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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff
Autoren: Alexander Kent
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gewürfelten Hemden und den schwarzgeteerten Hüten. Keens Bootsteurer würde das Kommando führen; plötzlich fühlte sich Bolitho beunruhigt, daß Allday nicht hier war.
    Doch dann dachte er an Catherines Freude über die bevorstehende gemeinsame Reise. Als ihnen in Falmouth gemeldet worden war, Lord Godschale habe seinem Wunsch nach einer gemeinsamen Seereise entsprochen, da hatte Catherine Bolitho umarmt wie in kindlicher Begeisterung. Zusammen zu bleiben – nur darauf kam es ihnen an. Er dachte an ihre letzte gemeinsame Nacht in einem kleinen, versteckten Gasthaus, das Allday empfohlen hatte. Auch als Jenour sich zurückgemeldet hatte, waren seine Gedanken in dem kleinen Zimmer gewesen, das er mit Catherine geteilt hatte, ohne an Schlaf zu denken. Dort hatte ebenfalls ein Kaminfeuer gebrannt.
    Die Bootsgasten stellten die Riemen senkrecht und blickten gerade aufgerichtet nach achtern, während vorn der Bug festgemacht wurde. Der Erste Offizier sprang leichtfüßig über die nassen Stufen herauf, lüftete seinen Hut und hatte mit einem Blick erfaßt, daß eine Seekiste oder anderes Gepäck fehlte.
    »Guten Tag, Mr. Sedgemore.« Bolitho lächelte. »Wie Sie sehen, wird es diesmal nur ein kurzer Besuch.«
    Er und Jenour nahmen auf der Heckbank Platz; die Barkasse legte ab und schaufelte Wasser über den Bug, als sie aus dem Lee des Anlegers glitten.
    »Läuft alles nach Plan mit den Reparaturen, Mr. Sedgemore?«
    Der Erste Offizier schluckte. Er war solch freundliche Worte von Vizeadmiralen nicht gewohnt.
    »Aye, aye, Sir Richard. Wir werden wohl noch einen Monat brauchen.«
    Bolitho beobachtete die Boote, die von den Werften herüberkamen, und eine Jolle, die einen Mast schleppte. So viele Schiffe wurden hier wieder ausgerüstet. Aber wenn Napoleon wirklich in Spanien einmarschierte, mußte die Seeblockade noch enger werden. Mit Bedauern dachte er an Herrick. Selbst dessen arme, zusammengeschossene
Benbow
würde man sicher wieder in neue Seegefechte schicken.
    In der Ferne peitschte ein Musketenschuß, und auf das Vordeck der
Black Prince
rannten Männer. Wahrscheinlich hatte ein Seesoldat auf jemanden geschossen, der desertieren wollte.
    »Ich nehme an, den haben sie getroffen!« murmelte Sedgemore.
    Ruhig sah ihn Bolitho an. »Wäre es nicht sinnvoller, wenn Sie Ihre Seesoldaten am Ufer postierten? Die würden die Männer festnehmen, wenn sie an Land schwimmen. Aber von einer Leiche hat niemand etwas.« Das klang ganz freundlich, doch Jenour sah, wie der Erste Offizier das Gesicht verzog, als habe ein Hieb ihn getroffen.
    Die nächsten Augenblicke verlangten seine volle Aufmerksamkeit: das schlüpfrige Fallreep, das Trillern der Pfeifen, das Stampfen der Füße und das Knallen der Gewehrkolben, mit dem die Ehrenwache vor ihnen salutierte.
    Dann trat Keen grüßend und mit lächelndem Gesicht auf sie zu. Sie schüttelten einander die Hände, und Keen begleitete sie nach achtern in die große Kajüte.
    »Nun, Val?« Bolitho setzte sich und sah seinen Freund an.
    »Ich werde Ihnen heute nicht lange zur Last fallen.«
    Keen schenkte Rotwein ein. Bolitho fielen die harten Linien um den Mund seines Flaggkapitäns auf, Spuren der Verantwortung und eines schweren Kommandos. Der Mann war ständig gefordert, um die zahllosen Schwierigkeiten der Reparatur zu meistern. Nicht die kleinste Spur der Schlacht durfte zurückbleiben. Er mußte fertigwerden mit einer zu kleinen Besatzung, mit dem Anbordnehmen und richtigen Stauen von Pulver und Kugeln. Er mußte neue Wachlisten aufstellen, um die wenigen erfahrenen Männer richtig unter die Freiwilligen und Gepreßten zu verteilen. Bolitho hatte all das selber kennengelernt, schon auf seinem ersten Kommando, einer kleinen Korvette der Royal Navy.
    »Schön, Sie zu sehen.« Keen reichte ihm ein Glas. »Aber Ihre Worte klingen etwas rätselhaft.« Er lächelte, allerdings nicht mit den Augen.
    »Wie geht es Zenoria? Sie vermißt Sie sehr, nicht wahr?«
    Keen drehte sich um und nestelte an seinen Schlüsseln.
    »Heute morgen kam eine Depesche für Sie an Bord, Sir. Mit reitendem Boten von der Admiralität.« Er öffnete eine Schublade und nahm den Umschlag heraus. »Tut mir leid, ich habe nicht sofort daran gedacht.«
    Bolitho betrachtete das Siegel, Schlimmes ahnend. Auch Catherine hatte so eine Andeutung gemacht.
    »Ich bin nach Kapstadt kommandiert worden, Val, um dafür zu sorgen, daß man dort nicht allzu träge wird. Wir brauchen da unten viel mehr Patrouillen. Vor allem
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