Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
jetzt, nachdem das Gesetz gegen die Sklaverei im Parlament verabschiedet worden ist. Sklavenhändler, Piraten und anderes Gesindel müssen aufgespürt werden.«
    Keen sah ihn an, als habe er nicht verstanden.
    Ruhig fügte Bolitho hinzu: »Für das Kommando in Kapstadt sucht man noch einen erfahrenen Kapitän. Er wird einen Kommodorewimpel setzen können. Ich werde nach dem Einsatz auf die
Black Prince
zurückkehren, aber falls Sie das Kommando übernehmen möchten, müssen Sie in Kapstadt bleiben.«
    »Ich, Sir?« Perplex setzte Keen das Glas ab. »Ich soll das Kommando über die
Black Prince
aufgeben?« Ungläubig sah er Bolitho an. »Und Sie verlassen, Sir?«
    Bolitho lächelte. »Der Krieg erreicht wieder mal einen Wendepunkt, Val. Wir müssen eine Armee auf dem Kontinent anlanden und brauchen dafür unsere besten Männer. Sie gehören dazu, haben längst eine Beförderung verdient. Die Flotte braucht erfahrene Offiziere wie Sie – gerade jetzt nach Nelsons Tod.«
    Ihm fielen die Worte des Generals ein, den er kurz vor der Eroberung Kapstadts getroffen hatte: »Alle Triumphe auf See sind erst dann etwas wert, wenn die englische Infanterie den feindlichen Strand hinaufmarschiert.«
    Keen trat an ein Heckfenster, auf dem die Gischt eingetrocknet war, und blickte nach unten in das unruhige Wasser.
    »Wann wäre das, Sir?« Er wirkte wie gelähmt von der unerwarteten Wendung.
    »Bald. Die
Black Prince
wird sicher noch einige Wochen unter Obhut der Werft bleiben.«
    »Welchen Rat würden Sie mir geben, Sir?« Keen drehte sich um.
    Bolitho schlitzte den dicken Umschlag auf. »Ich weiß, was es bedeutet, von einer geliebten Frau getrennt zu sein. Aber es ist das Los aller Marineoffiziere. Und es ist die Pflicht eines Offiziers, jede Möglichkeit für eine Beförderung zu nutzen, damit er seinem Land mehr nutzen kann als vorher.«
    Keen sah zur Seite. »Dann nehme ich an, Sir.« Das sagte er ohne jedes Zögern.
    Bolitho überflog, was ihm da in sauberer Bürokratenschrift mitgeteilt wurde. Dann sagte er ernst: »Auf diesem Schiff haben Sie noch eine schwere Aufgabe, Val.« Er warf den Brief auf den Tisch. »Es wird hier in Portsmouth eine Untersuchung geben. Ihre Lordschaften haben entschieden, daß Konteradmiral Herrick sich vor einem Kriegsgericht verantworten muß – und zwar bald.«
    Keen nahm den Brief auf. »Unehrenhaftes Verhalten und Pflichtverletzung.« Weiter las er nicht. »Lieber Gott, was soll das, Sir?«
    »Lesen Sie weiter. Die Verhandlung wird auf der
Black Prince
stattfinden, über die Sie das Kommando führen. Auf meinem Flaggschiff.«
    Keen verstand endlich. »Dann will ich schnell zum Kap, Sir!« Verbittert fügte er hinzu: »Für so etwas bin ich völlig ungeeignet!«
    Bolitho erhob sich und nahm seinen Hut aus der Hand des Stewards entgegen. »Wenn Sie sich endgültig entschieden haben, Val, sagen Sie’s mir; sagen Sie’s uns. Das darf man von Freunden erwarten.«
    Ebenezer Julyan, der Master, wartete draußen am Ruder – wohl mit voller Absicht, wie es Bolitho schien, um ihn zu sprechen.
    Als wäre alles erst gestern geschehen, erinnerte sich Bolitho an den Master. Der hatte diebisch gegrinst, als sie mit der
Black Prince
auf die gewaltige
San Mateo
zugesegelt waren. Bolitho hatte ihm seinen goldbesetzten Dreispitz gegeben. Julyan sollte ihn aufsetzen, um den Feind glauben zu machen, die
Black Prince
sei eine dänische Prise.
    »Haben Sie meinen Hut wirklich Ihrem Sohn geschenkt, Mr. Julyan?« sprach er ihn an.
    Der Mann lachte. »Weiß Gott, Sir. Das ganze Dorf stand Kopf. Schön, Sie wiederzusehen, Sir Richard!«
    Bolitho schaute sich um, suchte andere bekannte Gesichter, die damals mit ihm dem Tod getrotzt hatten. Dann berührte er das silberne Amulett unter seinem Hemd. Catherine hatte es ihm morgens um den Hals gelegt wie immer, wenn sie sich trennten. »Möge das Glück dich immer leiten«, hatte sie gesagt. »Möge meine Liebe dich immer beschützen.«
    Aber es war nicht richtig, an das Glück zu denken, das ihm Catherine geschenkt hatte, wenn Keen so niedergeschlagen war.
    Lady Catherine Somervell trat an das Fenster mit dem schmalen eisernen Balkon und blickte auf das unruhige Wasser der Themse hinaus. Die Stadt war schon hellwach gewesen, als ihre von der langen Reise schmutzstarrende Kutsche endlich vor diesem kleinen eleganten Haus in Chelsea gehalten hatte. In den Straßen boten Händler, die von den vielen Märkten kamen, lauthals Fleisch, Fisch oder Gemüse an. Ja, das war die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher