittlungen im Fall
     Karl Iliugason vor, der gerade begutachtet wird.
    Der Himmel über der
     Midnesheidi ist gegen sechs Uhr abends dunkel und bewölkt, als ich
     Kjartan Karlsson am Tor zur Radarstation in Rockville treffe. Die einmal
     war. Wahrscheinlich dauert es nicht mehr lange, bis der nächste
     Schauer uns an diesem Regentag eine Dusche beschert.
    Ich kann undeutlich die
     hellen Buchstaben im nassen Asphalt erkennen: STOP!
    »Ein zwei Meter hoher
     Drahtzaun war um das ganze Gelände gezogen worden«, sagt
     Kjartan. »Die Militärpolizei lief immer Streife, Tag und Nacht,
     und hat alle registriert, die auf die Base fuhren oder wieder
     hinauswollten. Ihre Wachhütte stand hier rechts von der Straße,
     genau innerhalb des Zaunes.«
    Die Ruinen der Radarstation
     fallen in der eintönigen Felslandschaft kaum auf.
    Die sichtbaren
     Hinterlassenschaften bestehen vor allem aus asphaltierten Straßen
     kreuz und quer durch das Gebiet und zig betonierten Kellern mit dazugehörigen
     Parkplätzen für zweihundert Leute. Manche davon sind äußerst
     mitgenommen von den schweren Arbeitsfahrzeugen, die die Militärgebäude
     abgerissen und den Müll auf Lastwagen geschaufelt haben. Zwischendrin
     stehen ein paar gebeutelte Bäume, die an Pfosten festgebunden wurden.
    Asphalt und Beton. Steine,
     Erde und Felsen.
    Kein Wunder, dass die Amis
     diesen unfreundlichen Außenposten des amerikanischen Weltimperiums
     Rockville genannt haben. Stadt der Steine.
    »Hier links war die
     Zentrale«, sagt Kjartan.
    Er geht mit langen Schritten
     vor mir her. Wie ein ungeduldiger Fremdenführer. Bleibt schließlich
     vor einem großen, länglichen Fundament stehen.
    »Sie hatten zwei
     riesige Radarkugeln hier auf dem Haus, die wie überdimensionierte
     Tennisbälle aussahen«, sagt er und dreht sich um. »In
     diesem Haus war die Zentrale mit Computern und Fernmeldegeräten und
     anderer Ausrüstung, um Radarsignale empfangen und bearbeiten zu können
     und um die Informationen schließlich weiterzuschicken. Hier befand
     sich ein paar Jahrzehnte lang das Gehirn und das Herz der Radarstation der
     US Army.«
    Kjartan guckt sich um und lächelt.
    »Von dieser Zentrale
     aus hat die Army beobachtet, wenn sich Militärflugzeuge des
     russischen Bären entweder Island, Grönland oder Kanada genähert
     haben«, erklärt er begeistert. »Sobald die Russen auf dem
     Radarschirm auftauchten, hat man die Kriegsbomber vom Keflaviker Flughafen
     in die Luft geschickt, um die Russen nördlich und westlich von Island
     zum Tanz aufzufordern. Es war eine Art Pseudokrieg, der aber ernsthaft geführt
     wurde. Wer erinnert sich heute noch daran?«
    Mich interessieren die alten
     Kriegsspielchen der Russen und Amis nicht. Danke nur dafür, dass es
     ihnen nicht gelungen ist, uns alle in die Luft zu sprengen.
    »Wo liegt dieser
     Bunker?«, frage ich.
    Der Sportlehrer sprintet nach
     Norden. Leichten Fußes. Bleibt knapp neben dem Ende des Fundaments
     stehen.
    »Die Treppe führte
     hier hinunter«, sagt er sicher. Und zeigt mit beiden Händen auf
     seine Füße.
    Kjartan steht auf einer
     viereckigen Stelle, wo der Beton ein wenig heller ist als anderswo am
     Fundament. Der Fleck ist geschätzte drei mal drei Meter groß.
    »Bist du sicher?«
    »Ja, ich erinnere mich
     ganz deutlich«, antwortet er. »Mir scheint, dass die Army den
     Eingang mit Beton ausgegossen hat, als sie sämtliches Hab und Gut aus
     der Station entfernt hat.«
    »War das der einzige
     Weg nach unten?«
    »Das war der Weg, den
     ich nahm, um hinein-
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher