Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
Männern beschützt wurde.
    Er dachte auch an das letzte Gespräch mit Lord Godschale in der Admiralität und an dessen Versuche, ihn zu beschwichtigen, bevor es zu Kontroversen kam.
    »Ihre Lordschaften bestehen darauf: Sie sind der beste Flaggoffizier für diese Aufgabe in Kapstadt. Sie haben damals entscheidend dazu beigetragen, daß die Stadt erobert wurde. Unsere Leute kennen Sie und vertrauen Ihnen. Lange wird es sicher nicht dauern, bis Sie regelmäßige Patrouillen da unten im Süden organisiert haben und endlich die großen Kriegsschiffe nach England auf den Weg bringen. Sobald Sie dort einen Vollkapitän etabliert haben – meinetwegen auch als Kommodore –, kehren Sie zurück. Ich stelle Ihnen eine schnelle Fregatte zur Verfügung und gebe Ihnen meine volle Unterstützung.« Godschale seufzte wie unter einer schweren Last. »Während Admiral Gambier und Ihr Geschwader den Konvoi der dänischen Schiffe nach England zusammenstellten, war Napoleon schon wieder mit anderen Absichten unterwegs, verdammt soll er sein. Zweimal hat er – vergeblich, Gott sei Dank – versucht, sich die dänische Flotte anzueignen. Er hat die Türken bewogen, sich gegen ihren alten Verbündeten, den Zaren von Rußland, zu wenden. Wenn wir ein Loch stopfen, öffnet er zwei neue.«
    Bolitho gestand sich eine gewisse Bewunderung für Napoleons überaus flexible Strategie ein. Kurz nach Herricks hoffnungslosem Kampf für den Konvoi war die französische Armee in Portugal einmarschiert, hatte im November Lissabon genommen und die königliche Familie auf ihre Besitzungen nach Brasilien vertrieben. In Whitehall hieß es, daß Spanien gegen seinen Willen der nächste Verbündete Napoleons werden würde. Wieder einmal würde der Korse einen ungeheuren Machtzuwachs erzielen und mit Spaniens Reichtümern im Rücken jeden bedrohen, der sich ihm in den Weg stellte.
    »Diesmal überspannt er den Bogen«, hatte Bolitho geantwortet. »Er hat sich die Portugiesen zu Feinden gemacht, und Spanien wird sich gegen ihn erheben. Was wir brauchen, ist eine Stelle, wo unsere Armee landen kann und als Freunde und Befreier begrüßt wird.«
    Godschale hatte abweisend vor sich hin geschaut. »Ja, ja. Vielleicht.«
    Auch das nächste Geheimnis kannten Jenour, Yovell und Allday: Bolitho hatte sich geweigert, mit einer Fregatte nach Süden zu segeln. Godschales volles Gesicht färbte sich fast purpurn vor Zorn, als er laut sagte: »Wollen Sie etwa Lady Catherine Somervell mit auf die Reise nach Kapstadt nehmen?«
    Bolitho hatte kühl erwidert: »Ein Kriegsschiff ist nichts für eine Dame, Mylord. Obwohl ich sicher bin, daß Lady Catherine mit Freuden an Bord kommen würde.«
    Godschale hatte sich den Schweiß vom Gesicht gewischt.
    »Also ein schnelles Schiff im Auftrag der Admiralität. Sie sind ein Mann, der schwer von anderen Ideen zu überzeugen ist, Sir Richard. Was werden aber die Leute sagen, wenn sie entdecken, daß …«
    »Wir müssen eben dafür sorgen, daß es niemand erfährt, Mylord.«
    Als er die Neuigkeit Catherine mitteilte, hatte sie überrascht und erregt reagiert.
    »Bei dir zu sein, Liebster, statt nur von deinen Unternehmungen in der ›
Gazette
‹ zu lesen, mehr kann ich mir nicht wünschen!«
    Die Tür öffnete sich jetzt, der Diener steckte den Kopf ins Zimmer. »Verzeihen Sie, Sir Richard, aber es wurde eben gemeldet, daß Ihre Barkasse von der
Black Prince
abgelegt hat.«
    Bolitho nickte und sagte zu Jenour: »Ich wette, Kapitän Keen wird überrascht sein, daß ich nicht an Bord bleibe.«
    Jenour folgte ihm aus dem gemütlich warmen Raum, der ausschließlich für Flaggoffiziere eingerichtet war, ins Freie. Er wußte, daß Keen Bolitho genauso verehrte wie er selber. Würde er das Kommando über die
Black Prince
aufgeben, um einen dubiosen Posten in Kapstadt zu übernehmen? Zwar würde er dann den Wimpel eines Kommodore führen können und hätte sehr gute Aussichten, zum Vizeadmiral befördert zu werden. Aber das hieße auch, so kurz nach der Hochzeit seine junge Frau zu verlassen und später alle Verbindungen mit Bolitho zu kappen, der jetzt auf den nassen Stufen des Anlegers stand und über die glitzernden Wellen blickte.
    Ich bin froh, daß ich solche Entscheidungen nicht fällen muß, dachte er. Noch nicht, jedenfalls … Bolitho hüllte sich eng in seinen Bootsmantel und beobachtete die Barkasse. Sie tanzte in den kurzen Wellen, die Riemen hoben und senkten sich wie ein einziger, und die Bootsgasten sahen gut aus in ihren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher