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Das letzte Rodeo

Das letzte Rodeo

Titel: Das letzte Rodeo
Autoren: Manuela Martini
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stützen sich auf ihre Schaufeln, und als sie Margret sehen, hören sie auf zu reden.
    Der Polizist, Tim, sie kennt ihn seit Jahren, hager und blass, kommt lächelnd auf sie zu. „Es tut mir Leid um Ihren Mann – und um Ihren schönen Garten.“
    Was kümmert ihn mein Garten? Warum lächelt er? Er soll mich endlich verhaften.
    „Verstehe, dass Mels plötzlicher Tod Sie durcheinander gebracht hat.“ Sein Blick ist ratlos, sein Lächeln gequält.
    Er soll endlich die Handschellen herausholen!
    „Aber“, sagt er, zuckt die Schultern und blickt über den aufgewühlten Garten. „Wir haben keine Leiche gefunden, nichts, gar nichts.“ Er setzt seine Sonnenbrille auf. „Am besten, Sie ruhen sich mal aus, Margret.“
    Ein Scherz!, denkt sie, was für ein dummer Scherz!    
    „Kommt Männer, Abmarsch!“, ruft er, lässt sie einfach stehen.
    Ihr Idioten habt an der falschen Stelle gesucht!, will sie noch schreien, doch auf dem Rasen liegen Erdbrocken, und zwischen den Oleandern gähnt ein Loch, dunkel und leer. Nein - sie haben überall gegraben.
    Sie kann noch nicht mal mehr weinen, lässt sich nur stumm auf die Erdbrocken fallen und starrt in die grauen Wolken des Morgens.
    Somewhere we left our love behind
    hallt in ihren Ohren. Verloren ist verloren, denkt sie und erinnert sich an zwei volle Schachteln Schlaftabletten im Bad. Sie will aufstehen.    
    „Hi, Margret!“
    Sie fährt herum. Bronco, der alte Hund, rennt freudig bellend auf sie zu. Pete steht da, braungebrannt und muskulös, in weißen Shorts und weißem Shirt. Das graue Haar gelockt und voll. Er lächelt.
    „Ich wollte gestern Abend den Pool saubermachen, doch Bronco hat wie ein Wilder da hinten gebuddelt.“ Er zeigt zu den Oleandern. Sie starrt zu der leeren Grube.
    Er zögert ein wenig befangen.
    „Na ja,... ich hab’s wieder ... wieder... in Ordnung gebracht.“
    Sie weiß nicht, was sie sagen, was sie denken, was sie fühlen soll.
    Er sieht in die Ferne.
    „Ach, Margret, es ist so ein weites, großes Land...“
    Sie folgt seinem Blick.
    Rotglühend steigt die Sonne über die Bäume. Grüngelbe Papageien krächzen, eine Schar winziger blauer Vögel flattert aus dem Hibiskusbusch, über dem Horizont färbt sich der Himmel langsam rosarot – warum ist sie nie so früh aufgestanden?
    Er hebt seine Hand, in der er eine Tüte hält.
    „Ich dachte mir, Sie haben sicher noch nichts gegessen... und wir könnten zusammen etwas frühstücken?“
    Ihre Blicke begegnen sich, und sie bemerkt, dass sie ihm in all den Jahren nie in die Augen gesehen hat.
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