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Das letzte Rodeo

Das letzte Rodeo

Titel: Das letzte Rodeo
Autoren: Manuela Martini
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Magnet einen gegenpoligen Magneten an. Da konnte sie gar nichts dafür.
    Der gläserne Zacken blieb einen Moment in seiner Kopfschwarte stecken. Wenn nur das viele rote Blut nicht gewesen wäre. Sie hat es nicht weggewischt. Aber ihr werden sie nichts nachweisen können. Die Polizei wird denken, ein Einbrecher hat die beiden erschlagen. Geschrien hat die Schlampe natürlich als er über ihr erschlaffte.  Da hat Margret nur mit einem Ruck ihren hübschen Kopf mit dem wallenden, blonden Haar tiefer nach unten über die Coucharmlehne gedrückt. Wie eine Wippe hat das Genick darauf gelegen. Das Knacken hat sie deutlich gehört. Es tut ihr nicht Leid. Er hat es verdient. Und sie, mit ihren blonden Haaren und dem aufreizend roten Mündchen, auch!
     
    Aber man glaubt gar nicht, wie schwer ein schlaffer Körper ist! Die Kleine hatte schrecklich lange Arme und Beine.  Margret hätte sie natürlich auch dort auf der Couch liegen lassen können, aber so nah bei ihm, nein, das wollte sie nicht. Und so schleifte sie die Junge hinaus auf die Terrasse - und rollte  sie  über den Rand in den Pool - plumps. Um ihn hat es ihr zum Schluss schon ein wenig Leid getan. Auf der Couch von einem Einbrecher erschlagen – tja.
     
     
    Was war geblieben? Zehn CDs? Fünfundzwanzig Jahre? Worte, die nicht ihr galten? Sie drückt auf den Schalter der elektrischen Fensterheber, das Seitenfenster versinkt in der Tür. Sie wirft die Zigarette aus dem Fenster. Sie drückt auf Eject, die CD springt ihr in die Hand – und -  weg ist sie, hinausgeflogen aus dem Fenster.
     
    Ihr Lachen schmeckt bitter, aber dennoch, sie wirft die nächste nach und die nächste und die nächste, bis sie alle weg sind. Fünfundzwanzig Jahre, in einer halben Minute vorbei. Im Rückspiegel sieht sie sie auf der Straße liegen. Wie leicht es sich nun fährt. Das hätte sie schon vor Jahren tun sollen.
    Niemand hat gesehen, wie sie in der Nacht nach Hause kam, weiß sie. Der nächste Nachbar ist kilometerweit entfernt. So ist sie danach einfach wieder zurückgefahren,  nach Roma. Und kann jetzt ganz unschuldig nach Hause kommen.
     
    Morven. Das Ortsschild fliegt vorbei. Sie tritt auf die Bremse, rollt langsam über den Weg, der zu ihrem viel zu weißen Haus mit der überbreiten Veranda führt. Er wollte es so, weil er in der Kindheit in einer schmutzigen Baracke wohnte.
     
    Hinter den Eukalyptusbäumen müsste sie jetzt die Polizeiwagen sehen -  Aber da sind keine Polizeiwagen. Ihr Hals wird trocken. Direkt vor der Veranda stellt sie den Motor ab. Sie lauscht. Es ist still. Keine Stimmen. Nichts. Sie steigt aus, geht die drei Stufen hinauf zur schweren, weißgelackten Eingangstür. Zielt mit dem Schlüssel auf das polierte Schloss. Die Tür wird von innen geöffnet - sie starrt in sein Grinsen.
     
    Oh Gott, das ist nicht wahr! Das ist der Whisky! Sie torkelt, muss sich festhalten am Türrahmen. Um den Kopf trägt er einen dicken Verband. Unmöglich! Das kann nicht sein!, denkt sie,  das viele Blut gestern! – wieso konnte er das überleben?
    „Margret!“ Sein Grinsen wird hintergründig. „Komm’ rein!“
    Weiß er, was sie getan hat? Was kommt jetzt?, denkt sie, seine Rache?
    Er sieht sie so merkwürdig von der Seite an, ihr Herz rast, ihr Hals schnürt sich zu. Sollte sie fragen, warum er einen Verband um den Kopf trägt?
    „Was ist mit deinem Kopf?“, fragt sie also. Ihre Stimme krächzt.
    „Ach“ er grinst noch immer, lässt sie nicht aus den Augen. „ich bin wohl zu jemandem ein bisschen grob gewesen, der hat es mir dann mal gezeigt...“
    Was zum Teufel meint er? Weiß er es, oder weiß er es nicht? Margret geht es immer schlechter. Das alles kann nicht wahr sein, denkt sie, ich hab’ zu viel getrunken...
    „War Pete schon da, wegen dem Pool?“ Gleich wird sie sie wissen, die Wahrheit...
      „Nein. Ich hab’ ihm abgesagt.“ Er lächelt immer noch. Als gäbe es bei all dem was zu lachen!
    Vorsichtig schiebt sie sich an ihm vorbei. Über der Couch liegt eine Decke und auf dem Teppich kann sie dunkle Flecken erkennen. Also doch! Sie hat es doch getan!  Dann fällt ihr Blick in den Spiegel, der über der Couch hängt, und jetzt ist sie sicher: er hat sie darin gesehen, wie sie mit der Flasche kam – und hatte Glück, dass er so einen dicken Schädel hat...
    „Was ist?“, fragt er viel zu unschuldig.
    „Nichts, nichts!“ Wohin soll das führen?, fragt sie sich. Sie muss nachsehen, muss in den Garten zum Pool.
    Blau glitzert das Wasser
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